[REVIEW] Jon Anderson - Survival & Other Stories (2010)
Verfasst: Fr 12. Nov 2010, 11:22
Jon Anderson – Survival & other Stories 2010
Mr. Tausendsassa hat es endlich geschafft. Hurra, es gibt wieder eine reguläre CD, die eine ansprechende Qualität hat.
Viele Projekte hat Jon in den letzten Jahre angekündigt, war gefühlt an zwei Duzend CDs als Gastsänger beteiligt, hat
alte Freundschaften aufgefrischt, war mit vielen jungen Musikern unterwegs und scheint nun wieder in geregelte
Bahnen zu kommen.
Dabei hat(te) er es nicht leicht, seine Gesundheit war (ist) stark beeinträchtigt, für den Sänger ein harter Schlag.
Hinzu kommen finanzielle Probleme, Uneinigkeit mit der Band, die er gegründet hat, rechtliche Probleme und eine
gewisse Unstetigkeit. Das alles sind keine guten Voraussetzungen für das Dasein eines professionellen Musikers.
In den letzten Jahren gab es für Jon viele Freunde mit denen er, überwiegend via Internet, zusammengearbeitet hat.
Endlich gibt es wieder ein komplettes Album und gleich bahnt sich wieder das nächste Problem an – die Insolvenz
der neuen Plattenfirma. Also dürfte sich die offizielle Veröffentlichung dieses Albums wieder verschieben.
Zum Glück wurde die Erstpressung gerettet und kann wenigstens zur laufenden Tour, mit seinem Freund Rick Wakeman,
verkauft werden.
Die Entstehung dieses Albums begann vor vier Jahren mit dem Aufruf auf seiner Website „Musiker gesucht … sendet mir eure Musik“.
So gibt es die unterschiedlichsten Song-Komponisten, deren Songs Jon mit seinen Melodien und Texten veredelt hat.
Die verschiedenen Urheber merkt man diesem Album aber nicht an. Natürlich wurden einige Songs auf den Tasten und
einige Stücke auf den Saiten komponiert.
Folgende Komponisten werden im Booklet verzeichnet:
Jamie Dunlop
Peter Kiel
Jann Castor
Dan Spollen
Kevin Shima
Steve Layton
Jeremy Cubert
Paul Quinn
“New new World” ist ein typischer Song, der in der Tradition von „State of Independence“ steht. Streicher, verschieden Gitarren
und Perkussion prägen Song. Jon schichtet mehrere Stimmen übereinander, Jane (seine Frau) darf auch helfen, ein prägender Riff
löst sich wechselseitig mit den Streichern ab und verdichtet die gesamte Komposition.
„Understanding Truth“, eine kurze Ballade, ist im Gegensatz zum Vorgänger sehr einfach gehalten, nur Gesang und akustische Gitarre.
Vergleichbar etwa mit „From the Balcony“, weil hier Dr. Howe dem Gitarristen Pate stand. Ein wundervoller Song im Stile eines Folk-Songs.
Schwebende Keyboard-Teppiche, helle Akkorde auf der Westerngitarre und ein computergenerierter Drum-Sound prägen den Song
„Unbroken Spirit“. Dessen Geist einen Song wie „Holy Lamb“ wieder aufleben lässt. Sehr relaxed verkündet Anderson im Text, dass
er nicht rückwärtsgewandt ist, sehr wohl die Fehler erkennt, die er gemacht hat. In kaum einem Text kehrt er seine Seele so nach
außen wie in diesem. Er zeigt auf seine eigenen Grenzen und die Grenzen, die wir für uns selbst erkennen müssen.
Treibende Rhythmen führen in spirituelle Sphären, Divine Mother wird zitiert, für Jon den unermüdlich Liebe anmahnenden Minnesänger
eher ungewöhnlich funkig, mit viel Bass und Perkussion kann man dem „Love oft he Live“ lauschen, der einen gewissen 80er Touch
besitzt und wohl auf das Album „Animation“ gepasst hätte.
