[REVIEW] Steve Howe's Remedy - Elements (2003)

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JJG
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[REVIEW] Steve Howe's Remedy - Elements (2003)

Beitrag von JJG »

Steve Howe’s Remedy „Elements“ 2003


Als die Elemente seines Musikerdaseins sieht Steve Rock’n’Roll, Blues und Jazz. All diese Elemente und noch ein wenig mehr findet man auf dem Album „Elements“ seiner Band Remedy. Oder sollte man lieber sagen, die Band der männlichen Howe Familienmitglieder?

Unterstützt wird Steve hier vom Schüler Brufords, Dylan Howe, seinem ältesten Sohn am Schlagzeug. Dann noch von Virgil Howe, dem jüngeren Bruder Dylans, der die Tasten bedient. Verstärkt wird die ganze Sache noch durch Derrick Taylor an den „starken“ Saiten und Gilad Atzmon, der die verschiedenen Saxophone sowie Klarinette und Flöte „durchpustet“.

Atzmon ist ja nicht nur als guter Musiker, sondern auch als umstrittener Autor bekannt. Eine politische Aussage unter der Federführung des Howe-Clans gibt es hier aber (glücklicherweise) nicht. Taylor ist ein gesuchter Session-Bassist, der rein äußerlich an Eddie Murphy (der Schauspieler) erinnert.

Steve ist ja dafür bekannt unterschiedliche Alben zu veröffentlichen, nicht bezogen auf Qualitätsunterschiede, nein bezogen auf den/die musikalischen Stile. Dieses Album bietet dem Hörer eine große Bandbreite.

Die Songs liegen zwischen zwei und viereinhalb Minuten Spieldauer, nur zwei Ausnahmen gibt es. Diese liegen dann bei sieben Minuten.

Remedy spielt auch Jazz im Stile von kleinen Bigbands, hierzu holt man sich Verstärkung durch eine zusätzliche Bläserfraktion. Solche Kompositionen von Steve sind schon recht erstaunlich, zumal er sich dann in Jazzgefilde der 50ziger/60ziger Jahre Amerikas vorwagt. Dennoch meistert er diese Herausforderung mit Bravour. Die Songs „Westwinds“ und „Pacific Haze“ sind beeindruckend und die Band harmoniert hervorragend mit dem Brass-Ensemble.

Einen fetten Riff mit treibendem Rhythmus gibt es beispielsweise beim Song „Rising Sun“ zu hören. Dieser Blues-Rock-Pattern wird dann noch mit Atzmons Saxophon veredelt. Ein guter Song nervige Nachbarn am Sonntag-Morgen zu wecken . (lol)

Steve wäre nicht Steve, wenn er sich nicht auch Klangkollagen befassen würde. Diese Farbtupfer sind durch Songs wie „Sand-Devil“ oder auch „The Loning“ vertreten. Tolle Ideen, die auch auf Yes-Alben ihren Platz gefunden hätten. Diese Songs sind aber auch stark durch Virgils Tastenkünste geprägt.

Fast reine Gitarrenstücke hat Dr. Howe auch auf dieses Album gebannt. „A Drop in the Ocean“, „Hecla Lava“ und „Temolando“ mögen hier als Beispiel herhalten. Wobei er die verwendeten Steinberger und Fender-Gitarren mit Effekten verfremdet. Das gibt den Songs wiederum ein 60ziger Jahre Feeling.

Auf drei Songs ist Steve auch als Sänger zu hören. „Across The Cobblestone“ und „Load Off My Mind“ kommen im Blues-Rock daher und “Where I Belong” ist ein lustiger Ragtime/Coutry-Rocker. “The Clap” lässt grüßen. Ein Gitarrist spielt zum BBQ.

Einen reiner Blues auf der Fender Stratocaster, ist das Stück mit dem treffenden Titel “ Inside Out Muse“. Im Stile eines „Slowhand“ mutiert es durch Atzmons Klarinette zu einem Song, der zu später Stunde in einem gewissen Etablissement gespielt werden könnte … (Steve was willst Du uns mit diesem Song sagen?) Da sag noch einer der schmächtige Howe hätte keinen Sinn für Humor. Spontan ergeben sich Assoziationen zum Film „Es war einmal in Amerika …“

Vertrackte Rhythmen und ein sich austobender Yes-Gitarrist sind auf den Songs „Bee Sting“ und „Smoke Silver“ zu hören.

Durchgehend gute musikalische Fähigkeiten kann man allen mit wirkenden Musikern bescheinigen. Dass Dylan in die Schule von Bill Bruford gegangen ist, kann man auf den meisten Songs ebenfalls hören. Die Keyboards spielen insgesamt aber eine eher untergeordnete Rolle.

Wer einen roten Faden im Album sucht, wird ihn wohl nicht so leicht finden. Wer aber sich an abwechslungsreichen Stücken erfreuen kann und auch mal in andere Stile rein hören möchte, sollte sich das Album zulegen.

Altmeister Howe bewies für die Veröffentlichung viel Mut, da er sich in neue Gefilde wagt. Für mich aber nur ein weiterer Beweis, dass Steve ein Ausnahme-Gitarrist ist und nicht nur sichere Gewässer durchschifft.

Natürlich ist das Album von ihm selbst produziert. Diese Aufgabe erfüllt er ebenfalls mit dem Niveau, den er über die Jahre als Gitarrist gepflegt hat.
"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

Saaldorf
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