Sakamoto, Ryuichi

[Der Teemeister]

Das werde ich mir heute abend gönnen:

Ryuichi Sakamoto und Alva Noto (ein Chemnitzer, der
es in's musikalische Weltgeschehen geschafft hat)
20.00 Uhr, Oper Leipzig

[youtube]evllPOj0wTo[/youtube] [youtube]Fh0AaTOfkIc[/youtube]

[Member X]

Das werde ich mir heute abend gönnen:

Ryuichi Sakamoto und Alva Noto (ein Chemnitzer, der
es in's musikalische Weltgeschehen geschafft hat)
20.00 Uhr, Oper Leipzig

Da wünsch' ich Dir viel Spaß und hoffe, dass wir was Schönes berichtet bekommen

[rowoma]

Höre mir, nach diesem kleinen Anstoss von Dir, Mr. Teamaster, auf dutube den Sakamoto-mix an, einfach genial und ganz anders als die bei Dir vorgestellten Videoclips. Ich liebe ihn und finde ihn teilweise zum Gruseln.... (die CD Chasm war definitiv die erste Platte, die ich blind kaufte und nach erstem Hören in die Tonne gedrückt habe.... andere laufen den ganzen Tag rauf und runter)

[Der Teemeister]

Ryuichi Sakamoto, Oper Leipzig, 27.05.2011


Ja; der Ryuichi hat so vieles gemacht: Techno. Avantgarde Jazz,
Japano-Pop, begeisternde Filmmusik (Himmel über der Wüste, Merry
Christmas, Mr. Lawrence,Wild Palms, High Heels, Der letzte Kaiser),
Minimal-Music, orchestrale Werke .... Kollaborationen mit Adrian
Belew und David Sylvian (das großartige "Forbidden Colours"), Iggy Pop
und Michael Jackson (Behind The Lines), mittelalterlich Klänge mit
japanischer Folklore gemixt ("The End of Asia" mit der Vocal-Gruppe "Danceries")
- man kann nicht sagen: "der ist jener, welcher ...". Er bleibt bei alll dieser
Wandelbarkeit dennoch unverwechselbar er selbst. Angefangen hat er (nach
kurzen Ausflügen in den Jazz) mit dem Yellow Magic Orchestra und den Kollegen
Haruomi Hosono und Yukihiro Takahashi, einem Trio in der japanisch modifizierten
Art von "Kraftwerk".

Das gestrige Konzert kann man sich exakt so vorstellen wie den ersten
der beiden Clips. Ryuichi und der in Berlin lebende Alvo Noto alias Carsten Nicolai
befinden sich in einer Robert Fripp / Brian Eno - Situation: Der eine erzeugt
mehr oder weniger natürliche Klänge; der andere macht sie wieder kaputt,
äh, verfremdet sie mit Hilfe eines Sequenzers (soweit ich das beurteilen kann).
Sakamoto, der sich sehr für die Natur einsetzt (unter anderem immer wieder
vor der Polareis-Schmelze warnt), stellt seinen, oft pentatonischen Piano-
Klängen (Yamaha Keyboard) durch Noto eine Bearbeitung/ Verfremdung
gegenüber, die eine Analogie zur Zerstörung der Natur durch den Menschen
darstellen könnte. Es gibt keine unbeeinflusste reine Harmonie, alles fliesst
ineinander, kommuniziert miteinander.

Alva Noto verfremdet Sakamotos Klänge; durchsetzt sie mit digitalem
Knistern oder "weißem Rauschen"; erzeugt jedoch auch eigene, oft düster-
bedrohliche Klangwolken. Sakamoto wiederum präpariert seinen Yamaha-Flügel,
und greift in das Innere desselben, spielt die Seiten manchmal wie eine
japanische Koto, oder eine europäische Harfe. Geschickt gönnen die beiden
uns immer wieder leichter verdauliche Erholungspausen, belohnen uns nach
Stücken, bei denen man schon mal an die Grenzen der Aushaltbarkeit gerät,
mit beinah-Wohlklängen. Dem Insider von Sakamotos Musik fällt auf, dass jener
sich oft aus seinem Gesamt-Oeuvre melodisch bedient; hier und da also aus
seinen großen Hits wie "Forbidden Colours" zitiert.

Noto projiziert dabei immer neue grapgische, hochtechnische visuelle
Auflösungen an die Wand hinter und über den beiden sich gegenüber sitzenden
Musikern, die das ganze auf eine dritte Ebene bringen. So attackiert die graphische
Auflösung von Notos pfeilartig durchlaufenden Sequenzen Sakamotos
statische Piano Figuren, schluckten diese gleichsam, reisst sie von der
Bildfläche - eine gute Metapher für das Projekt der beiden überhaupt.

Ich hatte gestern zum dritten Mal das Vergnügen, Sakamoto zu erleben,
hätte sogar zur Probe gehen können, aber verzichtete. Nach dem Konzert
holte ich mir in seiner Garderobe erstmals ein Autogramm (siehe unten)
wofür ich (in Ermangelung aktueller Werke) ausgerechnet das kitschige Cover
der poppigen CD "Sweet Revenge" gewählt hatte. Ich dachte, er zeigt mir den
Vogel, aber nein; er freute sich. Es passt auch genau auf das Cover!
Obwohl: das ganze Autogramm sieht gar nicht aus wie "Sakamoto", wer weiß,
was da wirklich steht; ich muß heute mal meinen Sushi-Koch befragen ...
Ein bescheidener, freundlicher und symphatischer Mann. Einziger Wermutstropfen:
Ich habe kein Ticket für meine Sammlung, da ich praktisch, durch Connection,
ein geladener, nichtzahlender Gast war. Das Leben ist hart ...

Ich habe um die 40 CD`s von Sakamoto, aber leider keine der neueren.
Also, rowoma, bevor Du die "Chasm" in die Tonne schasst, sende sie an
mich für den einen oder anderen Euro - gerne.

[rowoma]

Hmmm, hätte ich das gewusst - muss leider gestehen, dass ich dies Frevelwerk bereits vor ca. einem halben Jahr durchgeführt habe.... Ok, das nächste Mal (wobei ich hoffe, dass sich ein solches niemals mehr wiederholen möchte) werde ich dran denken...

[Der Teemeister]

Oh je ... bloß gut, dass Sakamoto das nicht hört (er spielt heute in Kopenhagen) ...

[DocFederfeld]

Ich kenne aus dem Hause Sakamoto nur das Debütalbum des YMO. Ich habe mir die CD damals in Japan gekauft, aber selten gehört. Klingt so, wie das Cover aussieht



Trotzdem ist das Album natürlich unverkäuflich als sentimentale Erinnerung

[rowoma]

Das ist der Sakamoto, der mich aus den Socken haut:

ein echter Fetzer:



besinnlich (mit interessanten Dissonanzen):

[Der Teemeister]

[youtube]qsDcHm8d3KU&feature=related[/youtube] pOfV4uZmpQE&feature=related

Ja, "Bibi no Aozora" und "Tong Poo" habe ich beide live in Berlin erlebt,
Februar 2000, in der kleinen Passionskirche. Hat beides was vom
Richard W., oder? Das erste Stück findet man auf dem Babel O.S.T
(habe ich aber nicht), in einer orchestraleren Version aber noch einmal
auf der fantastischen CD, welche einfach nur "1996" heißt. "Tong Po"
ist das vorletzte Stück auf der CD "BTTB"

[Der Teemeister]

Hier noch das Stück aller Stücke, Ryuichi am Klavier:
[youtube]ZiFPglJkUsg[/youtube]