Dann kommt der „Big Budda Song“, eine rockige „unplugged“ Nummer, im ersten Teil nur eine akustische Gitarre und ein sparsamer Rhythmus,
dann setzt die elektrische Gitarre mit schönen Hooklines ein. Für mich vermittelt der Song Optimismus pur. Auch ein paar Yes-Zitate gibt es.
Im Hintergrund gibt es Textzeilen wie „He is here“ oder auch „We have heaven“ zu hören. Ein schöner Song, den man zum nächsten Forumstreffen
gemeinsam singen könnte.
Mit fast acht Minuten kommt dann der Longtrack des Albums. Wundervolle Piano-Akkorde werden von einer spanischen Gitarre „overdubbed“,
Jane singt die auf ein Wort reduzierten Backing-Vocals „Soon“, graziöse Streicher, ein melancholischer Yes-Sänger lässt diesen Song in der
höchsten Tönen zu einem Juwel werden. Zum Ende erfolgt eine dramatische Steigerung, ich möchte mir nicht vorstellen wie dieser Song
im klassischen Yes-Lineup geklungen hätte (*schmacht*).
Ein kurzes Stück, das Jon im Singer/Songwriter-Stil hält, ist das anschließende „Effortlessly“. Back to the Roots, Mr. Anderson? – So geht
es dann auch weiter mit „You Move“ ähem „Love and understandig“ Steve Howe an der Steel-Guitar, möchte man meinen.
Auch in diesem Song wird deutlich, dass die Komponisten wirklich Ahnung von Jon und Yes haben. Alle Songs sind ideal auf ihn zugeschnitten.
Ähnlich wie bei Yes bieten viele Grundgerüste das Terrain, auf das Jon seine Gesangsmelodien setzen kann.
Ob es jemals wieder ein Yes-Album mit Jon geben wird? Ich würde es mir wünschen.
Ein großer Song, der auch (in einer anderen Fassung) auf „The Living Tree“ zu finden ist, folgt im Anschluss -
„Just one Man“. Jon beschreibt den Einfluss einzelner Menschen auf ganze Generationen. Zerbrechlich zugleich stark,
mahnend zugleich nachdenklich, schlicht zugleich orchestral sind die Dinge, die ich zur Musik dieses Songs sagen kann,
eine weitere Perle …
Der persönlichste Song des Albums ist “Sharpening the Sword“, in dem Jon seine Erfahrungen, seine Gefühle, seine Nahtoderfahrung, seine Reisen,
seine Eindrücke beschreibt und einen Bezug zu seiner eigenen Lebenseinstellung herstellt. Ein Rückblick auf sein Leben – ich hoffe er hat damit
noch nicht seine Memoiren geschrieben, aber so wirkt dieser Song auf mich. Er braucht niemand noch etwas beweisen, dennoch treibt ihn die
Liebe zur Musik weiter.
Einen Rückblick auf seine pre-Yes-Zeit kann man im Booklet lesen. Jon gibt hier detailliert Einblick in den Beginn seiner musikalischen Reise
(als Waschbrettspieler einer Skiffle-Band) bis zu seiner Rückkehr von Schweinfurt (im Booklett-„Swinefurt) nach London …
Den Abschluss bildet dann eine der besten, emotionalsten Stücke, die Jon je gesungen hat. War „Sharpening the Sword“ ein Rückblick,
so ist „Cloudz“ ein Ausblick in die Zukunft. „Cloudz“ wird sich für den aufmerksamen Zuhörer nahtlos in all die großen Songs, die nur auf ganz wenigen,
sparsam gesetzten Piano-Noten bestehen, einfügen. Wer „Bridge across forever“ oder die Piano-Version von „Here comes the flood“ so liebt wie ich,
wird sich auch in „Cloudz“ wiederfinden. Ein Song für späte einsame Stunden, in denen man Kraft schöpfen will.
Hat es was zu bedeuten, dass das Cover in hellgelben Tönen gehalten ist?
Hat es etwas zu bedeuten, dass auf den Front-Cover ein einsamer Baum steht, auf der Rückseite der CD zwei eng beieinander sich zugewandte Bäume zu sehen sind?
