Wind

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Wind

Beitrag von nixe »

Wind war eine deutsche Formation aus dem fränkischen Erlangen, die in den Jahren 1971 und 1972 die beiden Alben "Seasons" und "Morning" veröffentlicht hat. Nach dem rockigen Erstling orientierten sich die jungen Musiker auf ihrem zweiten Werk in harmonischere Gefilde im Fahrwasser der Briten The Moody Blues. In der kurzen Zeit ihres Bestehens brachte es die Band auch durchaus zu einigem Ansehen und trat im Rahmen ihrer ausgedehnten Liveaktivitäten sogar zusammen mit Pink Floyd vor über 100.000 Zuschauern auf. Nach der Single "Josephine" löste sich die Band auf. Die intensive Präsenz auf den deutschen Bühnen verschlang für damalige Verhältnisse immense Summen und konnte nicht mit den bescheidenen Gagen ausgeglichen werden, weshalb die Band zum Zeitpunkt ihrer Auflösung vor dem finanziellen Ruin stand. (Horst Straske)
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1971 Seasons
1972 Morning
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Re: Wind

Beitrag von nixe »

1971 Seasons
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Besetzung:
Steve Leistner Lead Vocals, Harmonica, Flute, Percussion
Thomas Leidenberger Guitars, Vocals
Andreas Büeler Bass, Vocals
Lucian Büeler Organ, Piano, Vocals, Percussion
Lucky Schmidt Drums, Percussion, Vibraphone, Clarinet, Piano
Gastmusiker:
Jochen Petersen Flute (Track 1)
Tracklist:
1. What Do We Do Now 8:28
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2. Now It's Over 4:25
[BBvideo 425,350][/BBvideo]
3. Romance 1:35
[BBvideo 425,350][/BBvideo]
4. Springwind 7:10
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5. Dear Little Friend 4:17
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6. Red Morningbird 15:56
[BBvideo 425,350][/BBvideo]
Gesamtlaufzeit 41:51
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Achim Breiling:
Wind aus Erlangen gingen auf die damals dort populäre Beatband Bantox zurück (der schon die schweizstämmigen Büeler-Zwillinge, Thomas Leidenberger und Lucky Schmidt angehörten), die schon 1964 gegründet wurde. 1969 wurde die Band für eine "Ostasientournee" verpflichtet, die sich aber schnell als eine Art Truppenbetreuung in Vietnam herausstellte. Schlecht bezahlt und teilweise um die Gage geprellt kam die Band pleite wieder in Deutschland an. Um einen Neustart machen zu können, nahm man ein Angebot des Billiglabes Europa (die in den 70er Jahren vor allem unzählige Hörspiel-LPs und -kassetten unter das Volk brachten) an, eine "Tanzplatte" einzuspielen. Unter der Ägide des Produzenten Jochen Petersen (siehe Ikarus) enstand so das Album "On The Rocks", welches Ende 1969 unter dem beeindruckenden Bandnamen "Corporal Gander's Fire Dog Brigade" veröffentlicht wurde. Den Lohn (immerhin 5000 DM) investierte die Gruppe (die sich nun "Chromosom" nannte) in Instrumente und PA.
1970 holte man den Nürnberger Sänger Bernd (Steve) Leistner in die Band (vormals bei Faction und Flying Carpet) und benannte sich in Wind um (weil man die Zuhörer mit ihrer Musik wegblasen wollte). Als das Hamburger Label Miller International (zu dem auch Europa gehörte) ein eigenes Deutschrocklabel namens PLUS gründete, wurden auch Wind (zusammen mit Tomorrow's Gift und Ikarus) verpflichtet. So kam es, dass Wind im Januar 1971 in Dieter Dierks Studio ihr Debuetalbum (wieder produziert von Petersen) einspielten.
"Seasons" ist über weite Strecken ein ziemlicher Kracher. Hier röhrt die Orgel heftig, es wird aggressiv gesungen und die E-Gitarre jault. Wie bei diversen zeitgleich tätigen, vor allem britischen Kollegen (vor denen sich Wind nicht zu verstecken brauchten), wird hier also hart gerockt, angereichert mit progressiven Orgel-Freakouts und versehen mit einer krautigen Rohheit, die die Musik recht kantig und rauh, dabei aber ziemlich erfrischend aus den Boxen kommen lässt.
Eingewoben in diesen Protohardprog sind aber viele filigrane Abschnitte, dominiert von Flöte und Akustikgitarre (in "What Do We Do Now" z.B.), elegische Songs ("Now Its Over"), verträumte Zwischenspiele ("Romance"), einige folkige und jazzige Einsprengsel, diverse ausladende Instrumentalabschnitte und spacig-meditative Klangmalereien (vor allem in langen "Red Morningbird"). So gerät "Seasons" zu einem sehr abwechslungsreichen Album, das zeittypischen, recht erdigen Orgel-Hardrock der frühen 70er, mit vielen protoprogressiven und jazzig-krautigen Einlagen vermengt. Das Ganze ist zudem sehr druckvoll produziert, arbeitet sich mitunter sehr deftig voran und ist oft schön heavy ("Dear Little Friend").
Der Höhepunkt der Platte ist das lange "Red Morningbird", welches geheimnisvoll, balladesk-klangwabernd, mit viel Hall versehen, dahingleitet, immer wieder unterbrochen von ausgesprochen wüsten Ausbrüchen, vor allem von Orgel und E-Gitarre.
Wer eine schöne, wenn auch etwas rohe Mischung aus Hartem und Meditativem kennenlernen möchte, einen einfallsreichen, anglophilen Krautprog, der sollte sich "Seasons" besorgen! Das Album wurde Anfang der 90er von Second Battle auf CD wieder veröffentlicht, doch ist diese Version natürlich schon lange vergriffen. Danach haben sich vornehmlich Bootlegger des Albums angenommen, doch 2010 wurde die Scheibe endlich wieder regulär auf CD und LP veröffentlicht (Long Hair). Man achte darauf, dass man diese Version erwirbt!
Tschüß
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Re: Wind

