Bildzukunft mit 3D

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OldGPJ
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Re: Bildzukunft mit 3D

Beitrag von OldGPJ »

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Hier die angekündigten Ausführungen zu 3D als Anwort zur Anfrage von Soon bei Peter Gabriel

Das Thema ist recht komplex, da es mittlerweile viele Ansätze gibt, 3D qualitativ mehr oder weniger gut heimisch zu reproduzieren. Ich möchte nicht zu technisch werden, mich auf die wichtigsten Fakten beschränken und beginne mit der einfachen Qualität bis zum derzeit bestmöglichen Standard. Zur Reproduktion über Bilddiagonalen ab etwa 37 Zoll ist immer eine 3D-Brille als "Vermittler" zwischen Augen und Bildschirm erforderlich. Auf der Konsumermesse CES in Las Vegas im Frühjahr gab es aber auch bereits Entwicklungen zu sehen, die ohne Brille auskommen. Bezüglich Betrachtungswinkel und Bildqualität kommen die jedoch nicht an die derzeitigen Top-Qualitäten der als Standard definierten „Shuttertechnologie“ (s. u.) heran. Für diese Entwicklungen ohne 3D-Brille gibt es auch noch keinen definierten Standard!
An in der Shuttertechnologie vergleichbarer Qualität ohne Brille wird intensiv geforscht. Bei den großen Herstellern wird derzeit noch mit ca. 3 Jahren gerechnet, bis so etwas marktreif werden könnte.

Mit "Rot-Grün-Brille"
Seit vielen Jahren bekannt und heute eigentlich nur noch für kurze Filme oder zum Betrachten z. B. am PC z. B. bei 3D-YouTube-Filmen gebräuchlich. Das macht nicht lange Spaß..

Mit Polarisationsbrille
Wird z. Zt. von einigen Herstellern neu angeboten und hat den Vorteil, dass die 3-Brillen im Gegensatz zu der unten beschriebenen Shuttertechnologie preiswerter und leichter sind. Nachteil: Die TV-Geräte haben i. d. Regel zwar den Top-Standard „Full-HD" für die Bildauflösung „an Bord". Betrachtet man aber einen 3D-Film über diese Polarisationsbrille, so geht das zu Lasten der Auflösung und der Bildschärfe.
Im Kino arbeitet man ebenfalls mit Polarisationsbrillen. Hier gibt’s jedoch geschuldet an die erforderliche Qualität und an einen geringen Brillenpreis bei den großen Bilddiagonalen einen enorm teueren Aufwand bezüglich der Projektortechnik. Leider gab es einige Kinofilme, die nicht gleich in 3D gefilmt wurden, sondern erst nachträglich in ziemlich schlechter Qualität umgerechnet wurden (das ist möglich, s. u.)

Mit aktiver Shutterbrille
Die erste Wahl für die Reproduktion in heimischen Gefilden. (grundlegend entwickelt von den zwei großen japanischen Herstellern Panasonic und Sony in eigenen Labors in Hollywood in Zusammenarbeit mit den Filmstudio-Spezialisten dort/von Pansasonic bereits erstmalig fertig marktreif entwickelt und vorgestellt im August 2009 auf der Funkausstellung in Berlin/kurze Zeit später als herstellerübergreifender 3D-Standard verabschiedet)

Gerade bei 3D sind Augen und Gehirn ja besonders gefordert, weshalb das Beste eigentlich gerade gut genug sein sollte.

Nur diese Technik bietet kompromisslose Full-HD-Kompatiblität und damit bestmögliche Schärfe/Auflösung und Bildruhe. Die Qualität (besonders die Schärfe) ist hier oft sogar noch besser als im Kino. Die Shuttertechnlogie arbeitet mit bis zu 120 Vollbildern pro Sekunde im Wechsel, also 60 Vollbilder für jedes Auge. Die 3D-Brille wird hier vom TV je nach Hersteller über Infrarot oder auch Bluetooth synchronisiert. Somit ist hier immer eine Elektronik in die Brille eingebaut, die keine andere Aufgabe hat, als im schnellen Wechsel – also bis zu 120 mal pro Sekunde- die Bildinformationen für das jeweilige zu empfangende Auge durchzulassen oder zu sperren. Der Preis für solch eine Brille liegt i. d. Regel bei bis zu ca. 130 Euro. Manche Hersteller liefern bei Top-Modellen 1 bis 2 Shutterbrillen zum TV mit, ansonsten kann später anzahlmäßig beliebig, aber herstellerbezogen nachgerüstet werden.
Übrigens: 3D-Fernsher sind auch die allererste Wahl zum 2D-Schauen, da auch hierfür quasi so nebenbei ein ganz neuer Top-Qualitätsstandard geschaffen wurde. Der Grund: bildprozessortechnisch ist - einfach ausgedrückt - alles doppelt vorhanden, jeweils für beide Augen. Für den 2D-Bereich kann man das dann technisch kombinieren. Man sagt „Für 2D werden die Prozessoren erst gar nicht mehr warm – das machen die mit „links"..

