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Van der Graaf Generator

Verfasst: Fr 16. Okt 2009, 17:10
von Aprilfrost
Wird Zeit, dass diese avantgardistische Band endlich ihren eigenen Thread bekommt.

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Man ist versucht zu schreiben "Peter Hammill's Band", doch das wäre viel zu kurz gegriffen. VdGG ist eine Ausnahmeband, in der jeder Musiker seine ganz besondere Rolle spielt. Ich habe diese Band in den 70er Jahren gehasst. Ihr Live-Auftritt 1976 in Hamburg ist eine einzige Katastrophe gewesen. Es dauerte allerdings keine 4 Jahre, bis ich Refugees hörte. Danach hörte ich besser hin, und meine Begeisterung hat bis heute angehalten.

Der folgend Link verweist auf eine Hand voll legaler Downloads:

http://www.vandergraafgenerator.co.uk/mp3.htm

Re: Van der Graaf Generator

Verfasst: Mo 19. Okt 2009, 22:49
von SOON
Hier ein Konzertbericht von mir aus dem Chaoskee Forum!

Van der Graaf Generator in Aschaffenburg (Colos-Saal) am Fr. 23.01.09 ,Beginn 21.00 Uhr

Am letzten Freitag wurde mein Traum VDGG doch noch mal Live zu sehen Wirklichkeit.
Im Colos-Saal fand sich die Trio Besetzung mit Progpunker Peter Hammill, Felldrescher Guy Evans und Orgelbastler Hugh Banton ein.
Natürlich stellte sich zuerst die Frage wie man den Verlust von David „Jaxon“ Jackson wettmachen konnte schließlich ist sein Saxophonspiel zusammen mit Banton’s Tastenarbeit die tragende musikalische Säule von VDGG.
Diese Aufgabe fiel vor allem Banton und Evans zu die einen deutlich dichteren, kompakteren, druckvolleren Sound realisierten wobei frühere Freejazz Anleihen reduziert wurden und so eine völlig neue Qualität entsteht ohne Jaxon wirklich ersetzt zu haben.

Schon beim Opener Interference Patterns waren sofort alle VDGG Trademarks wie abrupte Tempiwechsel, Stakkatoeinlagen, schräge Harmoniefolgen, ungerade Taktarten und natürlich Banton’s Vintage –Orgelsound wieder da.
Der Rahmen des Konzert’s bildet das aktuelle fantastische Trisector Album das mit insgesamt 5 Stücken vertreten war.
Bei den neuen Stücken zeigt sich das VDGG ihren radikalen Geist erhalten haben auch wenn sie insgesamt etwas gefälliger daher kommen.
Mein Liebstes von der neuen ist das atmosphärische Over the Hill nicht nur wegen der Musik sondern auch wegen des überragenden Textes.
Die apokalyptischen, existenzialistischen düsteren Textvisionen von Peter Hammill sind immer noch so spaßig wie die sprichwörtliche Giftschlange in der Sockenschublade und ziehen durch seinen gesanglich klagend, fesselnden Erzählstil immer noch in seinen Bann.
Die Höhepunkte waren dennoch die Klassiker La Rossa, Lemmings und Man-Erg wie immer komplex, agressiv, experimentell, dramatisch -genial.
Die Lautstärke war für mein Geschmack ideal also nicht zu laut und die Abmischung sehr gut.
Spieltechnisch waren Guy Evans (Jazzorientiertes, dynamisches Powerplaying) und Hugh Banton (flächige Sounds, melodische Linienführung, virtuose Soli) und dazu noch die Basspedals überragend, Hammil schrammelt punkig auf der Gitarre rum und haut auch gerne mal in die Tasten seine Domäne bleibt aber dennoch der expressive, besessene Sangesvortrag seiner tiefgehend philosophischen Texte.
Nach nur gut 90 Minuten endet unter frenetischem Jubel ,mit der einzigen Zugabe Nutter Alert, dieses denkwürdige Konzertereignis das ab sofort zu meinen besten Progressivrock Konzerten zählt die ich je erlebt habe.

Ganz klar, dass bei einem solchen Event eine überschwängliche Stimmung in dem überfüllten Saal vorherrschte.
Klasse war auch die Begegnung mit Michi seiner Freundin und Freakcha –toll euch kennen gelernt zu haben.
Ich kann nur jedem der mit VDGG etwas anfangen kann empfehlen sich die nächste Konzertgelegenheit nicht entgehen zu lassen.
Allerdings würde ich Jaxon doch auch mal gerne Live sehen.



Setlist:

Interference Patterns
Scorched Earth
Lemmings
Lifetime
All that Before
Meurglys III
La Rossa
Over the Hill
We Are Not Here
Man-Erg
Nutter Alert (Zugabe)

Re: Van der Graaf Generator

Verfasst: Do 19. Nov 2009, 18:30
von Aprilfrost
Ja, die Band ist schon Erlebnis für sich. Dank der hervorragenden Website der Band konnte ich jetzt rekonstruieren, wann ich VdGG live gesehen habe, nämlich
- 8. 6. 1976 in Hamburg
- 3. 9. 1977 in Scheeßel (Nähe Bremen).
Das erste Konzert ist mir noch gut in Erinnerung. Der Sound in der Ernst-Merk-Halle war grottenschlecht, die Band klang entsprechend unterirdisch, und das Publikum, das hauptsächlich wegen Wishbone Ash gekommen war, pfiff VdGG dermaßen gnadenlos aus, dass die Jungs ihren Auftritt nach einer guten Viertelstunde abbrachen. In Scheeßel (Open Air) lief es dann für die Band und fürs Publikum super.
Hier ein Foto der Bühne am zweiten Tag des Festivals. Es waren aber nicht VdGG, die den 20000 Fans so eingeheizt hatten, dass die Bühne in Flammen aufging, sondern die Tatsache, dass die meisten der angkündigten Bands gar nicht erst erschienen waren, weil der Veranstalter die Gagen gar nicht bezahlen konnte.

