eclipsed (10/2012) - Best of Prog/150 Alben für die Ewigkeit

[Fragile]

Mal wieder eine von diesen streitbaren Listen (Pink Floyd sind für mich zumindest keine Prog-Band im engeren Sinne), aber da immerhin Yes mehrmals vertreten sind und auch ein Interview mit Jon enthalten ist, warum sollte es hier unerwähnt bleiben?
Da mir mir aber 150 Alben aufzulisten momentan etwas umständlich ist, hier nur die Top 20.

1. Yes - "Close To The Edge" (1972)
2. King Crimson - "In The Court Of The Crimson King" (1969)
3. Genesis - "Foxtrot" (1972)
4. Pink Floyd - "Wish You Were Here" (1975)
5. Jethro Tull - "Thick As A Brick" (1972)
6. Genesis - "Selling England By The Pound" (1973)
7. Van der Graaf Generator - "Pawn Hearts" (1972)
8. Marillion - "Fugazi" (1984)
9. Emerson, Lake & Palmer - "Brain Salad Surgery" (1973)
10. Spock's Beard - "The Light" (1995)
11. Gentle Giant - "In A Glass House" (1973)
12. Rush - "Moving Pictures" (1981)
13. Yes - "Fragile" (1971)
14. Porcupine Tree - "In Absentia" (2003)
15. Mike Oldfield - "Tubular Bells" (1973)
16. Pink Floyd - "Dark Side Of The Moon" (1973)
17. King Crimson - "Red" (1974)
18. Camel - "Moonmadness" (1976)
19. IQ - "Ever" (1993)
20. PFM - "L'Isola di Niente" (1974)

Weitere Yes und Yes-verwandte Alben, die sich platzieren konnten:

29. Yes - "Relayer"
32. UK - "UK" (1978)
39. King Crimson - "The ConstruKction Of Light" (2000) - da war Bill zwar nicht mehr dabei, aber der Vollständigkeit halber
65. Yes - "The Yes Album" (1971)
79. Yes - "Going For The One" (1977)
82. King Crimson - "Starless And Bible Black" (1974)
97. Rick Wakeman - "The Six Wives Of Henry VIII" (1973)
99. King Crimson - "Larks' Tongues In Aspic" (1973)

Hier noch das Interview mit Jon:

eclipsed: Woran erinnerst du dich, wenn du an die Aufnahmen zu "Close To The Edge" denkst?
Anderson: Ehe es ins Studio ging, hatten Steve und ich die Grundstruktur der drei Songs erarbeitet, vor allem die des komplexen Monstrums, das der Titeltrack wurde. Nachdem wir die Grundsteine freigeklopft hatten, fand sich die komplette Band plus Produzent Eddie Offord in den Londoner Morgan Studios ein. Wir kapselten uns dort für einige Wochen komplett von der Außenwelt ab. Wir lebten in einem Paralleluniversum. So einen mystischen Aufnahmezustand hat es bei Yes weder vorher noch nachher gegeben. Nur so war es möglich, etwas Außergewöhnliches wie dieses Album zu erschaffen. Offord packte das Ganze in einen wunderbar klaren Sound. Ich erinnere mich, dass zwischen allen Beteiligten eine unglaubliche Harmonie herrschte. Und das so gut wie ohne Zuhilfenahme von Drogen. Umso schlimmer war das Erwachen aus diesem magischen Traum: Kurz nach Produktionsende verließ Bill Yes. Diese Entscheidung habe ich bis heute nicht verstanden.

eclipsed: Man sagt, du hättest durch die Aufnahmen die Messlatte für Progressive-Rock-Sänger extrem hoch gelegt. Siehst du das auch so?
Anderson: Das habe ich gelesen. Dazu kann ich nur sagen, dass ich bei den Studiosessions einfach nur losträllerte, vollkommen frei und unbeschwert, gleichzeitig fest eingebunden in diesen Kokon aus Liebe und Harmonie. Erst als wir nach der Veröffentlichung des Albums auf Tour gingen, merkte ich beim Singen, wie extrem kompliziert und revolutionär die Vokalharmonien waren, die ich einige Monate zuvor im Studio relativ leichtfüßig eingesungen hatte.

eclipsed: Ist "Close To The Edge" für dich das ultimative Yes-Album?
Anderson: Keine Frage! Diese Platte ist von vorne bis hinten ein faszinierendes, ungewöhnliches Stück Musik. Und doch gibt es ein Lied, das ich im Yes-Kontext für noch faszinierender halte als das: "Awaken". Es gibt keinen anderen Song, der zu hundert Prozent das ausdrückt, warum ich Sänger geworden bin. Dieses Stück ist für mich auch nach all den Jahren magisch und unerklärlich in seiner Reinheit und Schönheit.

eclipsed: Wie würdest du "Close To The Edge" in wenigen Worten umschreiben?
Anderson: Wozu wir zu Beginn der Siebzigerjahre kreativ, musikalisch und produktionstechnisch in der Lage waren, steckt alles in den drei Songs von "Close To The Edge". Wir haben uns all die Jahre weiterentwickelt, doch die Transzendenz dieses Meisterwerkes ist unschlagbar. Übrigens hatten wir für diese Platte die ganze Zeit über ausschließlich an diesen drei Stücken gearbeitet. Es gibt also keine "Ausschussware", keine Alternativ-Demos oder ähnliches. Was hätte dem Ganzen noch einen draufsetzen sollen?

