DMB in Köln und Frankfurt

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DocFederfeld
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DMB in Köln und Frankfurt

Beitrag von DocFederfeld »

What is a band without saxophone
Ooh ooh saxophone is grand
(Phish, “Simple”)


Die Dave Matthews Band live in Köln und Frankfurt (Teil 1)


Der Film “Year Of The Horse” von Jim Jarmush über Neil Young beginnt mit einer Szene vor der Frankfurter Festhalle – nach dem Konzert am 14. Juli 1996. Ich bin leider nicht darauf zu sehen – aber ich war da. An diesem Abend habe ich nicht nur Neil Young erlebt, sondern auch zum ersten Mal die Dave Matthews Band, die mir völlig unbekannt war und als Support auftrat.

DMB haben mir gefallen, aber zum Fan bin ich damals noch nicht geworden. Erst als ich vor ein paar Jahren begonnen habe, neben den Grateful Dead auch andere amerikanische Jambands wie Phish oder moe. anzutesten, bin ich dann auch wieder auf DMB gestossen und habe mir nach und nach ihre Alben gekauft und Konzerte heruntergeladen. Der entscheidende Unterschied von DMB zu Phish und anderen ist für mich nicht die unterschiedliche Instrumentierung, sondern dass bei DMB die Songs auch ohne Jam funktionieren, wie man besonders gut auf den Alben hören kann, die Matthews mit Tim Reynolds im Duo aufgenommen hat.

Köln, Februar 28th ,2010


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Köln war also das erste Konzert für mich nach fast 14 Jahren – um dort hinzukommen, musste ich erst einmal durch das Orkantief “Xynthia” fahren, was alles andere als ein Vergnügen war. Im Palladium war ich zum ersten Mal; eine alte Fabrik – natürlich nicht als Konzerthalle geplant, aber ich habe schon schlechtere Locations erlebt. Der Sound war jedenfalls sehr ordentlich und auch die Organisation klappte.

Nach ein paar Takten Still Water ging das Konzert mit Don't Drink the Water los – für mich der klassische Opener – „Europe 2009“, „Live at Mile High Music Festival“, „The Central Park Concert“ beginnen alle mit diesem Song – keine Überraschung, aber ein solider Beginn. Weiter ging es mit einem meiner persönlichen Lieblingssongs, Satellite, das schon auf dem (Live)-Debüt Remember Two Things von 1993 und auch auf dem allerersten Studioalbum der Band von 1994 erschien. Dann kam ein erster „GrooGrux King“-Block – Funny The Way It Is, Seven und Shake Me Like A Monkey: Ich höre das aktuelle Studioalbum von DMB sehr gerne und live haben alle Songs noch mehr Drive – abgesehen davon unterscheiden sich die Versionen ja oft erheblich. Nach Where Are You Going, einer Single von „Busted Stuff“ (2002) folgte You Might Die Trying, ein Song, den ich live großartig finde. Lying In The Hands Of God endete mit einem minutenlangen Saxophonsolo von Jeff Coffin – für mich der beste Song von „GrooGrux King“.

Es folgte die erste von drei Coverversionen des Abends: Burning Down The House von den Talking Heads. DMB halten sich sehr eng an das Original. Danach kam wieder ein Klassiker – Jimi Thing, einer der meistgespielten Songs der Bandgeschichte. Nach Spaceman und Why I Am, das dem verstorbenen LeRoi Moore gewidmet wurde, kam viel bejubelt Crash Into Me – ich weiß gar nicht, was an diesem Song so speziell ist. Für mich jedenfalls kam danach der Höhepunkt des Konzerts – die Sequenz So Much To Say > Anyone Seen the Bridge > Too Much (Tease) > Ants Marching – das reine Vergnügen, wie die Band sich durch die Songs jamt. Der reguläre Konzertteil endetet mit You And Me und All Along The Watchtower, dem Lieblingscoversong von DMB.

Zur ersten Zugabe kam Dave Matthews allein auf die Bühne („Mit kleiner Gitarre, damit ich größer aussehe“) und spielte Baby Blue vom aktuellen Album, das mir in dieser Version besser gefällt als das Original. Dann kam noch eine dritte Coverversion – Sledgehammer; das Stück klingt ähnlich wie bei Gabriel – Matthews kann es auch stimmlich (fast) mit dem Meister aufnehmen. So Damn Lucky beendete das Konzert – in einer sehr langen Version. Dieser Song wächst bei mir mit jedem Hören. Ein würdiges Ende nach 160 Minuten.

Fazit: Eine echte Überraschung gab es an diesem Abend für mich nicht, aber eine gut aufgelegte Band und eine sehr gute Performance. Es war ein sehr gutes Konzert.

