E-Gitarren-Bausatz

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JJG
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E-Gitarren-Bausatz

Beitrag von JJG »

In den letzten Tagen hab ich mal im Netz gestöbert und verschiedene Gitarren-Bausätze (E-Gitarre) beäugt.
Ich frage mich ob die Dinger was taugen. Eine Vorstellung einer individuelle Gitarre und der Preis imponieren mir schon.
Die Testberichte sind auch gut. Hat von Euch schon jemand Erfahrung damit gesammelt?
"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

Saaldorf

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Re: E-Gitarren-Bausatz

Beitrag von Member X »

JJG hat geschrieben:In den letzten Tagen hab ich mal im Netz gestöbert und verschiedene Gitarren-Bausätze (E-Gitarre) beäugt.
Ich frage mich ob die Dinger was taugen. Eine Vorstellung einer individuelle Gitarre und der Preis imponieren mir schon.
Die Testberichte sind auch gut. Hat von Euch schon jemand Erfahrung damit gesammelt?
Vorneweg: Erfahrungen habe ich "damit" nicht gesammelt, ich kenne aber einige Gitarrenbauer und auch Teilnehmer von Workshops, wo sie jeweils selbst eine Gitarre bauten. Preislich liegt das natürlich alles weit über den Bausätzen.

Aber grundsätzliche Überlegungen kann ich natürlich schon anstellen:

Der Bausatz enthält das, was man den fleißigen kleinen Chinesen in den entsprehenden Manufakturen für die einfachen Billigmodelle herstellen lässt und zum Zusammenbauen gibt. Die "Montagearbeiter" sind dennoch 1. zumindest für die paar Handgriffe ausgebildet (angelernt) und haben einigermaßen brauchbares Werkzeug zum Nachbearbeiten. Dabei gehen sie allerdings ausschließlich nach Kriterien der Passung vor - und das kann bei unsereins zuhause schon Probleme machen - und lassen sicherlich den Aspekt Klangkörper außer acht. Aber was sie zusammenbauen ist von Anfang bis Ende durchkonzipiert. Ob das für das Selbstbaumodell auch zutrifft - günstig gesagt - weiß ich nicht.

Ein Bisschen Sachen zusammenschrauben und Holzteile ineinanderklopfen kann man sicherlich selbst, aber macht das damit erhaltene Halbprodukt schon eine Gitarre aus? Wie der Klangkörper ist, kann man höchsten an der fertigen Gitarre prüfen. In einem Werk wird sicherlich das Material einer anderen Eingangskontrolle hinsichtlich der Brauchbarkeit unterworfen. Ehrlich gesagt, denke ich, dass da der Ausschuss aus diesen chinesischen Fabriken auch noch zu Geld gemacht wird. Von jemandem, der sich sowas kauft, erwartet man keine Ahnung, wie gut das hinterher ist, und notfalls kann man ein schlechtes Endprodukt halt dann doch auf den "Monteur" schieben.

Es kommt ja schon bei fertigen "Billiggitarren" vor, dass der Hals zu weich ist oder dass die Verbindung von Hals und Korpus zu unstabil oder schlecht ausgerichtet ist. ebay ist voll von solchen Krücken, neu wie gebraucht.

Na jedenfalls muss ja auch noch eine Oberflächenbehandlung mit einem geeigneten Lack erfolgen, und zwar "richtig". In meiner Schülerzeit hatte ich mir mal eine Cimar Les Paul Kopie zugelegt. Nachdem ich sie eine Zeit lang spielte, habe ich sie zerlegt und habe ich den Lack abgeschliffen. Ich habe dann mit Sustainblöcken experimentiert und schließlich den Korpus mit Klarlack und den Hals mit einer "Flame"-Lackierung versehen. Leider härtete keiner der verwendeten Lacke richtig aus und die Oberflächen wurden schrumpelig. Schleifen in der ständig nachgiebigen Lackschicht war nicht möglich. Zwar weiß ich inzwischen viel mehr über die Anforderungen an die zu verwendenden Lacke, möchte das Lackieren aber - wohl auch deshalb - weiterhin nicht selbst machen.

