Wie viele musikalische Grundkenntnisse sollte ein Berufsmusiker haben?

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Aprilfrost
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Wie viele musikalische Grundkenntnisse sollte ein Berufsmusiker haben?

Beitrag von Aprilfrost »

soundmunich hat geschrieben:Immerhin kann er [Downes] im Gegensatz zu Steve Noten lesen und sieht sich in der wesentlichen Position des Arrangeurs für neues Material).
:shok: Is wahr? Howe kann keine Noten lesen?
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olias1
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Re: Wie viele musikalische Grundkenntnisse sollte ein Berufsmusiker haben?

Beitrag von olias1 »

Aprilfrost hat geschrieben:
soundmunich hat geschrieben:Immerhin kann er [Downes] im Gegensatz zu Steve Noten lesen und sieht sich in der wesentlichen Position des Arrangeurs für neues Material).
:shok: Is wahr? Howe kann keine Noten lesen?
Ja so ist es, das kann er nicht! Das ist aber in der Branche nicht so ungewöhnlich!
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Aprilfrost
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Re: Wie viele musikalische Grundkenntnisse sollte ein Berufsmusiker haben?

Beitrag von Aprilfrost »

olias1 hat geschrieben:
Aprilfrost hat geschrieben:
soundmunich hat geschrieben:Immerhin kann er [Downes] im Gegensatz zu Steve Noten lesen und sieht sich in der wesentlichen Position des Arrangeurs für neues Material).
:shok: Is wahr? Howe kann keine Noten lesen?
Ja so ist es, das kann er nicht! Das ist aber in der Branche nicht so ungewöhnlich!
In der Branche nicht, aber der Howe ist schon so virtuos, dass ich das kaum glauben mag. Woher weiß man sowas?
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JJG
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Re: Wie viele musikalische Grundkenntnisse sollte ein Berufsmusiker haben?

Beitrag von JJG »

Howe hat es selbst gesagt, als man ihn fragte ober er eine klassische Ausbildung genossen hat.

Auch Anderson kann keine Noten lesen. Um musikalische Strukturen zu verstehen und selbst gut zu spielen muss man
nicht zwangsläufig vom Blatt spielen können. Die meisten guten Musiker haben die Strukturen verinnerlicht. Howe weiß sehr
genau in welcher Tonart er spielt und welche Töne oder auch Akkorde zueinander passen.

Vielleicht wäre das ein gutes Thema für einen neuen Thread. Wir werden staunen wer alles zur Gruppe der "Nicht-Noten-Leser" gehört.
"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

Saaldorf
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olias1
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Re: Wie viele musikalische Grundkenntnisse sollte ein Berufsmusiker haben?

Beitrag von olias1 »

JJG hat geschrieben:Howe hat es selbst gesagt, als man ihn fragte ober er eine klassische Ausbildung genossen hat.
Auch Anderson kann keine Noten lesen. Um musikalische Strukturen zu verstehen und selbst gut zu spielen muss man
nicht zwangsläufig vom Blatt spielen können. Die meisten guten Musiker haben die Strukturen verinnerlicht. Howe weiß sehr genau in welcher Tonart er spielt und welche Töne oder auch Akkorde zueinander passen.
Vielleicht wäre das ein gutes Thema für einen neuen Thread. Wir werden staunen wer alles zur Gruppe der "Nicht-Noten-Leser" gehört.
Source: http://yesworld.com/2013/04/ask-yes-fri ... teve-howe/

Robert Dapp:
Hi Steve, I recently read that you are self-taught and do not read music. I was blown away by that, for I assumed, being the stellar musician that you are, that you must have been classically trained. How did you do it? Did you learn the scales first? Did you learn any music theory, or did it all come from trial and error? I just want to thank you for the many years of inspiration. You were the one who inspired me to pick up the guitar in the mid 70’s and I am still playing to this day!
Steve Howe:
Thanks. I didn’t want to do it any other way. Music was a revolt against school and schooling, and education, and aggression and people ramming things down my throat. So I thought music gave me a great sense of freedom. So I do everything by ear. I listen to tunes and work them out by ear. The only thing I did learn were chord charts—how to read those—you’d have to be pretty stupid not to be able to read a chord chart, but like you said, I didn’t read notation, tablature, or any other form of music. It just seemed I wasn’t really into looking at a piece of paper and playing my guitar, so that’s how I did it—I did it by ear, I did it because I love music, and I did it because I learned technique without sitting there playing scales all day—that was too boring—so I played tunes and now I improvise instead of rehearsing. I don’t really practice per se, but I do enjoy playing.
John McMillan:
Hey Steve, what does music look like in your head?…since you don’t read music, how do you remember sounds? Is it like a road map?