Setliste DMB, Köln, Februar 28th ,2010

01. Still Water (Tease) / Don't Drink the Water
02. Satellite
03. Funny The Way It Is
04. Seven
05. Shake Me Like A Monkey
06. Where Are You Going
07. You Might Die Trying
08. Lying In The Hands Of God
09. Burning Down The House
10. Sugar Will (Tease) / Jimi Thing
11. Spaceman
12. Why I Am
13. Crash Into Me
14. So Much To Say >
15. Anyone Seen the Bridge >
16. Too Much (Tease) > Ants Marching
17. You And Me
18. All Along The Watchtower
______________

19. Baby Blue
20. Sledgehammer
21. So Damn Lucky

___________________________________________________________________________

REMEMBER TWO THINGS 02, 16
UNDER THE TABLE AND DREAMING 02, 10,
CRASH 13, 14,
BEFORE THESE CROWDED STREETS 01,
BUSTED STUFF 06,
SOME DEVIL 21,
STAND UP 07,
BIG WHISKEY AND THE GROOGRUX KING 03, 04, 05, 08, 11, 12, 17, 19,
COVERS / JAMS, 15, 20

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DocFederfeld
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Re: DMB in Köln und Frankfurt

Beitrag von DocFederfeld »

What is a band without saxophone
Ooh ooh saxophone is grand
(Phish, “Simple”)


Die Dave Matthews Band live in Köln und Frankfurt (Teil 2)


Frankfurt, März 4th ,2010


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Das Konzert in Köln war zweifellos sehr gut; das Konzert in Frankfurt war herausragend – einer dieser magischen Auftritte, auf die man immer hofft und für die man alle die Strapazen auf sich nimmt, denn ein Konzert ist ja auch anstrengend – die Anfahrt, das lange Anstehen in der Kälte, das ewige Warten auf den Hauptakt. Frankfurt war magisch und brachte alle die Überraschung, auf die ich in Köln schon gewartet hatte.

Ich hatte eine Sitzplatzkarte, war aber staufrei mit dem Auto nach Frankfurt gekommen und schon gegen viertel nach fünf an der Jahrhunderthalle, die ich aufgrund der guten Akustik und Sichtverhältnisse seit Jahren sehr schätze. Daher habe ich mich entschlossen, mich nach vorne zu stellen und war während des Konzertes ca. 5 Meter vor der Bühne - mit guter Sicht auf Dave Matthews, Stefan Lessard und Carter Beauford, der wahrscheinlich derzeit nicht nur der beste, sondern mit Sicherheit auch der bestgelaunte Drummer der Welt ist.

Der Opener war in Frankfurt Granny – das DMBAlmanac bezeichnet ihn als den vielleicht beliebtesten, regelmässig gespielten Song der Band. Es ist auch einer der ältesten Songs und er ist nie auf einem Studioalbum erschienen. Das war ein Einstieg nach Maß und es ging direkt weiter mit Bartender, dem längsten Studiotrack der Band – ursprünglich im Rahmen der „Lillywhite Sessions“ eingespielt – einem Album, das nur als Bootleg geleaked wurde und manchen Fans (mir z.B.) als das beste überhaupt gilt (The Lillywhite Sessions). Erst später wurde „Bartender“ mit einigen anderen der Bootlegsongs auf dem Album „Busted Stuff“ veröffentlicht. Die Version in Frankfurt – mit langem Flötensolo von Jeff Coffin war großartig. Die Songs Nr. 3 bis 5 waren die gleichen wie in Köln. Dann folgte die nächste Überraschung, das düstere The Stone von 1998 – ein Song, der auch in den letzten Jahren nur selten gespielt wurde - bereits die zweite Tourpremiere nach dem Opener. Nach Why I Am kam Loving Wings– auch dieser Song ist nicht auf einem der Studioalben der Band zu finden, aber z.B. auf dem kürzlich veröffentlichten Livealbum „Live In Las Vegas“ von Dave Matthews und Tim Reynolds. Großartig, wie sich dieser ruhige Folksong nach einem Trompetensolo von Rashawn Ross in einen Jazzjam entwickelt. Die Songs You Might Die Trying und Spaceman wurden auch in Köln gespielt; es folgte Corn Bread, ein relativ neuer Song, der es nicht auf „GrooGrux King“, aber z.B. auf die „Europe 2009“ geschafft hat. Lying In The Hands Of God bot erneut ein wunderschönes Saxophonsolo. Nach You And Mefolgte Ants Marching – der einzige Song, den ich auf allen drei Konzerten gehört habe, überhaupt der meistgespielte Song der Bandgeschichte – 1034mal sagt die Fanseite, die genau nach diesem Song benannt wurde – und gerade hier fiel wieder besonders auf, wie viel Spass die Musiker auf der Bühne haben. Es war das vierte Konzert innerhalb von fünf Tagen, aber das merkt man wirklich keinem an. Sie spielen diesen Song, als wäre es das erste oder letzte Mal in ihrem Leben. Hut ab kann ich nur sagen. Time Bomb kam danach – ein Song von „GrooGrux King“, aber für dieses Jahr eine Premiere. So Damn Lucky beendete das reguläre Set – wieder in einer überlangen, sicher über zehnminütigen Jamversion mit Snippets von „Thank You“ und „Freude schöner Götterfunken“.

Die Zugabe brachte den von mir geliebten Song Sister – der vierte unveröffentlichte Song des Abends! … Und am Ende gab es nocheinmal den Watchtower, bevor nach 150 Minuten der Vorhang fiel.