[Bruford65]

Sehr schön, was Jon in dem Interview da über "die Entstehungsgeschichte" dieses "Prog-Stückes-aller-Prog-Stücke" berichtet!
Hört sich so an als sei er (bzw. sie alle im Zusammenspiel) damals absolut im "Flow" gewesen ("...fast ohne Zuhilfenahme irgendwelcher Drogen..." ).
Tja, da mag es so manchen bis heute verwundern, warum Bill Bruford ausgerechnet nach dieser "Zenit-Besteigung" ausgestiegen ist.
Was ich allerdings seinem genauen Gespür für präzises "Timing" (was ihn ja auch als Drummer besonders ausgezeichnet hat) zuschreibe.
(Eric hat seine Verhaltensweisen diesbezügl. hier glaub´ich kürzlich sehr treffend kommentiert...).

Da lohnt sich wohl doch der Kauf dieses Heftes.

[Wilson]

Mal wieder eine von diesen streitbaren Listen (Pink Floyd sind für mich zumindest keine Prog-Band im engeren Sinne), aber da immerhin Yes mehrmals vertreten sind und auch ein Interview mit Jon enthalten ist, warum sollte es hier unerwähnt bleiben?

Die Diskussion hatten wir ja schon öfter . Gegenfrage: Gehört Mike Oldfield rein?

Ich finde übrigens Marillion und Spock's Beard deutlich zu hoch bewertet - da hätten sehr viel eher weitere Alben von Genesis, ELP und vor allem von Kansas hingehört. Die Liste ist natürlich nicht in Stein gemeisselt, aber sie bestätigt auch ein wenig meine Vorurteile gegen Eclipsed.

[Eric]

Mike Oldfield - oder zumindes Tubular Bells - hat nun wirklich gar nichts mit Progressive Rock zu tun. Das ist einfach instrumentale Rock/Pop/Folk Musik, bei der ein Thema zusammenhanglos an das nächste geklatscht wird, bis die LP-Seite voll ist (ich mag das Album wirklich!). Dass Pink Floyd in den Top 10 platziert ist, ist genauso blödsinnig, aber eben typisch für eclipsed, die uns zu jedem Furz von Roger Waters ein mehrseitiges Special liefert.

[Fragile]

Mike hat mal über "Tubular Bells" selbst sinngemäß gesagt:

"Ich wollte nie das Aushängeschild für Progressive Rock, Art Rock oder wie immer man es auch nennen will, sein. 'Tubular Bells' ist jedenfalls kein Art Rock, es ist nicht mal ein Konzeptalbum. Es ist einfach nur Musik."

Damit dürfte doch alles gesagt sein, gell?

Dass Pink Floyd in den Top 10 platziert ist, ist genauso blödsinnig, aber eben typisch für eclipsed, die uns zu jedem Furz von Roger Waters ein mehrseitiges Special liefert.

Waters, Gilmour und Co. sind für eclipsed eben das, wass Dylanspringsteenyoungmorrison für den Boring Stone ist. Haben halt beide so ihre Säulenheiligen. Da ist der ME gottseidank etwas neutraler, aber sicher auch nicht das letzte Wort, was beste Bands/Alben angeht.

Immerhin überraschend, dass nix aus dem Hause PF auf der 1 ist, womit ich nämlich durchaus gerechnet hatte. Und viel Genesis, Yes und King Crimson dabei, da kann ich schon mal nicht meckern. Ein paar unbekanntere Bands wie Galahad oder Brand X wären vielleicht auch noch erwähnenswert gewesen.

[Topographic]

[Die Liste ist natürlich nicht in Stein gemeisselt, aber sie bestätigt auch ein wenig meine Vorurteile gegen Eclipsed.

Ähm, da wurde ein Album total übersehen... Und natürlich gehören Dark Side und Lamb (wo steht das eigentlich?) unter die Top 5.

[Wilson]

Dass Pink Floyd in den Top 10 platziert ist, ist genauso blödsinnig, aber eben typisch für eclipsed, die uns zu jedem Furz von Roger Waters ein mehrseitiges Special liefert.

Argumentation ?

Warum gehört nach Deiner (und auch Fragiles) Meinung Pink Floyd nicht dazu? Ich habe den Begriff "Progressive Musik" für mich immer sehr weit gefasst. Für mich gehört das Werk von Pink Floyd - wenigstens die Zeit von "Atom Heart Mother" bis "Animals" eindeutig in die Sparte "progressive". Auch "The Wall" zähle ich noch dazu - aufgrund des Gesamtkonzeptes, weniger nur anhand von musikalischen Kriterien.