Beitrag von nixe »

1972 Morning
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Besetzung:
Steve Leistner Lead-Gesang, Percussion
Thomas Leidenberger Gitarre, Gesang
Andreas Büeler Bass, Gesang, Percussion
Lucian Büeler Keyboards, Gesang, Percussion
Lucky Schmidt Schlagzeug, Percussion, Mellotron, Klavier
Tracklist:
1. Morning Song 3:59
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2. The Princess And The Minstrel 6:39
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3. Dragon´s Maid 8:39
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4. Carnival 7:56
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5. Schlittenfahrt 3:08
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6. Puppet Master 3:25
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7. Tommy´s Song 5:28
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8. Josephine (Bonustitel) 3:38
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Gesamtlaufzeit 42:52
Horst Straske:
Das zweite und letzte Album der deutschen Formation Wind steht stilistisch in der Tradition der britischen Frühphase der progressiven Rockmusik. Romantisch-verspielte Harmonien und samtweiche Mellotronklänge sorgen für einen erhabenen Wohlklang im Stil von The Moody Blues und Procol Harum. Über allem schwebt ein märchenhafter Charakter, welcher mit dem Song "The Princess And The Minstrel" auf die Spitze getrieben wird. Hier wechseln sich herzergreifende Melodielinien und eine Erzählstimme ab. Freilich ist gerade das letztgenannte Element teutonisch akzentuiert und versprüht eine fast schon kindliche Naivität. Das besitzt den Hauch einer symphonisch-hymnischen Lagerfeuerromantik.
Mit den beiden Nummern "Dragon´s Maid" und "Carnival" erreicht der geschmeidige Romantiksound seinen atmosphärischen Höhepunkt. Samtweiche Mellotronklänge laden den geneigten Hörer zum Schwelgen ein und bilden das Grundfundament für eine gelungene deutsche Version des britischen "Früh-Progs". Hierbei fällt eine nicht zu übersehende Ähnlichkeit mit der Band Spring auf. Insbesondere der Gesang des Frontmannes Steve Leistner kommt ähnlich krächzend daher und bildet somit einen willkommenen Gegenpol zum pathetischen Schönklang. Die Gesangslinien kommen kraftvoll und emotional daher, wobei sie aber einen schnoddrig-röhrenden Touch nicht verneinen können.
Leider fällt das Album mit dem Titel "Schlittenfahrt" qualitativ ab und tendiert in allzu poppige Gefilde, was einen Stilbruch zur vorhergehenden musikalischen Sentimentalität markiert. Dies erinnert hier an eine dramaturgisch nicht besonders geglückte Hommage an den Surfsound der Beach Boys. Mit den abschließenden Nummern "Puppet Master" und "Tommy´s Song" findet das zweite und letzte Werk von Wind dann seinen songorientierten Abschluss. Die Single "Josephine" als Bonustitel dokumentiert ebenfalls die kommerzielle Ader der Band, kann aber als Popsong durchaus überzeugen.
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Re: Wind

