David Gilmour - s/t (1978)

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Max
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David Gilmour - s/t (1978)

Beitrag von Max »

Hochgelobt werden von den Pink Floyd Hörern die Studioalben von Roger Waters, wohingegen sich die Geister am Solowerk von David Gilmour scheiden.
Ganz so drastisch wie bei "On An Island" ist es bei DGs Debütalbum nicht, aber die Bewertungen liegen irgendwo zwischen sehr schlecht und hervorragend. Nun habe ich mich mal intensiver mit der Scheibe beschäftigt und kann sagen: die Scheibe ist sehr gut, für die Befürworter des Oberstufenpunktesystems: 13/15 Punkte.

Obwohl man hier den echten Pink-Floyd-Sound - mit Longtracks und Sphärischem - vergeblich sucht, tut man sich als Floyd-Hörer leichter. Denn die Ideen von Gilmour, die der egozentrische Bandleader Roger Waters für Floyd-Alben herausgelassen hat, werden hier "recycelt" und zeigen, wie "The Wall" auch hätte klingen können: wahrscheinlich vielseitiger und besser. Hier knüpft Gilmour eher an "Animals" an.

So zum Beispiel Short and Sweet: es beginnt mit einer Frühversion des "Run Like Hell"-Riffs, unisono von einer verzerrten wabernden Gitarre gespielt, und entwickelt sich nachher zu einer rockigeren Version mit dem versetzten Gesang im Stil von "Goodbye Blue Sky" mit dezenter Hammondorgel (von Gilmour gespielt) im Hintergrund - alles in einer verschwommenen Mischung, sodass irgendwie das ganze Album wie eine rockorientiertere Weiterführung von Gilmours "Narrow Way" klingt.

Auch Instrumentals gibt es hier ein paar, bei denen natürlich Gitarre im Vordergrund steht. Da Gilmour aber mit dem etwas härteren Rock experimentiert fallen diese keineswegs sphärisch, sondern eher bluesig und düster aus. Mihalis basiert auf einem recht einfachen Riff und steigert sich langsam in ein furioses Gitarrensolo, während Deafinetely eine durch Synthesizer geschickte Gitarre heulen und kreischen lässt. Raise My Rent erinnert schon sehr an "The Division Bell" und bietet eines von Gilmours besten Soli auf einem entspannten Rhythmus, das in recht ähnlicher Form später "What do You Want From Me" wurde, aber hier deutlich ruhiger daherkommt..

Herausragend sind weiterhin die etwas längeren Songs der Scheibe, nämlich das Überbleibsel einer von Gilmour produzierten Band, Theres No Way Out of Here, mit Mundharmonika und einfach genialen Riffs, oder das mit den Kontrasten zwischen Falsettgesang, hypnotischen Orgel- und Gitarrenriffs und bluesigem Gesang gewinnende No Way, das sehr an "Obscured by Clouds" erinnert und ein herrliches Slidegitarrensolo beinhaltet.
In eine ähnliche Richtung zeigt I Can't Breathe Anymore, das nach besinnlich-akustischem Anfang und Floyd-Feeling in ein rockiges Fadeout überleitet.

So Far Away ist die obligatorische Rockballade, die aber keineswegs peinlich, sondern auch wieder schön laid-back und einfach schön gerät.

Echten Bluesrock gibt es mit Cry from the Street - mit schönem Geriffe und holprigem Rhythmus.

Diese düstere Winterathmosphäre finde ich einfach nur genial... ein starkes Rockalbum hat Gilmour da gemacht, das die Geschichte der Spät70er Pink Floyd gut dokumentiert und musikalisch irgendwo im Blues, Rock und den späten 70s Floyd verankert.
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Aprilfrost
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Re: David Gilmour - s/t (1978)

Beitrag von Aprilfrost »

Und so sieht das Cover aus:

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