2. I Am Waiting (Anderson/Rabin) – 7:25
3. Real Love (Anderson/Rabin/Squire) – 8:49
4. State of Play (Anderson/Rabin) – 5:00
5. Walls (Anderson/Rabin/Roger Hodgson) – 4:57
6. Where Will You Be (Anderson/Rabin/Squire) – 6:09
7. Endless Dream (Anderson/Rabin) – 15:41
I.Silent Spring – 1:55
II.Talk – 11:55
III.Endless Dream – 1:53
25 Jahre sind YES im Geschäft, als sie ihr 14. Studioalbum in Angriff nehmen.
Die Chaostage der Union-Episode haben sie hinter sich gelassen, Bill Bruford, Steve Howe und zuletzt Rick Wakeman streichen die Segel.
Die langjährige Plattenfirma Atlantic Records (Arista) verliert das Interesse an der Band.
Dafür hält Trevor Rabin die Zügel fest in der Hand und führt YES, nachdem er ihnen zu Charts-Höhenflügen verholfen hat, in den kommerziellen Abgrund.
Für den Misserfolg von TALK konnte Rabin nichts, im Gegenteil öffnet er mit dem Longtrack „Endless Dream“ sogar das Tor zur Progwelt, bevor er sich für immer verabschieden sollte.
Phil Carsons war schon unter Atlantic Records für die Geschicke von YES zuständig, 1993 gewinnt er sie (wie zuvor ELP, Paul Rodgers, Jimmy Page, Robert Plant u.a.) für sein Indie-Label Victory Records.
Carsons fordert, dass das Album von der YES-West-Fraktion eingespielt wird.
Gegen den Willen von Rabin kommt ein älteres Archivstück namens Walls (geschrieben von Rabin und Roger Hodgson) aufs Album.
Seine Idee ein Longtrack in der alten YES-Tradition zu kreieren, war sicher eine der besseren.
Die Zusammenarbeit von Jon Anderson und Trevor Rabin lief auf den Vorgängeralben nicht gut, weshalb sie sich für TALK vor den Aufnahmen zu Songwriter-Sessions trafen.
Die Beziehung der beiden hat sich auf der Union-Tour zunehmend verbessert.
Das ändert nichts daran, dass Rabin das Mastermind von TALK ist.
Er spielt die meisten Instrumente ein, war an allen Songs beteiligt und als Produzent aktiv.
Dabei bedient sich Rabin modernster Technik, so war TALK das erste Album dass komplett digital –auf Harddisk- eingespielt wurde.
„Digital Performer“ heißt die Software mit der sich professionell Audiodateien editieren lassen. Noch heute arbeiten Filmkomponisten damit.
Die Klangrenovierung macht sich durch die glasklaren Gitarrenriffs und die prallen Tiefbässe des Openers „The Calling“ bemerkbar.
Das Stück hat viel Schwung und wird von kräftigen Schlagzeugrolls getrieben.
Und sie singen wie die Engel, alle mehrstimmigen Vocal-Arrangements sind auf dem ganzen Album hervorragend gelungen.
Auf diesem Lied hat Tony Kaye mit der Hammond-Orgel seinen wichtigsten Einsatz.
Das Roundabout der 90er! Leider wurde es nach der 94er Tour nie mehr gespielt.
„I Am Waiting“ besteht überwiegend aus Balladenteilen und ist stark von Anderson geprägt.
Das wunderschöne Gitarrenriff spielt Rabin mit einem Slideeffekt und steht einem Steve Howe in nichts nach.
Durch Gospelchöre erhält das Stück einen spirituellen Touch.
Auf eine Idee von Chris Squire geht das dritte Stück „Real Love“ zurück. Der Refrain -gesungen von Jon- ist so schleppend wie die Bridge -gesungen von Rabin- prollig daher kommt.
Das Keyboard-Riff leiert und nervt, zwischendrin zerstören Black Sabbath-Gitarren die Harmonie.
Rabins Solo, am Ende, kommt nicht über Studioroutine hinaus.
Was den Song rettet sind die ständigen Wendungen und Stimmungswechsel.
Mit einer einfallsreicheren Melodie und weniger Härte, wäre das eines der besten Songs des Albums geworden.
"State of Play" war als Chartbreaker geplant und hat auch das Zeug dazu.
Das aggressiv-schneidende Eröffnungsriff ist für einen Radiosong sehr heavy aber dennoch einprägsam.
Der Refrain ist super-hymnisch und ein echter Earcatcher.
Für mich einer der besten YES-AOR-Songs, in der Tradition von Owner of a lonley Heart.
Dafür ist „Walls“ durch seine 08/15-Liedstruktur völlig reizlos.
Hier ist Rabin nicht (wie so oft) am Schmalz vorbei geschlittert, sondern mittendrin gelandet.
Besonders bei den Chören, im Refrain, wurde üppig Schlagerschminke aufgetragen.
Naja, die Melodie gefällt mir recht gut.
Das ungewöhnlichste -um nicht zu sagen unpassendste- Stück wird „Where Will You Be“ genannt.
Die indischen Rhythmen bilden einen entspannten Puls.
Viele gute Melodie-Ideen zeichnen den Song aus und auch der Text ist gelungen.
Musikalisch passt das Lied jedoch nicht zum AOR-Stil des restlichen Albums.
Der Longtrack „Endless Dream“ gehört zu den weniger inspirierten Momenten von Trevor Rabin.
Klar, handwerklich ist das großes Kino aber sonst nur rudimentäres Stückwerk, es fehlt ein Leitmotiv.
Die Vocalparts von Jon sind toll, klingen aber teilweise auch wie Abfallprodukte aus Page of Life-Zeiten.
Furchtbar sind die verzerrten Vox von Trev und die Soundsperenzchen ab ca. 5:20 min.
Abgesehen von den genannten Störungen entfaltet sich dann doch noch echte "YES-Magie“.
TALK ist kein schlackenloses Werk aber sicher ein gelungenes YES-Album das gut die Balance zwischen AOR-Melodicrock und Prog hält.
Die arbeiten zu TALK hat Rabin auf den Geschmack gebracht, Filmkomponist zu werden.
Der Einsatz moderner Technik und diverse Soundexperimente deuten das an.
Tony Kaye macht sich nur am Rande mit ein paar Hammond-Orgel-Parts bemerkbar.
Nach Aussage von Alan White war er am Schreibprozess beteiligt, was sich in den Credits nicht niederschlug.
Etliche Drumparts wurden sogar durch Rabin ersetzt und auch sonst bietet White auf TALK nur Mittelmaß.
Chris Squire befindet sich in einer persönlichen Krise und musste aufgrund seines Alkoholkonsums fast die Band verlassen.
Trotzdem bringt er gute Ideen ein, z.B. Real Love oder den finalen Gesang bei Endless Dream.
Sein Basspiel ist hervorragend wie eh und je und neben Andersons Vocals für den YES-Signature-Sound verantwortlich.
Labelchef Phil Carsons war mit dem Endprodukt sehr zufrieden, kommerziell geriet die Scheibe jedoch zum Desaster.
Mit 300000 verkauften Einheiten ist TALK das einzige YES-Album, seit 1971, welches keinen Goldstatus erreichte.
Die Promotion war schlecht und die Singleauskopplungen schlugen im Radio nicht an.
Das Plattenlabel Victory Records konnte diesen Misserfolg nicht verkraften und ging Pleite.
Trevor Rabin und Tony Kaye verlassen, nach der recht kurzen TALK-Tour die Band.
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