[REVIEW] King Crimson - Islands (1971)

Antworten

Topic author
Max
Beiträge: 178
Registriert: So 20. Mai 2007, 13:00

[REVIEW] King Crimson - Islands (1971)

Beitrag von Max »

Das vierte Album von King Crimson beginnt mit dem 10-Minüter Formentara Lady", das durch geschrammelten Kontrabass von Harry Miller eingeleitet wird. Nachdem sich eine Querflöte und umherschwirrende Klaviertöne dazu gesellt haben, singt Sänger-Bassist Boz Burrell Sinfields surrealen Text dazu.
Dann aufeinmal Stimmungswechsel: Bass, Bassdrum und Hihat sorgen für einen langsam-gemütlich trottenden Rhythmus. Dazu gibt es jazzige Saxophonsoli, bis dazu durch das Mundstück der Oboe geblasen wird, was sehr nach einer heulenden Frau klingt. Wenig später erschallen orientalische Linien von diversen Holzblasinstrumenten. Nahtlos geht das in das nächste Stück, die Fripp-Komposition Sailor's Tale, über, die die Ähnlichkeiten zum zweiten "Manfred Mann Chapter Three"-Album noch mehr verdeutlichen. Am Anfang steht hier ein schnelles Becken-Riff, zu dem die Holzbläser bluesige Riffs spielen. 2 Minuten später mutiert das Stück zu einem funkig-perkussiven, echoversehenen E-Gitarrensolo mit lässigem Drum-Rhythmus, Walking Bass und Mellotronakkorden. Nun wird der ursprüngliche Rhythmus wieder aufgenommen, das Mellotron gewinnt an Dominanz. Nachdem es immer dynamischer wird, klingt das Stück mit tiefen Mellotronklängen aus.
Bedrohlich geht es weiter: sanfte Akustikgitarre, Bass, beruhigender Gesang und blutrünstiger Text. Nun setzen ein Basssaxophon und eine verzerrte E-Gitarre mit einem bluesigen Riff ein, das aber nur 15 Sekunden dauert. Nun geht es mit losem Rhythmus von Ian Wallace und freejazzigem Altsaxophon weiter. Weiter geht es mit aggressivem Gesang zu gewaltvollen Pauken- und Beckenschlägen. Die letzte halbe Strophe ist dann wieder ruhig, so ruhig dass man es fast nicht mehr hört.
Sehr schwere Kost... aber sehen wir weiter:
Ladies of the Road ist rundum schmutzig: synthesizerversehener Gesang, klopfendes Schlagzeug, verzerrte Gitarre und schmutziger Text über Sex.
Aber nun wird es wieder harmonischer: Song of the Gulls ist die Prelude zum Titelstück des Albums und klingt fast nach Kammermusik, zumal nur Pizzicatogeige, Kornett, Oboe und Kontrabass zu hören sind.
Islands, das letzte Stück, beginnt mit Klavier, Gesang und sanftem Saxophon. Daran ändert sich bis zum Schluss auch nichts... was nur heftig stört, ist der absichtliche Piepston, der gerade noch in meinem Hörbereich liegt und wahrscheinlich von den Älteren hier garnichtmehr wahrgenommen wird.
Am Ende gibt es noch einen "Studio Chat" mit Unterhaltungen und Demos aus dem Studio.

"Radikale Stille", war die Beschreibung eines Rezensenten bei den Babyblauen Seiten... und das passt sehr gut zu der CD.
Meine Favoriten sind die ersten beiden Stücke und "Prelude: Song of the Gulls". Die ersten sind ruhig und bedrohlich, das letztere ist klassisch angehaucht. Der Titeltrack ist sanft und ruhig, mir aber zu nichtssagend, und "Letters" und "Ladies of the Road" sind die Pendants zu "Indoor Games" und "Happy Family". Mit allen 4 Tracks kann ich nichts anfangen.
Trotzdem hat die CD knappe 3/5 Punkten verdient, da 30 Minuten des Albums ja sehr schön sind.
Anscheinend habe ich das Album noch nicht verstanden; ich verstehe nach jedem Hören nicht, was die Crimsons mit dem Album ausdrücken oder bewirken wollen; fürs schocken ist sie zu ruhig, fürs schmeicheln zu schräg, fürs imponieren zu minimalistisch... und ich kann mir nicht richtig vorstellen, dass die Sessions Spaß gemacht haben.
Antworten

Zurück zu „Rezensionen“