3D-Bewegtbild-Bildquellen
Als „3D-Bildlieferanten“ für 3D-Blu-rays braucht man einen 3D-Blu-ray-Player. (empfehlenswerte Modelle so ca. 100 bis 150 Euro) oder eine Spielekonsole, die mit solch einem Laufwerk und entsprechender Software ausgestattet ist. Damit können die 3D-Silberlinge sowohl in 2D als auch in 3D und in Full-HD abgespielt werden. Aktuelle Player-Modelle haben auch eine Elektronik integriert, die vorhandene DVDs und 2D-Blu-rays in ein 3D-ähnliches Bild umrechnen können. Das gelingt je nach Hersteller mehr oder weniger „gut“, ist Geschmacksache und „echtes“ 3D kann das nicht ersetzten. So ist z. B. der „Out-of-the-Box-Effekt“ (das etwas scheinbar weit aus dem Bildschirm herauskommt) hiermit nicht erreichbar. Solche 2D-3D-Umrechnungskonverter befinden sich auch in den meisten 3D-TV-Geräten. Hier kann sogar das laufende TV-Programm umgerechnet werden – wer’s denn mag und das aushalten kann..
Ferner gibt es auch seit der Funkausstellung Ende August 2010 Camcorder in 3D, mit denen sehr einfach im unten beschriebenen Side-by-Side Verfahren echte 3D-Filme selber gefilmt werden können.

TV in 3D, z. B. Fußball Sky 3D-Sport
Hier wird aufwendig gleich live in 3D produziert und übertragen. Es wird mit der halben Full-HD-Auflösung gearbeitet, in dem die beiden Bildinformationen für das linke und rechte Auge im sogenannten „Side-by-Side" Verfahren übertragen werden. Auf dem TV erscheinen diese beiden Bilder zunächst links und rechts, eben Seite-an-Seite und werden dann von der TV-Electronic 3D-systemgerecht übereinandergelegt. Sportaufnahmen in 3D- bieten einen ganz besonderen Reiz - wenn sie gut gemacht sind. In diesem Verfahren sind auch 3D-Produktionen möglich, die man z. B. sogar im AVI-Videoformat mit USB-Stick oder SD-Speicherkarten in geeigneten TV-Geräten weiter-/wiedergeben kann.
Auch Spiele sind sehr wichtige 3D-Bildlieferanten. Gerade viele Gamer sind richtig „heiß“ auf 3D. Richtig gut gelingen schnellste Spiele mit größeren Bilddiagonalen mit modernen 3D-Plasma-TV-Geräten sogar problemlos bis 150 Zoll (!! - 'kostet so gut schlappe 200.000 Euronen :roll: :mrgreen: ), weil hier systembedingt die besten Modelle nur eine Verzögerungszeit von 0,0005 Millisekunden haben. Die Verzögerungszeiten der besten LCD-TV liegen im Vergleich aktuell bei ca. einer ganzen Millisekunde !… Schnelle Interaktionen vom Tastendruck bis zur Reaktion auf dem Bildschirm sind da oft nicht zu erwarten...
Auch bei schnell bewegten Film-Bildern (z. B. Action) hat diese Schnelligkeit bezüglich der Schärfe enorme Vorteile. Probleme mit dem Blickwinkel sowie Beeinträchtigungen der Bildqualität bei Kopfbewegungen gibt es bei guten 3D-Plasma-TV ebenfalls kaum. Wer’s denn möchte: Sogar 3D-Schauen auf dem Sofa auf der Seite liegend ist mit 3D-Plasma-TV möglich…

3D-Fotos
Es gibt zwei relevante Systeme:
Fotografieren mit Stereo-Kameras
- also mit Fotoapparaten, die mit zwei Objektiven ausgestattet sind. Bei kleinen Bilddiagonalen (z. B. Postkartenformat) gibt es auch Systeme, die ohne 3D-Brille arbeiten. (ähnlich den 3D-Postkarten-Wackelbildern). Hier kann der Betrachtungswinkel durch Drehen/Kippen des Fotos ja leicht beim Betrachten geändert werden, so dass sich hier der 3D-Effekt recht einfach erreichen lässt.. Bei großen Diagonalen müsste man den TV schwenken (…), so braucht man dann auch hier die die Technologien mit 3D-Brillen.

Fotografieren mit einem Objektiv in 3D
Hier wird mit einer Serienbildeinstellung ein kurzer Schwenk fotografiert. Solche Kameramodelle wählen dann automatisch die beiden am besten geeigneten Fotos auch der Serie aus und kombinieren diese dann zu einer 3D-Aufnahme.


Ich pers. mag 3D - aber nur ab und zu, für gute Produktionen und in Top-Qualität. Es muss ein besonderer Anlass sein – also z. B. 1 bis 2 Stunden einen Kinofilm schauen und das war’s dann. 3D-Sehen gibt’s übrigens schon sehr lange – im Prinzip, seit dem es Säugetiere gibt ;) ..
Nur heute ist man halt in der Lage, Bilder in sehr hochwertiger Qualität zu speichern und wiederzugeben.
In 3D schauen können übrigens nur ca. 80 % der Bevölkerung. 20 % haben z. B. eine Sehschwäche auf einem Auge. Diese Personen können im normalen Leben auch nicht 100 %ig räumlich Sehen. Auch gibt’s Personen, die sich beim 3D-Schauen unwohl fühlen oder Kopfschmerzen bekommen – dann lässt man’s halt und gönnt den Anderen den Spaß..
:P
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Topographic
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Re: Bildzukunft mit 3D

Beitrag von Topographic »

Vielen Dank für diese ausführliche Inneneinsicht! Als 3D-Fan (ein Kindheitstraum) werde ich in den nächsten Wochen endlich mein Röhrenmonster gegen was 3D-fähiges eintauschen. Ich kanns eigentlich kaum erwarten "Ich einfach unverbesserlich" zu Hause in 3D zu schauen... Dann werde ich mich mal an deine Ratschläge halten! :D
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SOON
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Re: Bildzukunft mit 3D

Beitrag von SOON »

das nennt man wohl "den Durchblick haben" :D
Vielen Dank für deine Ausführungen @ YouandI ! [smilie=thumbsup.gif]
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