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Angekündigt waren (s. Plakat)

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Ich weiß, das ist alles ziemlich Off-Topic, aber hier konnte ich das Ereignis endlich mal bei Euch anbringen.

Re: Van der Graaf Generator

Verfasst: Do 19. Nov 2009, 19:24
von SOON
solche Erlebnisberichte aus alten Zeiten finde ich immer klasse.
Zu der Zeit war ich ja noch zwei Köpfe kürzer. :lol:
In Scheeßel wurden wirklich tolle Gruppen angekündigt, QMS waren glaub ich 1977 längst aufgelöst.
Ob sich die Damned als Punks dort wohl gefühlt hätten?
Wer ist denn eigentlich wirklich aufgetreten?

Re: Van der Graaf Generator

Verfasst: Mo 28. Dez 2009, 11:28
von Aprilfrost
SOON hat geschrieben:solche Erlebnisberichte aus alten Zeiten finde ich immer klasse.
Zu der Zeit war ich ja noch zwei Köpfe kürzer. :lol:
In Scheeßel wurden wirklich tolle Gruppen angekündigt, QMS waren glaub ich 1977 längst aufgelöst.
Ob sich die Damned als Punks dort wohl gefühlt hätten?
Wer ist denn eigentlich wirklich aufgetreten?
Oh sorry, ich hab Deine Frage noch gar nicht beantwortet. Gut, dass ich meine Konzert-Tickets von Anfang an aufbewahrt habe. Da hab ich die Bands von Scheeßel hinten drauf geschrieben. Also es waren da:

Long Tall Ernie and the Shakers
Van der Graaf Generator
Colosseum II
Camel
Golden Earring


Das Geld (33 DM = ca. 17 Euro) war also trotzdem nicht rausgeschmissen.

Re: Van der Graaf Generator

Verfasst: Mo 28. Dez 2009, 13:08
von SOON
1969 – The Aerosol Grey Machine
1970 – The Least We Can Do Is Wave to Each Other
1970 – H to He Who Am The Only One
1971 – Pawn Hearts
1975 – Godbluff
1976 – Still Life
1976 – World Record
1977 – The Quiet Zone/The Pleasure Dome (als Van der Graaf)
1978 – Vital (live) (als Van der Graaf)
2005 – Present
2007 – Real Time (live 2005)
2008 - Trisector

Kaum eine andere Band hat, imho, eine derart hochkarätige Albumdiscography.
Meine liebsten sind Still Life und Pawn Hearts.
Selten gab es in der Rockhistory eine so gelungene Comebackscheibe wie Trisector.

Re: Van der Graaf Generator

Verfasst: Do 14. Jan 2010, 20:48
von Aprilfrost
Kennt jemand diese Produktion?

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Ich hab mir die Schnipsel bei Amazon angehört und bin verunsichert. Der Eindruck geht von hörenswert über witzig bis banal.

Re: Van der Graaf Generator

Verfasst: Do 11. Nov 2010, 21:27
von SOON
Am 14. März 2011 erscheint ein neues Album namens "A Grounding in Numbers" auf Esoteric/Cherry Red .
Es wird auch wieder eine Europatour geben, allerdings keine Dates in Deutschland.

Re: Van der Graaf Generator

Verfasst: So 14. Nov 2010, 14:47
von Member X
Irgend wie müssen es scheinbar all die alten Säcke noch mal wissen :mrgreen: - Ich hab inzwischen auch einen Bassisten und einen Sänger 8-) und wahrscheinlich noch im November kriege ich endlich wieder Töne aus der Anlage :D :D :D

Re: Van der Graaf Generator

Verfasst: Mo 21. Mär 2011, 00:24
von Royale
Ich wage mich an ein Urteil:


VDGG sprühen nur so vor Songideen und Jackson wird endgültig nicht mehr vermisst. Er hätte auf diesem dichten Album überhaupt keinen Platz mehr. Sind die ersten zwei Stücke noch etwas langweilig, wobei Hammil die Eulersche Identität sehr gewitzt umsetzt (das muss man ihm mal nachmachen ohne in Banalität abugleiten) - ROCKEN die drei Herren ab Highly Strung richtig ab. Mit verschiedenen musikalischen Motiven beginnt eine atemberaubende Reise durch den VDGG-Kosmos gipfelnd in 5533, in dem übrigens Evans die Gitarre übernimmt und VDGG im positivsten Sinne fast schon annähernd "radiotauglich" (sind sie natürlich nicht, aber sie klingen modern wie noch nie), und natürlich dem wiederum mitteralterlich anmutenden Finale All over the Place, mit 6 Minuten der längste Song auf der Platte.

Was kann man VDGG vorwerfen?
Sie bieten ein wahres Feuerwerk an Ideen aus dem man sicherlich einen richtigen "Kracher", einen "Übersong", hätte man können. Andererseits klingen sie so unbeschwert wie lange nicht mehr.

Was kann man ihnen nicht vorwerfen?
Dass es keine langen Songs gibt. Was ab Highly Strung abgeht wäre doch auch nicht besser, wenn man sie "zusammengefasst" hätte.


Mein Fazit:
(klingt ja bescheuert)

Kaum ein VDGG-Album macht wohl so viel Spaß und zeigt eine so frisch-aufspielende ideenreiche und dabei doch ihrem Stil treu bleibende Band. Auch wenn es wohl bessere VDGG-Alben gibt, ist A Grounding in Numbers wegweisend.