Steve Howe:
I don’t really know the answer to that. It’s a memory capacity I’ve built up gradually by learning how to play Duane Eddy, The Ventures, The Shadows kind of 7/4 twangy tunes, and then I learned more about chord inversions, and then I was in bands playing tunes. I can remember how to play “Maybelline” by The Syndicats, or “My White Bicycle” by Tomorrow, I can remember how to play—really any music that I’ve been a part of, I can remember parts of it, or most of it, or all of it. It’s just a memory capacity—I told myself I wanted to learn this stuff, so I learned it. Notation just blinded me, it was like school again—I loathed it—and I haven’t done so badly. There are many other fine guitarists and other fine musicians who never found it necessary to read music so it’s one of those fallacies.

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Re: Wie viele musikalische Grundkenntnisse sollte ein Berufsmusiker haben?

Beitrag von Member X »

Nur um es auch klar gesagt zu haben: Für mich hängt die Qualität eines Musikers NICHT davon ab, ob er Notenlesen kann oder nicht. Ich führte den Aspekt nur an, weil Downes sich durchaus schon daran aufgehängt hat und sich alleine mit dieser Begründing entsprechend wichtig nahm und nimmt.

Ich muss gestehen, dass ich Downes nur mit ASIA live gesehen und gehört habe. ansonsten kenne ich halt Stücke unter seiner kompositorischen und spielerischen Beteiligung. Meiner Meinung nach ist er ein reiner Poser. Insofern - das ist jetzt auch wieder meine Meinung - erwarte ich mir von einer Fragile-Aufführung mit Downes absolut keinen Genuss. Er kann es einfach nicht. Dagegen hat Rick auch bei Stücken, an denen er nicht beteiligt war, mindestens die Ur-Qualität geschafft - schon mal rein spieltechnisch, was aber mich auch nicht überrascht.

Howe hat jedenfalls mehr als bewiesen, dass er auch ohne Notenkennnisse ein fantastischer Musiker und Gitarrist war. Meine Wahl der Vergangenheitsform liegt an inzwischen alters-/gesundheitsbedingten Schwäche. Mir fiel es beim letzten Konzert in der Olympiahalle in München live auf und ich stelle es in Aufnahmen von Konzerten seitdem immer wieder fest: Er versucht seine frühere Leistung zu bringen, schafft es aber bei weitem nicht mehr. Es stünde ihm gut, sein Spiel anzupassen, was er aber leider nicht macht - schade. Diese Selbstdemontage sollte er sich ersparen. Was aber bleibt, ist der großartige Musiker Steve Howe, und da sollte ein Herr Geoff Downes Ehrfurcht zeigen und nicht en großen Zampano markieren, wofür ihm der Allerwerteste nun mal viel zu tief hängt.

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Re: Wie viele musikalische Grundkenntnisse sollte ein Berufsmusiker haben?

Beitrag von Member Z »

Aprilfrost hat geschrieben:
soundmunich hat geschrieben:Immerhin kann er [Downes] im Gegensatz zu Steve Noten lesen und sieht sich in der wesentlichen Position des Arrangeurs für neues Material).
:shok: Is wahr? Howe kann keine Noten lesen?
Kein Schock... Habe nen guten Kumpel, der vom Blatt (Musiklehrer, Piano, Keybord, Saxophon) spielt. Er kreiert z. B. Arrangements für bestimmte Auftritte auch anderer Musiker und bewundert zu tiefst die Musiker, die komplexe Konzerte ohne Noten spielen können. Das wäre für ihn selber unvorstellbar. Also, auch umgedreht wird ein Schuh daraus... :boys_0137:
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JJG
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Re: Wie viele musikalische Grundkenntnisse sollte ein Berufsmusiker haben?

Beitrag von JJG »

Ja Mr. Dreamtime, viele Wege führen nach Rom. Es gibt gute Musiker, die selbst nicht in der Lage sind eigene Sachen zu machen
aber herausragend interpretieren können. Ich denke da an das Konzert mit Peter Machajdik und dem tschechoslowakischen Kammerduo.
Das Duo kann Stücke ohne Probleme vom Blatt spielen. So hat der Geiger das Yes-Medley perfekt gespielt, obwohl er Yes gar nicht kannte.
Peter wiederum ist ein Komponist, ihm fehlen die Fingerfertigkeiten um seine eigenen Kompositionen perfekt zu spielen.

Zurück zu Yes. Rick Wakeman ist herausragend bei allen Yes-Stücken die klassische Strukturen oder Liedform haben.
Er hat ein unglaubliches Gefühl dafür - Beispiel "In the Presence of" [Liveversion], dagegen hat er mit Jazz [O-Ton Bruford "Rick hat
keinen Tropfen Jazz im Blut"] nichts am Hut und könnte auch "Gates" oder "Sound Chaser" nicht perfekt spielen. Das wären aber schon
die beiden einzigen Stücke aus dem Yes-Fundus, die er nicht drauf hat.