Danke Jon!
Mr. Tausendsassa hat es endlich geschafft. Hurra, es gibt wieder eine reguläre CD, die eine ansprechende Qualität hat.
Viele Projekte hat Jon in den letzten Jahre angekündigt, war gefühlt an zwei Duzend CDs als Gastsänger beteiligt, hat
alte Freundschaften aufgefrischt, war mit vielen jungen Musikern unterwegs und scheint nun wieder in geregelte
Bahnen zu kommen.
Dabei hat(te) er es nicht leicht, seine Gesundheit war (ist) stark beeinträchtigt, für den Sänger ein harter Schlag.
Hinzu kommen finanzielle Probleme, Uneinigkeit mit der Band, die er gegründet hat, rechtliche Probleme und eine
gewisse Unstetigkeit. Das alles sind keine guten Voraussetzungen für das Dasein eines professionellen Musikers.
In den letzten Jahren gab es für Jon viele Freunde mit denen er, überwiegend via Internet, zusammengearbeitet hat.
Endlich gibt es wieder ein komplettes Album und gleich bahnt sich wieder das nächste Problem an – die Insolvenz
der neuen Plattenfirma. Also dürfte sich die offizielle Veröffentlichung dieses Albums wieder verschieben.
Zum Glück wurde die Erstpressung gerettet und kann wenigstens zur laufenden Tour, mit seinem Freund Rick Wakeman,
verkauft werden.
Die Entstehung dieses Albums begann vor vier Jahren mit dem Aufruf auf seiner Website „Musiker gesucht … sendet mir eure Musik“.
So gibt es die unterschiedlichsten Song-Komponisten, deren Songs Jon mit seinen Melodien und Texten veredelt hat.
Die verschiedenen Urheber merkt man diesem Album aber nicht an. Natürlich wurden einige Songs auf den Tasten und
einige Stücke auf den Saiten komponiert.
Folgende Komponisten werden im Booklet verzeichnet:
Jamie Dunlop
Peter Kiel
Jann Castor
Dan Spollen
Kevin Shima
Steve Layton
Jeremy Cubert
Paul Quinn
“New new World” ist ein typischer Song, der in der Tradition von „State of Independence“ steht. Streicher, verschieden Gitarren
und Perkussion prägen Song. Jon schichtet mehrere Stimmen übereinander, Jane (seine Frau) darf auch helfen, ein prägender Riff
löst sich wechselseitig mit den Streichern ab und verdichtet die gesamte Komposition.
„Understanding Truth“, eine kurze Ballade, ist im Gegensatz zum Vorgänger sehr einfach gehalten, nur Gesang und akustische Gitarre.
Vergleichbar etwa mit „From the Balcony“, weil hier Dr. Howe dem Gitarristen Pate stand. Ein wundervoller Song im Stile eines Folk-Songs.
Schwebende Keyboard-Teppiche, helle Akkorde auf der Westerngitarre und ein computergenerierter Drum-Sound prägen den Song
„Unbroken Spirit“. Dessen Geist einen Song wie „Holy Lamb“ wieder aufleben lässt. Sehr relaxed verkündet Anderson im Text, dass
er nicht rückwärtsgewandt ist, sehr wohl die Fehler erkennt, die er gemacht hat. In kaum einem Text kehrt er seine Seele so nach
außen wie in diesem. Er zeigt auf seine eigenen Grenzen und die Grenzen, die wir für uns selbst erkennen müssen.
Treibende Rhythmen führen in spirituelle Sphären, Divine Mother wird zitiert, für Jon den unermüdlich Liebe anmahnenden Minnesänger
eher ungewöhnlich funkig, mit viel Bass und Perkussion kann man dem „Love oft he Live“ lauschen, der einen gewissen 80er Touch
besitzt und wohl auf das Album „Animation“ gepasst hätte.
