[REVIEW] Peter Banks - Reduction (1997)

Bei Yes: Gitarrist 1969 - 1970
Instrumente: Gitarren und Gesang
Geburtsdatum: 15.07.1947
Geburtsort: Barnet
Sterbedatum: 07.03.2013
Sterbeort: London
Ehemalige Bands: Flash, Badger
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JJG
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[REVIEW] Peter Banks - Reduction (1997)

Beitrag von JJG »

Reduction (1997)

„Reduction ist he way to production“, ist der Vermerk, der unter die Tracklist des Albums gesetzt wurde und soll wahrscheinlich auch das Motto dieses Soloalbums sein.

Peter Banks ist wohl die tragischste Gestalt der Yes-Geschichte. Als Mitglied der Band wurde er nach dem zweiten Album (Time And A Word) als Gitarrist entbunden. Da sich die Geschichte oft wiederholt, passierte ihm das ebenfalls mit der Neuauflage von „The Syn“, noch vor der Veröffentlichung ihres Reunion-Albums.

Nach seinem Ende bei der Band ,der er den Namen schenkte, gab es viele Stationen für Peter. Da waren Badger, Flash oder auch Empire, um mal die bekanntesten Bands zu nennen. Auch hatte Mr. Banks eine Menge musikalische Freunde. Er war mit Künstlern wie Jan Akkermann (Gitarrist von Focus), Steve Hackett und Phil Collins befreundet, die auch auf seinen Solo-Alben spielten. Also auch gute Voraussetzungen für die Fortsetzung seiner Karriere. In den 80zigern wurde es recht still um ihn.

Erst in den letzten Jahren hat sich Peter Banks von den Tiefschlägen seiner Projekte und der Trennung von seiner Frau erholt und ist wieder stärker in Erscheinung getreten. So hat er es auch wieder geschafft Solo-Alben ab 1993 zu veröffentlichen und sich vom Image eines Pete Townsend Clowns zu befreien.

So wie seine Karriere sind auch seine Soloalben. Genialität oder Banalität ? Das soll der Zuhörer selbst entscheiden.

Tracklist:
1. Diminuendo In Bloom
2. Tone Down
3. The Age Of Distorsion
4. Fade To Blue
5. Fathat
6. As Night Falls
7. Consolation In Isolation
8. Dirty Little Secret
9. As Ever
10. Pirate’s Plesure
11. Rosa Nova

Schon die Titelnamen widerspiegeln Peters Gemütszustände. Schon beim Intro zeigt sich, dass hier eine „reduzierte Produktion“ abgelaufen ist. Ein müder Ansager kündigt die „Peter Banks Band“ an. Dann kann man ein paar Computerschnipsel mit Tierstimmen, Gesang und schrägen Frequenzen hören bis die Gitarren einsetzen. Unterlegt wird dieses noch durch Computer-Keyboards.

Ein fließender Übergang dann zum Titel Nr. zwei. Auch hier werden verschiedene Sequenzen (scheinbar) wild aneinander gereiht. Lateinamerikanische Rhythmen disharmonieren mit allerlei Instrumenten, die offensichtlich einer Musiksoftware entsprungen sind. Dazu gibt es Peters Gitarrensolos. Die letzten Sekunden dieses fast sieben minütigen Werkes kann man eine schöne Akustik-Gitarre hören, die von einer Stimme überlagert wird. „reduction is the way to produktion Mr. Banks“ kann man immer wieder hören. Und langsam schwant es dem aufmerksamen Zuhörer. Diesen Satz hat Peter wohl öfters gehört um, als er mit den Plattenfirmen sprach.

„The Age Of Distorsion“ ist folgerichtig eine weitere Auseinandersetzung. Hip-Hop Rhythmen werden mit Jazz-Gitarren vereinigt, was auf die Dauer schon anstrengend aber nicht uninteressant ist. Hier werden verschiedenste Gitarren „overdubbt“. Bis die letzte Elektro-Gitarre in sich selbst zusammen fällt.

Aber schon mit dem nächsten Titel (Fade To Blue) beweist Herr Banks seine Fähigkeiten. Eine wunderschöne Gitarrenmelodie, die man einem Al Di Meola zuordnen würde. Sie beginnt als Akustikgitarrenduett und wird dann mit Keyboard-Sequenzen verfeinert und tollen Flitzefinger-Läufen auf akustischen und elektrischen Gitarren vollendet. Was für ein Song !!!

Dann kommt „Fathat“ mit mahnenden Stimmen und man befürchtet schon den Rückfall in die Eingangssongs. Man sieht sich aber getäuscht. Cooler Jazz im Stile eines George Bensons oder Larry Coryell, dazwischen Peters bekannte Läufe der 70ziger, die sich den beiden „anderen“ Gitarristen annähern. Welch eine Bandbreite. So etwas hätte ich nie auf einem Peter Banks vermutet.

In ruhige, schwebende Klänge entführt uns Peter nun in seinem Titel „As Night Falls“. Man kann kaum unterscheiden ob die Gitarre oder die Keyboards diese Klänge erzeugen … diese Nachtstimmung wandelt dann zur „Consolation In Isolation“. Im Hintergrund kommen die wiederkehrenden Stimmen nun von einer Frau und es entsteht ein Frage-Antwort-Spiel zwischen Keyboards und Gitarren, ohne sich wirklich aufzulösen und endet schlussendlich im „Dirty-Little-Secret“ und somit kehren die Rhythmen und Klänge von „The Age Of Distorsion“ zurück.

Harmonische Gitarren gibt es beim „As Ever“ zu hören, die von schlechten Computer-Tierstimmen überlagert werden um dann wiederum in den „Benson-Jazz“ zu führen (Titel: Pirate’s Pleasure), diesmal nur disharmonischer und wiederum von eingeblendeten Stimmen aufgerieben. Genial oder banal ?

Der zweite Höhepunkt des Albums bildet zugleich den Abschluss. Hier zeigt sich Peters ausgeprägtes Gespür für Konglomerate. Was in den Siebzigern nur selten gelang ist hier Programm. Die Vereinigung von Fusion(-Jazz) und Art-Rock, das ganze auf ruhiger Ebene. „Return To Forever meets Yes“.

Peter hat den alten Townsend Mantel (der ihm sowieso nicht stand) abgelegt.
Was ihm fehlt, ist die der „Schutz“ einer Band, die seine Stärken fördert und seine Schwächen verdrängt. Man kann es ihm nur wünschen.

Am 15.07.2009 wurde er 62 Jahre alt.
"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

Saaldorf
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