Und dann muss man noch einstellen und sehen, ob die Komponenten überhaupt klanglich harmonieren bzw. zu einem guten oder wenigstens gewünschten/erwarteten Ergebnis führen: Passen die Hölzer zueinander oder sind das halt Holzstücke mit jeweils wenigstens einigermaßen passender Form. Wie sind Mechaniken, Sattel, Bünde Steg und Saitenhalter? Und dann, was produzieren die Pick-ups?

Also ehrlich, ich würde die Finger davon lassen, wenn die Gitarre hinterher auch gespielt werden soll.

Es gibt bei ebay immer wieder Schnäppchen von z.B. 70-er Jahre Reiskochern (äh sorry, Gitarren aus japanischer Fertigung), wobei einige Modelle von hervorragender Qualität sind. Als Pick-ups wurden häufig echte Seymour Duncan oder DiMarzio eingebaut. Da habe ich zwei Exemplare, eins zugegebenermaßen recht teuer für 600 Euro und das andere für 200 Euro (beide neckthrough mit Seymour Duncan, bei der teureren sogar splittbar). Auch Messe-Testexemplare sind lohnenswert. Ich habe da mal zwei SPEAR gekauft, Clones der PRS Hollow Body mit eingeleimtem Hals, für sage und schreibe je 100 Euro NAGELNEU (einer der zahlreichen Gitarristen der Band, an die ich die Hälfte meines Proberaumes vermietet habe, bot freiwillg 300 Euro für eine - geht doch).

Überleg Dir Korpusform/Modell/Bauart und Pick-up-Bestückung und richte eine automatische Suche bei ebay ein. Schau Dir mal ein paar Wochen die Treffer an und verfolge die Auktionen der Exyemplare, die Dich auch interessiert hätten. Beachte saisonale grundsätzliche Preisschwankungen (gut kaufen kann man nach Ostern und in den mittleren bis späten Sommerferien). Lass die Finger von Billigangeboten von Händlern (H&? und wie sie alle heißen). Schalte den "ich muss haben"-Trieb aus. Nimm Dir eine klare "unnachgiebige" Obergrenze vor! Ja und dann wirst Du sicher ein gutes Teil zu günstigem Preis erstehen. Und wenn's mehr sein darf, Leg pro Woche 5, 10 oder 20 Euro weg und schaffe Dir so die Möglichkeiten. Für bestimmte Modelle und ab gewissen Preisen rentiert sich die Suche auch im Ausland unbedingt.

(Und wenn Du mal ein wenig ausprobieren möchtest, komm einfach mal nach München, ich habe ja ein paar Stück mehr als 30 Gitarren hier; aber Vorsicht: Suchtgefahr :mrgreen: ).

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Re: E-Gitarren-Bausatz

Beitrag von Member X »

Hier mal ein paar Beispiele (bei den älteren bin ich glaube ich bis 150 Euro gegangen, bei den neueren Exemplaren bis 100 Euro, und die aktuellen Schrott-Hersteller habe ich ausgespart):

japanische Neckthrough

http://cgi.ebay.de/E-Gitarre-Durchgehen ... 2a0ca6714a

Strat

http://cgi.ebay.de/Fender-Squier-Strato ... 1e605b0c3a

http://cgi.ebay.de/Fender-Squier-Bullet ... 2eb1fb8402

http://cgi.ebay.de/Hertiecaster-4-Tonab ... 43a3da1843

http://cgi.ebay.de/Squier-Fender-Heavy- ... 3cb3557169

Les Paul

http://cgi.ebay.de/Vintage-V100-Honey-B ... 3cb35c7def

http://cgi.ebay.de/Alte-schone-japanisc ... 255f933ce4

http://cgi.ebay.de/Epiphone-Les-Paul-Sp ... 4cf3b2e8d2

http://cgi.ebay.de/Ibanez-Art-120-white ... 27b7502c96

Telecaster

http://cgi.ebay.de/Telecaster-Thinline- ... 27b746c36f

SG
http://cgi.ebay.de/Epiphone-SG-Special- ... 43a3b9aab0

Insgesamt muss man natürlich sehen, dass jetzt die letzten Tage vor Weihnachten eher hochpreisig sind. Mit kleinen Schwankungen hält sich das auch bis Ostern. Aber man kann trotzdem durchaus seine Schnäppchen finden.

