Benjamin Clementine 2019

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Wilson
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Benjamin Clementine 2019

Beitrag von Wilson »

Following recent tours of the UK and US with David Byrne, the artist Benjamin Clementine has announced a special, one-off series of acoustic headline dates in Europe. Taking place across May & June 2019, the run of shows offers the chance to experience Clementine's arresting and impassioned songwriting and live performance stripped back to an intimate acoustic setting. Entitled 'An Evening With Benjamin Clementine & His Parisian String Quintet', the unique live experience will see Clementine take to the stage backed by five French string players, including Barbara Le LiePvre on cello. Throughout the night Clementine will perform songs taken from his two critically-acclaimed albums: the Mercury Prize-winning debut At Least For Now, released in 2015, and his 2017 sophomore album I Tell A Fly, which continued to build on the widespread success of his debut and led to NPR declaring Clementine ‘a musical George Orwell for our time.’ These will be Benjamin Clementine's only live shows in Europe across Spring/Summer 2019.
05/05/2019 Den Atelier Luxembourg
06/05/2019 De Roma Vzw Antwerp
07/05/2019 Amsterdamse Bos Amsterdam
09/05/2019 Alte Oper Frankfurt
10/05/2019 Konzerthaus Dortmund
12/05/2019 Fabrik Hamburg
19/05/2019 Kaufleuten Zürich
21/05/2019 Akzent Theatre Vienna





Mal sehen, ob ich nochmal hingehe. Der Auftritt 2017 in der Luxemburger Philharmonie war gleichzeitig tief bewegend und völlig irre.

Ich habe damals einen Artikel für das Empire verfasst:

>>Nur ein paar Tage vor dem Auftritt von Benjamin Clementine bekam ich eine Mail der Luxemburger Philharmonie, die daran erinnerte, dass noch ausreichend Restkarten für das Konzert verfügbar seien. Ich hatte ein wenig über den Künstler gelesen, kannte jedoch keinen einzigen Song von ihm. Aber ich hatte Lust, etwas Neues auszuprobieren, einen neuen Künstler kennenzulernen. Ich habe in der Vergangenheit auch schon das ein oder andere Jazzkonzert angehört, bei dem ich vorher nichts von dem Künstler kannte aber im Falle des 28jährigen Londoners hatte tatsächlich keine Ahnung, worauf ich mich da einlasse. Clementines Auftritt ist wahrscheinlich am besten mit dem Adjektiv eigenwillig zu beschreiben. Das fängt schon an mit dem Bühnenbild: der Flügel in der Mitte, rechts und links zwei Podeste auf denen der Bassist und der Schlagzeuger platziert werden. Über der Bühne hängen zwei große Navigationsscheiben, die während des Konzertes angestrahlt werden. Außerdem stehen insgesamt 13 nackte, weiße Schaufensterpuppen auf der Bühne, ausschließlich Kinder und schwangere Frauen. Die Texte von Clementines neuen Album behandeln u.a. das Flüchtlingslager von Calais und die Traumatisierung von Kindern. Immer wieder kommt er an dem Abend auf die Entfremdung in unserer Gesellschaft zurück wobei er das englische Wortspiel vom Fremden und Außerirdischen, also vom Alien, verwendet. In einer seiner längeren Ansprachen stellt er fest, dass das Publikum in der Philharmonie in Luxemburg nur zu einem kleinen Teil aus Einheimischen besteht, die meisten Zuhörer sind eben Aliens aus Deutschland und Frankreich. Eigenwillig auch die minutenlangen Versuche, das Publikum zum Singen zu bewegen, noch eigenwilliger die Tatsache, dass er jede einzelne Puppe auf der Bühne vorstellt (Alien No. 1, Alien No. 2 usw. bis No. 13). Eigenwillig auch die Musik seines zweiten Albums, das wenig anschmiegsame Harmonien und praktisch keine Hooklines oder gar rasch einprägsame Refrains enthält. Eigenwillig die hochgetürmte Frisur, die blauen Einteiler, in denen sich alle drei Musiker präsentieren, übrigens alle drei barfuß. Aber jedes Mal, wenn man denkt, wo bin ich hier eigentlich gelandet, fängt Benjamin Clementine an zu singen und versetzt einen in einen fast spirituellen Zustand. Seine Stimme wird häufig mit der von Nina Simone verglichen, aber Clementine erinnert ständig an jemand anderen, nicht nur an Simone, sondern gelegentlich auch an Bowie, dann wieder an eine Opernsängerin. Ich habe so eine Stimme auf der Bühne noch nie gehört. Und so wundert einen auch sein relativ rascher Aufstieg vom obdachlosen Straßenmusiker in Paris zum Mercury Preisträger für das beste britische Musikalbum des Jahres 2015 nicht länger. Die Frage ist für mich, ob Clementine nicht zu eigen und sonderbar ist, um dauerhaft kommerziellen Erfolg zu haben. Während das erste Album noch sehr harmonisch klingt, hat er offensichtlich viele Fans und Kritiker mit dem zweiten auf die Probe gestellt. Das sehr gemischte Publikum in der Luxemburger Philharmonie schwankte immer wieder zwischen Irritation und großer Begeisterung. Am Ende gab es jede Menge stehenden Beifall und eins ist sicher: wenn ich die Liste meiner Konzerte der letzten zehn oder 15 Jahre durchschaue, stelle ich fest, dass ich mich an viele nur sehr bruchstückhaft erinnern kann. Der Auftritt von Clementine wird dagegen auf lange Zeit präsent bleiben. Er hat es geschafft, mich hundert Minuten lang wirklich konzentriert zu fesseln. Es gibt immer wieder Auftritte, bei denen ich merke, wie ich abschweife, ganz besonders wenn ich am Ende meines Arbeitstages noch anderthalb Stunden fahren muss um den Auftritt eines Künstlers wahrzunehmen. Bei Clementine war man die ganze Zeit gespannt, was als Nächstes passieren wird. Und das darf man als großes Lob betrachten.<<
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