Ich würde auch Alben wie "The Dreaming" und "Hounds Of Love" von Kate Bush, "Up" von Peter Gabriel oder "O.K. Computer" von Radiohead als Progressive Rock bezeichnen. Und übrigens finde ich Oldfield in der Liste nicht deplaziert (natürlich nicht seine späteren Alben, aber das gilt ja auch z.B. für Genesis).

Mich stören eher - wie schon oben geschrieben - Alben von Marillion oder Spock's Beard in der
Spitzengruppe. Das ist sehr gute Musik, aber gerade diese beiden Bands sind so massiv von Genesis und Kansas beeinflusst. Warum sollten die Originale weiter unten stehen als die Kopien? Ich glaube, daß Eclipsed diese Alben nur so hoch eingestuft hat, um die zahlreichen Fans der beiden Bands unter den Lesern nicht zu verprellen.

[Die Liste ist natürlich nicht in Stein gemeisselt, aber sie bestätigt auch ein wenig meine Vorurteile gegen Eclipsed.

Ähm, da wurde ein Album total übersehen... Und natürlich gehören Dark Side und Lamb (wo steht das eigentlich?) unter die Top 5.

Darf ich raten - das Album erinnert entfernt an Deinen Forumsnamen

Fazit: Das ganze fordert natürlich einen neuen Thread heraus: Meine persönlichen Top 10 Prog Alben

[Eric]

Natürlich kann man den Begriff weiter oder auch enger fassen. Aber bei einer weiten Definition wird es dann doch schnell recht beliebig. Pink Floyd oder auch Oldfield zähle ich zum "Art-Rock" (was auch immer das jetzt wieder ist ).

Das Konzeptalbum ist sicherlich ein Stilmittel, dass besonders im Prog häufig angewendet wird, sagt aber nichts über die Musik aus und das ist eben für mich das Entscheidende. Sowohl bei Floyd als auch bei Oldfield fehlen für mich einfach zu viele typische musikalische Elemente des Prog, insbesondere krumme Takte, Tempiwechsel, Kontrapunkt, Vielfalt der Harmonien.

[Wilson]

Natürlich kann man den Begriff weiter oder auch enger fassen. Aber bei einer weiten Definition wird es dann doch schnell recht beliebig. Pink Floyd oder auch Oldfield zähle ich zum "Art-Rock" (was auch immer das jetzt wieder ist ).

Ja - der Begriff "Artrock" passt auch in mein Schema, allerdings ist Artrock für mich einfach nur eine Unterschublade des Prog

[Fragile]

Ich hätte die Liste vielleicht auch lieber "Best of Artrock" getauft, denn dann haben Pink Floyd, Radiohead, Oldfield, Kate Bush etc. auch sicher einen Platz verdient. Für mich sind das aber nunmal keine klassischen Progbands, obwohl sie natürlich immer progressiv im eigentlichen Wortsinn (also fortschrittlich) waren. Was ich ihnen auch hoch anrechne, sonst würde ich die genannten Acts auch wohl nicht schätzen.

"Progressive Rock" und Bands, die eben im wahrsten Sinne des Wortes progressiv sind, sind für mich zwei verschiedene Paare Schuhe. Man muss sich da nur mal die arg konservativen Genesis-Fans anhören, die sich auch noch 30 Jahre später über das Album "Abacab" (was für meine Begriffe zumindest deutlich progressiver war als z.B. "Selling England" oder "Wind & Wuthering") aufregen. Ähnliche Beispiele findet man sicher auch bei 90125 (Yes) oder "Discipline" (King Crimson).
Prog-Fans, die progressive Musik ablehnen, scheinen jedenfalls ein Widerspruch in sich zu sein, vielleicht vergleichbar mit einem atheistischen CDU-Wähler (nur mal so als Beispiel).

Ich finde ja auch, genau wie Wilson, diese Prog-Schublade einfach vollkommen unsinnig. Wer nicht weiß, was ich meine, soll sich mal auf den babyblauen Seiten umschauen, wo viele Alben oder Songs nur danach bewertet werden, wie viele Takt-/Akkordwechsel, ausufernde Soli (Keyboard oder Gitarre) sie haben, oder wie lang sie sind. Alles, was diesen Anforderungen nicht genügt (z.B. "The Lamb", 90125 oder das Squackett-Album), entspricht eben nicht dem "heiligen Gral des Prog" und wird entsprechend abgewertet. Kann man also nicht wirklich ernstnehmen.

Ach, da nach "The Lamb" gefragt wurde, hier nochmal alle Platzierungen von Gabriel, Collins und Co.

3. Foxtrot (1972)
6. Selling England By The Pound (1973)
23. The Lamb Lies Down On Broadway (1974)
40. A Trick Of The Tail (1976)
73. Nursery Cryme (1971)

Der Hackbrett-Stefan hat sich mit den "Spectral Mornings" übrigens auf der 117 breitgemacht.

Hier kann man übrigens auch noch mal die kompletten Top 150 einsehen, inkl. einiger Anekdoten zu den Alben und einer Extra-Spalte "Prog-Metal":

http://www.eclipsed.de/aktuell/144/ausgabe-144.html

Ähm, da wurde ein Album total übersehen...

"Drama"?