[PORTRAIT] Alan White

Bei Yes: Schlagzeuger
Instrumente: Schlagzeug und Klavier
Geburtsdatum: 14.06.1949
Geburtsort: Pelton (Durham County)
Weitere aktuelle Bands: White, Treason
Ehemalige Bands: John Lennons Plastic Ono Band, Circa:

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JJG
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[PORTRAIT] Alan White

Beitrag von JJG »

Alan White

Anlässlich seines anstehenden 60. Geburtstages ist es Zeit über den Yes-Drummer ein paar Zeilen zu schreiben. Alan White wurde am 14. Juni 1949 geboren, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Natürlich wurde ihm die Musik in die Wiege gelegt, sein Onkel war Schlagzeuger und sein Vater Pianist.

So begann eine gewisse Konkurrenz, denn mit sechs Jahren bekam er bereits Klavierunterricht und als er zwölf wurde, schenkte ihm sein Onkel ein kleines Schlagzeug. Obwohl der Onkel den Wettbewerb gewann, ließ Alan das Klavier nicht aus den Augen.

Sein Schlagzeug-Lehrer schaute nicht schlecht, als er feststellen musste, dass sein Schüler in der Lokalpresse als jüngster Schlagzeuger (mit 13) einer Band abgebildet wurde, ihm also gar nicht bekannt war, dass er bereits in einem Team spielte. Bis zu seinem Schulabschluss spielte er regelmäßig sein Lieblingsinstrument und legte lediglich für die Abschlussprüfungen eine Pause ein. Dabei war sein Alltag ein tagfüllendes Programm mit Schule, Hausaufgaben, Musikunterricht und Auftritten von 6 Uhr bis 23 Uhr.

Nach dem Schulabschluss begann er ein Studium als technischer Zeichner um später Architekt zu werden. Seine Band „The Downbeats“ später „The Blue Ships“ ging nach London und gewann dort einen Wettbewerb von der bekannten Zeitschrift „Melody Maker“ ,dadurch entstand ein Kontakt mit dem Plattenlabel Polydor. Damals war Alan 17 Jahre alt und lernte im selben Jahr Billy Fury kennen, mit dessen Band er drei Monate nach Deutschland kam. In Köln hatten sie am selben Tag wie die Warriors einen Auftritt in einem Club. Jon Anderson und Ian Wallace waren damals Mitglieder der Warriors. Ein Treffen mit Jon gab es aber nicht. Das sollte erst einige Jahre später sein …

Ende der 60er spielte er als Musiker in und für viele Bands. Das war natürlich nicht irgendwer, sondern bekannte Musiker wie Ginger Baker (Cream), George Harrison, John Lennon oder auch Joe Cocker. In Ginger Baker’s Airforce spielte er gemeinsam mit vier Schlagzeugern. Das besondere an diesen Auftritten war, dass die Drummer die Positionen tauschten, so also an verschiedenen Schlaginstrumenten wirkten. Er spielte in dieser Besetzung auch noch Keyboards und Tubular Bells.
Im Anschluss an eine Joe Cocker Tour bekam er einen Anruf. „Hier ist John, willst Du in meiner Band spielen?“. Da Alan diesen Anruf für den Spaß eines Freundes hielt, legte er wieder auf. Als sich herausstellte, dass am anderen Ende tatsächlich John Lennon war und dieser Alan bereits für einen Auftritt am nächsten Tag haben wollte, war er fast sprachlos.

So spielte er zwei Jahre in der Plastic-Ono-Band gemeinsam mit Yoko Ono, John Lennon, Eric Clapton und Klaus Vormann, spielte Songs wie „Give Peace a Chance“ ein und nahm an den „Bed-In-Sessions“ der Band teil.

In den Sendungen von „Top oft the Pops“ war Alan dann zufällig gleich vier Mal in einer Woche zu sehen. Er spielte für John Lennon, Gray Wright (Spooky Tooth), George Harrison und Doris Troy.

Nach einer Tour und Zusammenarbeit mit Joe Cocker kam es dann zu einer entscheidenden Wende in seiner Kariere.
Bill Bruford hatte Probleme mit seiner Band Yes. Diese probte für die bevorstehende Tournee und niemand saß bei den Proben am Schlagzeug. Da Eddie Offord Alan kannte, luden sie ihn ein und spielten gemeinsam „Siberian Khatru“. Dort hinterließ einen guten Eindruck und die Band bat ihn zu bleiben.