Wichtig ist sicher, vorher zu überlegen, was man eigentlich sucht (Form, Sound, Möglichkeiten, ... bis hin zu "egal").
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JJG
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Re: E-Gitarren-Bausatz

Beitrag von JJG »

Vielen Dank Guitar-Soundi.

Naja ich hatte in den letzten Monaten etliche Teile in der Hand und auch probiert.
Fender ist auch nicht gleich Fender usw. Entscheidend ist die (Be-)Spielbarkeit und
die persönliche Wünsche das ist klar. Wegen der Lackierung mache ich mir die wenigsten
Sorgen, da habe ich einen kompetenten Brother-in-law, der das täglich in seiner Firma
macht. Mir ging es um die Möglichkeiten des Klangs, die man beim Selbst-Bau hat.
Die Pick-Ups spielen eine große Rolle, viele neue Modelle bringen nicht den Klang den ich will.
Es wird wohl dabeu bleiben, dass ich mir eine Klampfe aus dem Laden hole.

Vielen Dank für das Angebot in Deinen (ähem inzwischen Euren) heiligen Hallen probieren zu dürfen
ich komme bei Gelegenheit darauf zurück.
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Saaldorf

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Re: E-Gitarren-Bausatz

Beitrag von Member X »

JJG hat geschrieben:Fender ist auch nicht gleich Fender usw.
Na, bei Fender sowieso nicht :?
JJG hat geschrieben:Entscheidend ist die (Be-)Spielbarkeit (...)
Na, da muss man dann erst mal wissen, welche Mensur man für die Größe der eigenen Hände am besten nimmt (allerdings wirkt sich das auch auf den Sound aus - die Mensur :ugeek: , und die Hände natürlich auch :mrgreen: )
JJG hat geschrieben:Wegen der Lackierung mache ich mir die wenigsten Sorgen, da habe ich einen kompetenten Brother-in-law, der das täglich in seiner Firma macht.
Wenn der Gitarren lackiert, dann sollte er doch auch an die ganzen Gitarren kommen ? Oder habe ich was falsch verstanden ? Wenn er andere Sachen lackiert, dann wird es sicher eine qualitativ hochwertige Lackschicht geben, aber deren Auswirkung auf den Klang ist ungewiss - das ist eine Wissenschaft für sich. Nur mal so als Denkanstoß:

Results of Search in US Patent Collection database for:
gibson AND guitar: 360 patents.

Sicher bei weitem nicht alle betreffend Lackierung und Lacke, aber schon 'ne janze Menge "nou-hau". Dazu kommt das, was man nicht anmeldet, weil man es geheim halten kann und will ...

Also man sollte sich das nicht so trivial vorstellen. Möbel, Heizkörper oder Autos zu lackieren ist was ganz anderes.
JJG hat geschrieben:Mir ging es um die Möglichkeiten des Klangs, die man beim Selbst-Bau hat.
Nur, was nicht drin ist, kann man auch nicht heraus holen. Man darf sich nicht vorstellen, dass man grundsätzlich bei einem vorgegebenen Rohling alle Möglichkeiten hat. Das grundsätzliche Klangverhalten ist durch die verwendeten Teile schlichtweg vorgegeben, und nur in diesen Grenzen hat man noch Möglichkeiten, und das sind in der Praxis quasi keine :(