Beitrag von SOON »

ich weiß nicht mehr ob es WIND war, auf jeden Fall aber ein Reissue von Second Battle, die mir die Welt der Krautraritäten eröffnete.
Und 1992 war auch wirklich schwer an solche CD's ran zukommen.
Seasons war da schon eine Klasse für sich. Wuchtige Orgelpassagen, muskulöser Gesang und dann wieder chillige Flöteneinlagen.
Der obige Text wurde übrigens aus dem Booklet übernommen.
Und diese Afrotürme waren doch der Hammer. Ich stelle mir gerade Nixe mit so'ner Matte vor. :boys_lol:

Morning war ganz anders, irgendwie lasch, hab ich längs entsorgt.
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Re: Wind

Beitrag von nixe »

THX Soony: WIND Seasons habe ich leider nur als mp3, da sind 18,34€ doch etwas viel! Mal sehen, der sound bringt*s auf alle Fälle & sie wären komplett!!!
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Re: Wind

Beitrag von Member Z »

Hey Leute,

nur wegen der Vollständigkeit bezüglich der Namenverwendung:
Es gab auch noch diese(n) Wind als deutsche Band. :passtscho:

Schlagerband "WIND"

Ein Mitglied (Leadsänger) war aus meiner Heimatstadt / Geburtsort Bocholt in Westfalen, wo die auch in einem
Tonstudio Aufnahmen gemacht hatten. Das Studio wurde von einem guten Bekannten betrieben.
Mit ihm (Pianist, Chorleiter, Orchestermusiker) hätte ich damals (Anfang 20) fast eine Tontechnikerausbildung an einer Musikhochschule begonnen (er hatte gute Kontakte zu einem Prof dort), habe mich dann aber doch anders entschieden - die "Chemie" zwischen uns stimmte nicht so ganz... :jc_hmmm:
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Re: Wind

Beitrag von nixe »

Dreamy, Du wirst doch wohl nicht zur SchlagerFront überlaufen?
Wenn man bei dem Gockl nur Wind eingibt, was glaubst Du, was einem da noch alles um die Nase weht. Um genau diese Wind zu finden, mußt Du TiefenBohrung betreiben, sonst verwindet man, wenn man*s nicht überwindet :labern: !!!
Alles klar, Dreamy, den SchlagerWind wollt* ich außen vor lassen, wußte ja nicht, welchen Bezug Du damit hast!!!
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Re: Wind

Beitrag von Member Z »

20. Dez 2014, 09:33 » anixek hat geschrieben:Dreamy, Du wirst doch wohl nicht zur SchlagerFront überlaufen?
Wenn man bei dem Gockl nur Wind eingibt, was glaubst Du, was einem da noch alles um die Nase weht. Um genau diese Wind zu finden, mußt Du TiefenBohrung betreiben, sonst verwindet man, wenn man*s nicht überwindet :labern: !!!
Alles klar, Dreamy, den SchlagerWind wollt* ich außen vor lassen, wußte ja nicht, welchen Bezug Du damit hast!!!
@ Schlager
Nu mach Dir mal keine Sorgen Alter... Ich hatte ja wegen der Vollständigkeit gepostet... :biggrinn:

Da muss ich Dich ja noch direkt ärgern: "Oh Schmittchen Schleicher, mit den eeeeelastischen Beinen...." :biggrinn: :aufgeben:
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Re: Wind

Beitrag von SOON »

bei Wind wehte sicher ein ganz anderer Wind als bei Wind. :boys_0137:
Ende der 60er waren sie 6 Monate in Vietnam und spielten dort täglich Shows für Soldaten.
Am Ende wurden sie um ihr Geld geprellt und mussten ihre Instrumente verkaufen um ihre Rückflugtickets zu bezahlen.
Zurück in Deutschland gingen sie einen Deal mit Miller Int. ein, um ein Album zu veröffentlichen.
Hinter Miller steckte das Label Europa, die Billigplatten in Tankstellen und Supermärkten verkauften (die älteren werden sich erinnern)
In richtigen Plattenläden war Seasons nicht zu finden und unter den Billigplatten hatte niemand nach progressiver Musik gesucht.
Nach Morning war das Kapitel WIND dann aufgrund finanzieller Probleme beendet.
Das gleiche Schicksal ereilte die ebenfalls vorzüglichen Bands Tomorrows Gift und Ikarus.
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Re: Wind

Beitrag von nixe »

Nur gut, das wir unseren Dreamy als Yes-Fan schon lange kennen, sonst würden wir jetzt aber zweifeln :shok: !
Den SchlagerWind würde sowas nicht passieren, ich meine, in Vietnam zu spielen!!! Aber weg vom Fenster sind die auch.
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