Downes kann Jazz, ist aber bei komplexen klassischen Strukturen überfordert. Seine Stärke liegt woanders. Er kann sich zwar Stücke
wie "South Side of the Sky" erarbeiten, wirklich mit Seele spielt er sie aber nicht.

Es gab in der Yes-History nur einen Keyboarder, der wirklich alle Stücke ("richtig") spielen kann: Igor Khoroshev. Er genoss die klassische russische
Pianisten-Tortur (z.B. Finger-Hoch-Binden, Notenlesen, schreiben, Etüden bis zum Erbrechen spielen usw.) das führt sehr häufig
dazu in der eigenen Kreativität eingeschränkt zu sein.
"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

Saaldorf

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Re: Wie viele musikalische Grundkenntnisse sollte ein Berufsmusiker haben?

Beitrag von Member X »

Na ja, da unter "Yes-Story" ja alles passt, was wir hier hin und her erwägen, und das letztlich aktuell durch die eclipsed initiiert wurde, ist es wohl schwer oot zu kommen.

Wenn ein Herr Bruford anderen Musikern Jazzer-Blut abspricht, dann akzeptiere ich das, weil er einer der ganz wenigen ist, die dass dürfen.

Es bleibt aber die Frage, wieviel Jazz ist denn in den genannten Stücken? Oder, was an/in diesen Stücken ist Jazz? Hier werden und dürfen die Ansichten auseinandergehen.

Was Rick's "mood"-Fähigkeiten anbelangt, so gestatte ich mir den Hinweis darauf, dass er in seiner Jugend lange Zeit auch als Blues-Musiker durch die Kneipen getingelt ist. Ja, mir ist bekannt, dass Blues nicht Jazz ist. Allerdings sind beide Stilrichtungen was die Gefühlskomponente und die Improvisationsgrundlagen anbelangt stark verwandt. Insofern würde ich Rick die Fähigkeit Jazz perfekt zu spielen nicht so rigoros absprechen. Und da kommen wir wieder zu der Aussage von Herrn Bruford. Nach meinem Dafürhalten darf man gerade si ein Zitat nicht aus dem Zusammenhang herauslösen. Dieser Zusammenhang würde mich sehr interessieren, da ich jedenfalls u.a. auch Bruford's Biographie (wie so ziemlich alles, was aus dem Yes-Dunstkreis stammt) gelesen habe und mir nichts in der Art der betroffenen Aussage im Gedächtnis geblieben ist. Ich lasse mich aber gerne belehren.

Was hingegen Herrn Downes anbelangt, so akzeptiere ich natürlich andere Meinungen, aber für mich bleibt unumstößlich, dass er jedenfalls unter allen Yes-Keyboardern bei allen jemals von Yes gespielten Stücken die größten Defizite an den Tasten hat. Für mich ist und bleibt er ein Poser. Und dabei macht er noch eine schlechte Figur - wenn ich mich daran erinnere, wie er mit dem "D Beam" (Infrarot-Lichtstrahl als Modifikationscontroller; ähnlich der Lichtharfe von JMJ, aber kontinuierlich und Standard in einigen Roland-Synths) Faxen machte wie ein Zauberer auf einem Kindergeburtstag, wird mir übel. Seit JMJ und Jimmy Page am Theremin beeindruckt so ein Herumgealbere wirklich nur noch kleine Kinder. Ich glaube, was sein Verhalten etwas zur Farce macht ist der immer währende Gesichtsausdruck von Unsicherheit und Beifallsgeheische.

So, jetzt war ich böse genug :aufgeben:
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Re: Wie viele musikalische Grundkenntnisse sollte ein Berufsmusiker haben?

Beitrag von Aprilfrost »

soundmunich hat geschrieben:Nur um es auch klar gesagt zu haben: Für mich hängt die Qualität eines Musikers NICHT davon ab, ob er Notenlesen kann oder nicht.
Das wollte ich mit meiner Frage auch nicht suggerieren. Es verwunderte mich nur, dass so ein Virtuose wie Howe sich nie die Mühe gemacht hat, Noten lesen zu lernen. Zeit genug hatte er ja dafür. Mir macht es unheimlich Spaß im klassischen Bereich Partituren mitzulesen. Da geht einem z. B. bei Bach erst richtig auf, was für ein genialer Kopf er gewesen ist. (Sehr interessant auch das Buch "Gödel - Escher - Bach", das Gemeinsamkeiten in der Musik Bachs, der mathematischen Erkenntnisse Gödels und der unmöglichen Bilder von Escher darstellt. Aber das gehört hier eigentlich nicht her.)
Danke an Olias für die Bereitstellung des obigen Interview-Auszugs.
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