Die Holzalterung ist als Klangbeeinflussungseffekt nicht zu unterschätzen. So eine 20 bis 30 Jahre alte Klampfe klingt einfach deutlich anders/besser als eine aus einem "frischen" Stück Holz. Schon aus Kostengründen wird da bei den billigen heute kein wirklich abgelagertes Holz mehr verwendet, sondern auch da wird künstlich ge-aged. Igitt. In den 80-er Jahren gab es wirklich noch große Ressourcen an gut abgelagerten Tonhälzern, und, wie geschrieben, hat eine Gitarre aus diesen Jahren ja noch eine weitere natürliche Alterung erfahren.
JJG hat geschrieben:Die Pick-Ups spielen eine große Rolle, viele neue Modelle bringen nicht den Klang den ich will.
Das mit den Pick-ups ist sicher richtig. Nur, was man beim Bausatz mitbekommt, ist da sicher eher enttäuschend. Dann musst eh andere kaufen, und damit können die Gesamtkosten schon eine Gebrauchte mit guten PUs übersteigen. Übrigens findet man im Netz auch zahlreiche Klangbeispiele einzelner PUs - siehe dazu Herstellerseiten (auch wenn die mp3-Qualität selbst die Klangbeispiele wieder etwas kaputt macht)!
JJG hat geschrieben:Es wird wohl dabeu bleiben, dass ich mir eine Klampfe aus dem Laden hole.
Na, da bekommst Du aber bloß die Billig-Spreißel aus China, Korea und Taiwan (die Guten von dort kosten nämlich neu auch ganz schön Kohle).

Gerade beim Sound geht wirklich nichts über viel Know-how beim Gitarrenbau und das Alter. Und beides erfüllen schon Katzendarmhalter aus den 90-ern (ich weiß, E-Gitarren haben Stahlsaiten). Die 80-er und 70-er sind dann vor allem bei den Reiskochern / japanischen Gitarren eigentlich die Blütezeit. Davor legen natürlich Big G und Big F die Messlatte, aber auch was die Preise anbelangt. Ich würde mir - also kostengünstige Lösung - eine Love Rock oder Matsumoto aus den 70-ern zulegen und dafür um die 500 Euro einplanen. Da hat man sensationell gute Klampfen gebaut. Außerdem sind diese Gitarren auch wertbeständig. Ich weiß nicht, was der Bausatz kostet, aber gute PUs dazu liegen schon mal schnell bei 300 Euro (gebraucht) - obwohl, ein Paar Rockinger Humbucker kriegt man auch schon für gut 100 Euro, und die wären gut angelegt.
JJG hat geschrieben:Vielen Dank für das Angebot in Deinen (ähem inzwischen Euren) heiligen Hallen probieren zu dürfen
ich komme bei Gelegenheit darauf zurück.
Na, da würd' ich mich freuen, und, das eine oder andere Cappuchin'chen gäbs auch dazu :D
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Re: E-Gitarren-Bausatz

Beitrag von JJG »

Vielen Dank für deine Tipps. Für Elisabeth haben wir neulich auch eine neue klassische Gitarre gekauft.
Ein paar Kilometer (in Franken) von uns ist ein guter Laden, der vertreibt Gitarren die im sächs. Vogtland
hergestellt werden. Man muss zwar ein paar Euronen mehr blechen, aber dafür hat man ein gutes Produkt.
Dort hab ich auch zig e-Gitarren und auch akustische Klampfen probiert. Hat Spaß gemacht.

Im Gitarren-Orchester in dem meine Tochter mitspielt, hört man die besseren Gitarren gleich heraus.
Im Sommer hat ihre Gitarren-Lehrerin einen Tagesausflug mit ihren Schülern und interessierten Eltern nach
Weimar gemacht. Dort haben wir die Musik-Hochschule besucht, ein Konzert genossen und einen Gitarrenbauer
besucht. Mit dem habe ich mich schon über die Lacke und Hölzer unterhalten. Hintergrund war, dass meine
eine Gitarre eine kleine Restauration brauchte. Das hab ich dann erledigt. Vom Lack habe ich die Finger gelassen,
weil ich nicht wusste welcher auf meiner Gitarre (die Nuanchen machen es) drauf ist.
Mir schwebt ohnehin eine Halbakustische Gitarre vor. Mal schaun ...
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