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Karlsruhe, Schwarzwaldhalle So. 08. Nov. 09Kurz zu meinen Erfahrungen mit Yes und insbesondere mit Yeskonzerten, die ich besucht habe.
Ich bin Jahrgang 62 und über meinen vier Jahre älteren Onkel zur Musik gekommen. Dieser Onkel ist Drummer und hörte Bands wie King Crimson, ELP, Return to Forever, Pink Floyd, Billy Cobham und natürlich auch Yes. Mir fielen als fast Teenager die Cover auf. Die Musik hatte eine große Faszination auf mich. Und ich blieb bis heute bei Yes hängen. Rick war neben Emerson der Grund, Keyboard zu spielen. Soweit zu meiner Vorgeschichte.
Yes habe ich nur einmal 2004 in der Europahalle erlebt. Und dort mit der klassischen Besetzung. Natürlich war ich begeistert, aber…., dazu komme ich noch.
Ich hatte mich um 19 Uhr mit 2 Freunden vor der Halle verabredet. So richtige Lust hatte ich keine, da ich zuvor 3 Stunden mit meinem Großen Mathe pauken musste und ich ziemlich geschafft war. Meine Freunde waren noch nicht da, da kam ich ins Gespräch mit einem Vater und seinem 10 jährigen Sohn. Beide Yesfans. Ich sah im Verlauf des Konzerts noch so eine (überwiegend Väter), die mit ihren Kindern das Konzert besuchten.
Die Schwarzwaldhalle ist mir noch in übler Erinnerung. Das letzte Konzert erlebte ich mit Stan Web Chickenshack und UFO in dieser Halle. Die Akustik ist aufgrund der durchhängenden Decke berüchtigt. Aber auch dazu später mehr….
Meine Freunde kamen so kurz nach 19 Uhr. Beides Musiker. Dominik spielt Drums und Gitarre. Matse ist Basser. Beide hatte ich über Myownmusic kennen gelernt. Dominik hatte Karten genau neben dem Mixer besorgt. Da sollte die Akustik wohl am besten sein. Und die Akustik war, dank der aktuellen technik überraschend gut. Und im Gegensatz zu Karlsruhe spielte Yes auf einem angenehmen Lautstärkeniveau, so dass meine obligatorischen Ohrenstöpsel in meiner Tasche bleiben konnten.
Vor dem Konzert schauten wir uns noch das Equipment der Herren an. Dominik verzog etwas das Gesicht als er den Line 6-Amp und die Fußleiste bei Steve sah. Oliver´s bestand überwiegend aus Korgteile bis auf einen Little Fatty von Moog. Also der kleine Bruder des Minimoog Nachfolgers Voyager.
Kurz nach 20 Uhr begann das Konzert mit der Firebird Suite. Und das löst bei mir unweigerlich Gänsehaut aus, erstrecht als die Band mit Siberian Khatru eintieg. Unglaublich kraftvoll und auf den Punkt gespielt, war die Band gleich da. Meine Meinung zu Good People, And You And I und Owner deckt sich mit dem bereich von sooner. Onward war für mich hingegen das schlechteste Stück des gesamten Sets. Langweilige Harmonieführung getragen durch Olivers „Streicher“, die leider klangen wie die Presets, die ein Alleinunterhalter anspielt, wenn er eine Klavierbegleitung braucht. Das Solo wurde von Oliver mit einem „Brassound“ gespielt, der nicht trug, nicht heraus stach und mich einfach langweilte. Einzig Steves Gitarre konnte mich bei dem Song ne zeitlang fesseln, aber mit der Zeit nervte sie dann. Sicher das Stück ist ein „Vokalstück“, welches durch die Stimme geprägt wird. David machte seine Sache auch nicht schlecht. Aber für mich sollte das Stück das einzig Negative an dem Abend bleiben.
Denn ich war begeistert. Als Steve mit der übrigen Band bei Yours Is No Disgrace sich in einen Rausch spielte, hatte ich nur Gänsehautmomente. Was mir bei dem Konzert 2004 fehlte, war das Bandgefühl. Und das war hier ganz deutlich zu spüren. Und dazu trug merkwürdiger Weise Oliver Wakeman entscheidend zu bei. Seine zurückhaltende Art ermöglichte Steve noch mehr in den Vordergrund zu stehen. Es ist faszinierend zu sehen, wie dieser Hexenmeister aus dem Mittelalter seine rund 20 verschieden Gitarren bedient. Die Soli sind immer auf höchstem Niveau und geprägt durch seinen unverkennbaren Stil. Oliver hingegen beschränkte sich aufs Begleiten. Seine Soli waren unspektakulär. Schade, dass er den Moog auf einer Einstellung beließ und alle Soli mit diesem Sound bestritt. Ich hätte mir auch mehr Ausstrahlung gewünscht. Aber er ist so wie er ist und macht seine Sache gut. Und er trägt zum gelingen diese Bandkonzeptes bei. Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass ich Rick nicht vermisse. Und das sagt einer, der ein Jahr The Six Wive (Live) rausgehört hat und nachgespielt hat. Das Konzert zeigte mir, dass das Gefüge in der Band mit dem etwas blasseren Oliver besser passte. Steve ist nun neben Chris ganz klar der Chef im Ring. Und das tut der Band meines Erachtens gut.
Apropos Chris. Er ist einfach nur ne Macht. Technisch gibt es wohl einige bessere Bassisten. Aber wenn er die Töne anspielt, dann mit einer ungeheuren Kraft. Sein Bassspiel war für mich schon immer prägend für den Sound von Yes. Alan ist einfach das verlässliche Rückrad der Band. Ungeheuer songdienlich, was er macht. Bewundernswert präzise und auch das Solo hat mir sehr gefallen. Nicht auf Show aus, sondern rhythmisch kraftvoll gespielt. So gerne ich Bruford mag, aber seit dem Konzert ist er für mich der passendere Drummer für Yes.
Ein paar Worte zu David. Man stelle sich vor, man spielt Jahre in einer Coverband und wird von seinen Heroen gefragt, als Frontsänger mitzuwirken. In der Coverband war alles so ausgelegt, zu klingen wie die Vorbilder. Gesten wurden einstudiert. Nun bin ich eher instrumental orientiert, wobei der Gesang von Jon erst Yes zu einer meiner Lieblingsbands machte. Mir gefiel sein Gesang. Er klang überwiegend wie Jon. Der Satzgesang war, bis auf ein paar kleine Aussetze von Chris, sogar besser als in Karlsruhe 2004. man sollte ihm Zeit lassen, seinen Platz zu finden.
Nochmal, ich war begeistert. Für mich spielte die Band aus einem Guss. Das Set war überwiegend wie für mich gemacht. Ich gehöre zu der Fraktion, die jederzeit wieder zu einem Konzert in dieser Bandbesetzung gehen würde.
Grüße Markus