Keith Emerson Band

feat. Marc Bonilla

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BBQ.Master
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Registriert: So 24. Sep 2006, 13:41

Keith Emerson Band

Beitrag von BBQ.Master »

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Ich habe mir das Album nun ein paar Mal angehört und bin positiv überrascht. Um es direkt vorweg zu nehmen: es ist ein gutes und solides Album ohne irgendwelche peinlichen Momente. Davon könnten sich andere Künstler ein Stück abschneiden.

Nach den ersten Tönen hört man direkt, mit wem man es zu tun hat. Nach einem kurzen Sound-Geplänkel á la "Black Moon" (dem Song) dröhnt eine satte Kirchenorgel wie bei der "Pictures"-Promenade, was im Longtrack immer wieder als "Presence" vorkommt und für mich eine interessante Art des Übergangs ist. Die einzelnen Teile des Longtracks klingen alle in erster Linie natürlich nach Emerson, dennoch gibt es Momente, die mich etwas an Mike Oldfield erinnern, die jedoch nicht kopiert wirken. Vor allem der erste und dritte Teil von "Miles Away" und "Marche Train" sind sehr gute Songs, die meiner Meinung nach die Höhepunkte des Longtracks bilden. Dieser könnte allerdings an manchen Stellen noch länger sein, auch wenn er schon 35 Minuten dauert. Da hätte KE noch mehr rausholen können. Die vier weiteren Songs fallen qualitativ im Vergleich zum Longtrack glücklicherweise nicht ab, wobei alle gleichermaßen gut gelungen sind.

Die Band spielt sehr gut und treibt den Rhythmus immer an, ohne ihn langweilig werden zu lassen. Marc Bonilla drängt sich dabei nicht auf. Sein Gesang ähnelt dem von Greg Lake, dafür ist sein Gitarrenspiel weitaus vielseitiger. Die Gitarrenpassagen kommen ab und zu, ohne gezwungen zu wirken; Bonilla drängt sich nicht auf. Dennoch fällt dies dem klassischen ELP-Fan sofort auf. So viel Gitarre - das hätte es früher nie gegeben. Damit wird der Gesamtsound aber schön erweitert und modernisiert. Am stärksten tritt dieser "neue" Sound im "Finale" hervor.

Im Grunde ist bei diesem Album alles Emerson-Typische dabei; was ich aber schmerzlich vermisse, ist ein Moog-Solo. Das fehlt dem Album fast schon spürbar, schmälert die Qualität aber nicht. Möglicherweise will sich Emerson damit Freiräume bei Konzerten schaffen, wo er die Songs dann entsprechend erweitern kann.

Was am Sound immer wieder auffällt, ist die Nähe zu ELP-Songs. Wie oft denke ich beim Hören daran, dass jeden Moment ein altes Stück gespielt wird. Dennoch klingt das Album modern und frisch. Keith Emerson hat es geschafft, seinen Sound ins 21. Jahrhundert zu bringen und ihn so nach ELP klingen zu lassen, dass man sich fragen muss, was Lake und Palmer eigentlich zu dem Sound beigetragen haben (obwohl Palmers Schlagzeugspiel einzigartig ist und dieses Album noch besser gemacht hätte).
Hier hört man, was den Retroproggern fehlt und immer fehlen wird: Originalität – die alte Klasse eben.
"It's better to burn out than to fade away ...because rust never sleeps." - Neil Young

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