Dann kommt der „Big Budda Song“, eine rockige „unplugged“ Nummer, im ersten Teil nur eine akustische Gitarre und ein sparsamer Rhythmus,
dann setzt die elektrische Gitarre mit schönen Hooklines ein. Für mich vermittelt der Song Optimismus pur. Auch ein paar Yes-Zitate gibt es.
Im Hintergrund gibt es Textzeilen wie „He is here“ oder auch „We have heaven“ zu hören. Ein schöner Song, den man zum nächsten Forumstreffen
gemeinsam singen könnte.
Mit fast acht Minuten kommt dann der Longtrack des Albums. Wundervolle Piano-Akkorde werden von einer spanischen Gitarre „overdubbed“,
Jane singt die auf ein Wort reduzierten Backing-Vocals „Soon“, graziöse Streicher, ein melancholischer Yes-Sänger lässt diesen Song in der
höchsten Tönen zu einem Juwel werden. Zum Ende erfolgt eine dramatische Steigerung, ich möchte mir nicht vorstellen wie dieser Song
im klassischen Yes-Lineup geklungen hätte (*schmacht*).
Ein kurzes Stück, das Jon im Singer/Songwriter-Stil hält, ist das anschließende „Effortlessly“. Back to the Roots, Mr. Anderson? – So geht
es dann auch weiter mit „You Move“ ähem „Love and understandig“ Steve Howe an der Steel-Guitar, möchte man meinen.
Auch in diesem Song wird deutlich, dass die Komponisten wirklich Ahnung von Jon und Yes haben. Alle Songs sind ideal auf ihn zugeschnitten.
Ähnlich wie bei Yes bieten viele Grundgerüste das Terrain, auf das Jon seine Gesangsmelodien setzen kann.
Ob es jemals wieder ein Yes-Album mit Jon geben wird? Ich würde es mir wünschen.
Ein großer Song, der auch (in einer anderen Fassung) auf „The Living Tree“ zu finden ist, folgt im Anschluss -
„Just one Man“. Jon beschreibt den Einfluss einzelner Menschen auf ganze Generationen. Zerbrechlich zugleich stark,
mahnend zugleich nachdenklich, schlicht zugleich orchestral sind die Dinge, die ich zur Musik dieses Songs sagen kann,
eine weitere Perle …
Der persönlichste Song des Albums ist “Sharpening the Sword“, in dem Jon seine Erfahrungen, seine Gefühle, seine Nahtoderfahrung, seine Reisen,
seine Eindrücke beschreibt und einen Bezug zu seiner eigenen Lebenseinstellung herstellt. Ein Rückblick auf sein Leben – ich hoffe er hat damit
noch nicht seine Memoiren geschrieben, aber so wirkt dieser Song auf mich. Er braucht niemand noch etwas beweisen, dennoch treibt ihn die
Liebe zur Musik weiter.
Einen Rückblick auf seine pre-Yes-Zeit kann man im Booklet lesen. Jon gibt hier detailliert Einblick in den Beginn seiner musikalischen Reise
(als Waschbrettspieler einer Skiffle-Band) bis zu seiner Rückkehr von Schweinfurt (im Booklett-„Swinefurt) nach London …
Den Abschluss bildet dann eine der besten, emotionalsten Stücke, die Jon je gesungen hat. War „Sharpening the Sword“ ein Rückblick,
so ist „Cloudz“ ein Ausblick in die Zukunft. „Cloudz“ wird sich für den aufmerksamen Zuhörer nahtlos in all die großen Songs, die nur auf ganz wenigen,
sparsam gesetzten Piano-Noten bestehen, einfügen. Wer „Bridge across forever“ oder die Piano-Version von „Here comes the flood“ so liebt wie ich,
wird sich auch in „Cloudz“ wiederfinden. Ein Song für späte einsame Stunden, in denen man Kraft schöpfen will.
Hat es was zu bedeuten, dass das Cover in hellgelben Tönen gehalten ist?
Hat es etwas zu bedeuten, dass auf den Front-Cover ein einsamer Baum steht, auf der Rückseite der CD zwei eng beieinander sich zugewandte Bäume zu sehen sind?
Danke Jon!