Yes und Alan vereinbarten eine gemeinsame (gegenseitige) Probezeit von drei Monaten. Was aus dieser Probezeit wurde, ist hinlänglich bekannt. Chris und Jon wollten Alan später aus dem dritten Stock eines Appartements schmeißen, wenn er nicht Mitglied der Band werden würde.

So sehr die Band das Line-up auch wechselte, der Maschinen-Raum (o-Ton Squire und White) wurde zur Konstanten während der folgenden Yes-Geschichte. Das gab der Band über die Jahre Sicherheit und Alan wird bis heute von allen (Ex-) Mitgliedern geschätzt.

Zitat Trevor Rabin: „Wenn du irgendetwas schlechtes über Alan hörst, kannst Du sicher sein, dass es falsch ist.“ Nicht nur als Mensch wird allen von seinen Kollegen geschätzt. Auch sein Schlagzeug-Spiel ist von vielen anerkannt. Selbst Mike Portnoy (Dream Theater, Transatlantic) gibt in Interviews an, dass er sich besonders an Alan Whites Spiel orientiert hat. Auf einer Dream Theater DVD sind Mike und Alan zu sehen und dort unterstreicht der DT-Drummer seine Aussage.

Nicht nur unter Musiker-Kollegen wird Mr. White sehr geschätzt, Produzenten sind von der Genauigkeit an seinem Instrument beeindruckt. Trevor Horn bezeichnet ihn als „lebendes Metronom“ und als perfekten Schlagzeuger.

Alan ist aber kein spektakulärer Drummer, er bringt aber seinen eigenen Stil in die Songs ein. Man sieht ihn nicht oft im Vordergrund, er hält sich eher zurück, was seinem Charakter entspricht. Für Yes war er immer eine Bereicherung, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so erscheinen will. Schon auf Yes-Songs macht er dies deutlich. Auch auf der ersten Studio-Platte, die er mit der Band eingespielt hat, wird dies deutlich. Beim Titel „The Ancient“ wird seine Wandlungsfähigkeit besonders deutlich. Wer hätte vom soliden Drummer White solch ein experimentelles Percussion-Spiel erwartet. Ebenfalls trifft dies auf das Schlagwerk in „Ritual“ zu vom gleichen Album zu.

Das Alans Inputs auf „Tales“ keine Eintagsfliege waren, zeigt sich auch beim nächsten Album „Relayer“ wo er besonders im Mittelteil von „The Gates of Delirium“ brillieren kann. Diese Arbeit setzt er dann auch in „Awaken“ fort in dem er diverse Percussions-Instrumente einbringt und neue Klangfarben erzeugt . In den 80ern freundet er sich auch mit den elektronischen Drums an, bleibt aber immer der Mann des akustischen Schlagzeugs.

So ist er auch seinen Ludwig-Drums treu geblieben und wird auch vom Inhaber der Marke sehr geschätzt. Überhaupt ist die Bezeichnung „Loyalität“ eine seiner Haupteigenschaften. Er ist immer verbindlich, verliert nie schlechte Worte über seine Mit-Musiker oder andere Künstler und ist auch der Ruhepol der Band.

In entscheidenden Situationen bringt er seine Ideen ein und ist innerhalb des demokratischen Prozesses der Band oft das „Zünglein an der Waage“. Neben den bereits angesprochenen Songs gehen Stücke wie „Changes“, Machine Messiah“ oder „In the Presence of“ auf seine Ideen zurück.

Seit der Union Tour im Jahre 1991 steht auch fest, dass nicht nur Bill Bruford seine Spielweise am Schlagzeug beeinflusst hat, es auch umgedreht der Fall war. Bruford sah sich gerade seit dem Beginn der 90er mit seinem elektronischen Set am Endpunkt angekommen. In einem Interview äußerte er(Bill) , dass das elektronische Set unendlich viele Möglichkeiten bietet, ein Drummer am akustischen Kit aber ganz bewusst die vorhandenen Möglichkeiten einsetzt und ihm inzwischen dieser Ausblick viel besser gefällt. Ist es ein Wunder, dass Bruford gerade nach dem Abschluss der Union-Tour zu diesem Ergebnis kommt?
"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

Saaldorf
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