HoBoLeMa Karlsruhe, Tollhaus 16.4.2010

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SOON
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HoBoLeMa Karlsruhe, Tollhaus 16.4.2010

Beitrag von SOON »

Terry Bozzio / Allan Holdsworth / Tony Levin / Pat Mastelotto

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Im Vorfeld war schon bekannt, dass hier keine Songs gespielt werden sondern nur Improvisationen.
Zum ersten Mal ging ich auf ein Konzert ohne zu wissen was mich ungefähr erwartete.
Von daher schien die Sache ganz spannend zu werden.
Im Mittelpunkt der Bühne prangte der Aufbau von Terry Bozzio’s Drumkit, sowas sieht man nicht alle Tage.
Für die anderen drei Musiker blieb da nur sehr wenig Platz auf der winzigen Tollhausbühne.
Pünktlich um 20:30 Uhr quetschten sich die Veteranen auf die spärlich beleuchtete Bühne.
Tony Levin eröffnete sogleich ein Thema mit dem Chapman-Stick, Mastelotto steigt mit behutsam gespielten Rhythmusmustern ein.
Nach und nach legten sich großflächige Soundteppiche in den Saal deren Klangräume überwiegend von Terry Bozzio’s perkussiven Farbspielereien und Alan Holdsworth’s atmosphärischen Gitarrenphrasen gefüllt wurden.
Immer wieder übernimmt Tony Levin die Führung.
Abwechselnd mit dem Standbass, Chapman Stick oder E-Bass, mal die Saiten aggressiv gerissen, mal gefühlvoll getappt oder mit einem Bogen gestrichen treibt er die Band in immer abwegigere Soundlandschaften.
Tief in den Klangströmen versunken und die Gesetze der Zeit außer Kraft gesetzt kam man nach circa 1 h für eine Pause wieder zur Besinnung.
Bis hier her war ich begeistert.
Der zweite Teil des Konzerts schloss da an wo der erste aufgehört hat.
Der impulsivste Musiker war Pat Mastelotto der mit scharfzackiger Rhythmik, Samples und kraftvoller Dynamik überzeugte.
Ich bekam zuweilen den Eindruck, dass die Musik, wie bei der jazzartigen Steigerungstechnik üblich, nie zum Höhepunkt getrieben wurde sondern abrupte Wendungen nahm, die fast zum Stillstand des musikalischen Flusses führten.
So entstandenen, meiner Meinung nach, mehrere Endlosschleifen die für viel Leerlauf sorgten, Energien wurden nicht in Intensität verwandelt und darum geht es ja bei der Improvisation eigentlich, oder?
Dennoch brannten die Drummer immer wieder perkussive Feuerwerke ab oder es flammten Holdsworth’s Ambient Sounds mit hoher Variationskunst auf.
In Anbetracht des hochkarätigen Musikeraufgebotes vermisste man, nun, doch einige zappaeske oder crimsoneske Klänge, auch nahmen sie von technisch-virtuosen Kabinettstückchen viel Abstand -sehr schade.
Es ging ihnen wohl mehr um das Ensemblespiel.
Nach gut 100 min. ging das Konzert umjubelt zu Ende. Zugaben gab es keine.
Trotz der genannten Gründe gefiel mir das Konzert sehr gut und ich kann nur jedem der sich von rockmusikalischen Hörgewohnheiten lösen kann die Band ans Herz legen.
„Das war auf allerhöchstem Niveau“ verkündete ein mir unbekannter Konzertgänger mit kompetenter Miene beim vorbeilaufen.
Topo, den ich wieder mal treffen durfte, gefiel es auch sehr (sagte es und zog eine lange Schnute :? ).


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JJG
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Re: HoBoLeMa Karlsruhe, Tollhaus 16.4.2010

Beitrag von JJG »

Vielen Dank für den schönen Bericht Soon! Wäre auch gern dabei gewesen.
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Saaldorf
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