Zurück bleibt die Gewissheit für mich, eine der besten Livebands dieses Planeten erlebt zu haben. Dave Matthews bedankte sich – es war das letzte Konzert in Deutschland – und hat versprochen wiederzukommen. Ich nehme ihn beim Wort.


Setliste DMB, Franfurt, March 4th ,2010

01. Granny >
02. Bartender
03. Funny The Way It Is
04. Seven
05. Shake Me Like A Monkey
06. The Stone
07. Why I Am
08. Loving Wings
09. You Might Die Trying
10. Spaceman
11. Corn Bread
12. Lying In The Hands Of God
13. You And Me
14. Ants Marching
15. Time Bomb
16. So Damn Lucky

______________

17. Sister
18. All Along The Watchtower

___________________________________________________________________________


REMEMBER TWO THINGS 14,
BEFORE THESE CROWDED STREETS 06,
BUSTED STUFF 02,
SOME DEVIL 16,
STAND UP 09,
BIG WHISKEY AND THE GROOGRUX KING 03, 04, 05, 07, 10, 12, 13, 15,
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UNRELEASED 01, 08, 11, 17,
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Topographic
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Re: DMB in Köln und Frankfurt

Beitrag von Topographic »

Danke für die Berichte - hab ich mit großem Interesse gelesen (ebenso den von Royale). DMB sagte mir bislang nichts, aber das Einlassen auf diese Musik lohnt sich absolut. BTW - deine Tipps gehen mittlerweile ganz schön ins Geld...
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Aprilfrost
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Re: DMB in Köln und Frankfurt

Beitrag von Aprilfrost »

Ich kenne bisher nur die Googruxwhiskeyoderwie, die ich gerne "zwischendurch" höre, meistens, wenn ich besonders gut drauf bin. Allerdings ist die Musik sehr heterogen oder nicht so richtig "gemütlich", dass ich sie am Abend vor dem Kaminofen hören will. (was ich allerdings auch schon gemacht habe.)

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DocFederfeld
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Re: DMB in Köln und Frankfurt

Beitrag von DocFederfeld »

Aprilfrost hat geschrieben:Ich kenne bisher nur die Googruxwhiskeyoderwie, die ich gerne "zwischendurch" höre, meistens, wenn ich besonders gut drauf bin. Allerdings ist die Musik sehr heterogen oder nicht so richtig "gemütlich", dass ich sie am Abend vor dem Kaminofen hören will. (was ich allerdings auch schon gemacht habe.)
Versuchs mal mit Dave Matthews & Tim Reynolds - das ist ruhiger als ausgerechnet das GrooGrux-King Album ;) - ruhig, aber nicht zu ruhig.

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DocFederfeld
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Re: DMB in Köln und Frankfurt

Beitrag von DocFederfeld »

topographic hat geschrieben:Danke für die Berichte - hab ich mit großem Interesse gelesen (ebenso den von Royale). DMB sagte mir bislang nichts, aber das Einlassen auf diese Musik lohnt sich absolut. BTW - deine Tipps gehen mittlerweile ganz schön ins Geld...
Sorry :ugeek: - bei Interesse und leerem Geldbeutel hilft gelegentlich auch eine PN :P

Royale
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Re: DMB in Köln und Frankfurt

Beitrag von Royale »

Hatte es schon im it geschrieben: Vielen Dank für diesen ausführlichen Doppelkonzertbericht ;)
Macht Spaß den zu lesen!
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BBQ.Master
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Re: DMB in Köln und Frankfurt

Beitrag von BBQ.Master »

DocFederfeld hat geschrieben: BildBild
Welches von den beiden Alben ist denn besser? Oder gibt es noch andere Livealbumtipps von DM & TR?
"It's better to burn out than to fade away ...because rust never sleeps." - Neil Young

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SOON
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Re: DMB in Köln und Frankfurt

Beitrag von SOON »

wieder mal verpasst! :cry:
Ich kenne DMB schon seit Under the Table and Dreaming und habe es noch nie auf ein Konzert geschafft.
Irgendwann wird es auch mal klappen.
Mir gefallen die ersten 3 DMB Scheiben am besten nach Everday fielen sie für mein Geschmack etwas ab was Studioaufnahmen betrifft.
Dass DMB ein Liveknaller ist wurde mir erst in den letzten Jahren durch die vielen Konzert CD/DVD-Vö's bewusst.
Danke für die Berichte, Royale und Doc!
MAKE PROG NOT WAR ! ---> ---> My 2024 Album Faves

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DocFederfeld
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Re: DMB in Köln und Frankfurt

Beitrag von DocFederfeld »

BBQ.Master hat geschrieben:
DocFederfeld hat geschrieben: BildBild
Welches von den beiden Alben ist denn besser? Oder gibt es noch andere Livealbumtipps von DM & TR?
Es gibt noch ein drittes ("Live At Luther College"), das ich aber noch nicht kenne.

Ich empfehle Dir Live At Radio City Music Hall - das bei Glitterhouse übrigens 18.75€ kostet (2CD) und damit preiswerter ist als bei Amazon (25 Euro).
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