The Nice - The Swedish Radio Sessions (1967)

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Max
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The Nice - The Swedish Radio Sessions (1967)

Beitrag von Max »

Noch bevor "The Nice" auf ihrem Debut "The Thoughts Of Emerlist Davjack" Meisterwerke des Psychedelic wie "Flower King of Flies" oder "Cry of Eugene" sowie das wohl erste Prog-Stück aller Zeiten, "Rondo", veröffentlichten, hatten sie einen "Überraschungsauftritt" in Schweden, wo sie für das Schwedische Radio eine Anzahl an Titeln, die teilweise auf ihr erstes Album kommen sollten, spielten. Wie Emerson vor dem ersten Track berichtet, hatte die Band einige Probleme vor dem Auftritt. Das schwedische Publikum, dem die Band noch nicht bekannt ist, reagiert folglich weniger enthusiastisch auf die 4 Briten, die Schweden vorher wahrscheinlich noch nie besucht hatten. Trotzdem ist dieses Album meiner Meinung nach eines der besten Alben von "The Nice", da die Band gute 40 Minuten excellenten Psychedelic und Progressive Rock spielt; da interessiert es mich weniger, ob das Publikum die Musik mag oder nicht. Lediglich das 1968er Album "Ars Longa Vita Brevis" überzeugt mich ein kleines Stück mehr als die schwedischen Radio-Sessions.
Das erste Stück, "She Belongs To Me", ist eine Bob-Dylan-Komposition, die es 1964 auf sein Album "Bringing it all back Home" brachte. "Nice"-Fans dürften dieses Lied schon von dem Album "Everything as nice as mother makes it" bzw. "Nice" kennen, und zwar in einer 12minütigen Livefassung. Während die 12minütige Fassung ohne Gitarrist ein wenig trocken wirkt, klingt diese 6minütige Fassung mit den psychedelischen Gitarrentönen von Dave O'List sehr angenehm. Der Gesang von Lee Jackson klingt besonders hier sehr gut. Als nächstes kommt eine 4minütige Version des Tracks "Flower King Of Flies", der auch auf "Emerlist Davjack" erschienen ist. Er unterscheidet sich nicht allzusehr von der Albumversion, ist also ganz in Ordnung, aber - im Vergleich zu den anderen Tracks - nichts besonderes. Das Cover "Sombrero Sam", das auf einem jazzigen Motiv von Charles Lloyd basiert, bietet mit knapp 8 Minuten Länge dem Organisten Emerson und Gitarristen List viel Spielraum für jazzig-funkige, aber auch psychedelische Improvisationen. Der nachfolgende Track, "You Keep Me Hangin' On", ist ein alter Track von den Supremes, der aber besonders durch die rockigere Version von Vanilla Fudge bekannt wurde. Anstatt in der Einleitung den Titel den Supremes zuzuschreiben, erzählt Emerson, dass der Titel von Vanilla Fudge sei. Obwohl der Track sehr nach der "Vanilla Fudge"-Version klingt, gefällt er mir persönlich in der "Nice"-Version besser, da Jackson's rauher Gesang meiner Meinung nach besser zu dem Track passt und Emerson ein besserer Organist als Mark Stein ist. Weiter geht's mit einer eigenartigen Fassung des Tracks "The Thoughts of Emerlist Davjack", der von Emerson ironischerweise als "comedy part" bezeichnet wird, da die ganze Band den Refrain singt. Nach dem weniger frohen "You Keep Me Hangin' On" ist der Track eine nette "Aufheiterung", aber auch nicht mehr. Zum Schluss gibt es noch eine 12minütige Fassung einer "turkish folk melody", die auf dem Debutalbum "Emerlist Davjack" als "Rondo" veröffentlicht wurde. Zurecht wird dieser Track als das beste bezeichnet, was "Nice" je gemacht haben. Selbst bei ELP spielt Emerson diesen Track seit dem ersten ELP-Konzert bis zur "Reunion" in 2003! Während die Albumversion gute 8 Minuten lang ist, weist diese Version knapp 13 Minuten auf. Besonders wegen der wunderbaren Klangqualität und der Länge würde ich diese Version als die beste bezeichnen, die je offiziell auf den Markt gekommen ist. Überirdisch, wie Jackson und Davison den Rhythmus halten und Emerson und List gekonnt darauf improvisieren. Die beste Version des besten Tracks von "The Nice"!

Wie ich schon angesprochen hatte: die Tonqualität ist genauso knackig und frisch wie bei einem normalen Studioalbum. Aber besonders die Tracks, die in dieser Version, während "Nice" existierten, auf keinem Album erschienen sind ("You Keep Me Hangin' On", "Sombrero Sam" und "She Belongs To Me"), machen das Album lohnenswert. Das detaillierte Booklet und die liebevolle Aufmachung werten das Album ebenso auf. Die Ansagen von Emerson lockern das Geschehen entsprechend auf. Das einzige, was es zu kritisieren gibt, ist, dass manche Passagen des Textes im Booklet auf der nächsten Seite wortwörtlich wiederholt werden, was wohl auf einen Druckfehler zurückzuführen ist. Das tut dem Musikgenuss jedoch keinen Abbruch.
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