YesForum

Eine der sowohl erfolgreichsten, als auch einflussreichsten deutschen Bands aller Zeiten sollte in diesem Forum auf jeden Fall auch einen eigenen Thread verdient haben. Wenn es sowas wie den ultimativen Vorläufer von Techno, 80er Synthie-Pop und Electro-Funk gibt, dann auf jeden Fall die Herrschaften aus Düsseldorf.

Biographie:
Das Projekt um die beiden Studienfreunde Ralf Hütter (*20. August 1946 in Krefeld) und Florian Schneider (*07. April 1947 in Düsseldorf) wurde bereits 1968 unter dem Namen "Die Organisation" ins Leben gerufen, zwei Jahre später benannte man sich dann in Kraftwerk um. Die ersten nur mäßig erfolgreichen Alben waren noch relativ krautrocklastig, erst mit dem vierten deutlich elektro-lastigerem Album "Autobahn" stellte sich der Erfolg ein. Es folgten weitere erfolg- und einflussreiche Alben wie "Trans-Europa-Express", "Die Mensch-Maschine" oder "Computerwelt". So inspirierte die Band unzählige Künstler, darunter David Bowie, Human League, Depeche Mode, Duran Duran, Alphaville, O.M.D., Rammstein, Ultravox, Moby und New Order. Außerdem haben sie einen großen Einfluss in der US-amerikanischen Electro-Funk- (Afrika Bambaataa u. a.) und später auch in der Detroit-Techno-Szene, die von Kraftwerks minimalistischen Arrangements und ihren tanzbaren Beats vor allem in der Anfangszeit stark geprägt wird. U.a. Jeff Mills und Derrick May, zwei der bedeutendsten Pioniere der Detroit-Techno-Szene, berufen sich direkt auf Kraftwerk als Inspirationsquelle für ihr künstlerisches Schaffen. Auch Jahre später inspirierte Kraftwerk noch andere Musikkünstler.
In der Essenz waren Kraftwerk stets ein Duo (bestehend aus Ralf Hütter und dem 2008 ausgestiegenen Florian Schneider), wurden aber immer wieder von hochkarätigen Gastmusikern, wie zum Beispiel den Perkussionisten Wolfgang Flür und Karl Bartos, unterstützt. Außerdem waren sie die erste und bis heute einzige deutsche Band, die einen Nummer-Eins-Hit in den UK-Charts landen konnte. Dies gelang ihnen Anfang 1982 mit "Computer Love/The Model". Die deutsche Version der B-Seite ("Das Model") erreichte in Deutschland wenig später Platz 7 der Charts, wohl auch, weil es als Beitrag zur damals angesagten "Neuen Deutschen Welle" missverstanden wurde. Die Melodiezeile von "Computer Love", bzw. "Computerliebe" bildete 2005 das Herzstück der Single "Talk" von Coldplay. Ralf Hütter gab die Erlaubnis zur Verwendung dieser Melodie allerdings erst, nachdem er von Coldplay-Frontmann Chris Martin einen Bittbrief erhalten hatte.

In den letzten gut 10 Jahren machte man noch durch ein Jingle für die Expo 2000 in Hannover, sowie eine lange Welttournee zwischen 2003 und 2005 und dem Remaster-Box-Set "Der Katalog" (2009) mit allen Alben seit "Autobahn" von sich reden, das letzte reguläre Studioalbum erschien 2003. Mal schauen, was da in Zukunft noch kommen wird, aber gerade in den 70ern und 80ern waren sie mit ihrer Musiik definitiv ihrer Zeit voraus.


Diskographie:
Kraftwerk (1970)
Kraftwerk 2 (1971)
Ralf und Florian (1973)
Autobahn (1974)
Radio-Aktivität (1975)
Trans Europa Express (1977)
Die Mensch-Maschine (1978)
Computerwelt (1981)
Electric Café (1986, in einer überarbeiteten Version unter dem ursprünglich geplanten Titel "Techno Pop" 2009 wiederveröffentlicht)
The Mix (Kompilation, 1991)
Tour de France Soundtracks (2003)
Minimum-Maximum (Livealbum, 2005)

Letzter Beitrag der vorhergehenden Seite:

SOON hat geschrieben:Sehr interessante Doku : http://www.arte.tv/guide/de/048927-000/ ... autoplay=0

Hatte ich auch gesehen, war wirklich interessant.
Die hier aus dem schwedischen Fernsehen ist auch sehr gelungen, wenn auch schon etwas älter (2001). Immerhin kommen (neben bekannten Musikern wie Karheinz Stockhausen, Björk und Moby) auch die beiden ehemaligen Schlagzeuger Karl Bartos und Wolfgang Flür zu Wort:


[youtube]pVBE-x2SoR4[/youtube]

[youtube]hTe2J8ceUJw[/youtube]

[youtube]u9JhsIrrWEw[/youtube]


Witzig vor allem Karls Äußerung über Afrika Bambaataa & The Soul Sonic Force's "Planet Rock" ("they ripped my beat off, the bloody bastards.")

Hatte anlässlich des runden Jubiläums in letzter Zeit mal wieder die "Talk" häufiger gehört. Und das erste Mal ist mir aufgefallen, dass sich auch Yes bei "Endless Dream" ein wenig von den Düsseldorfer Kling-Klang-Spezialisten inspirieren haben lassen. Man achte einfach im Mittelteil von "Endless Dream" auf diese synthetischen Arpeggio-Sounds und höre anschließend das Intro von "Spiegelsaal"/"The Hall of Mirrors" auf "trans Europa Express". Na, fällt euch was auf?

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Kraftwerk sind Kult(ur) - kein Zweifel, zur Kunst hochstilisiert worden und auch etabliert. Ich finde sie allerdings, wie so vieles in der Kunst-Szene total überbewertet, 'nenne das mal Kunstmainstream, ein Art Hype oder Stockhausen light.
Interessiert hat mich pers. diese Art der elektronischen Musik noch nie. Deshalb mag ich auch den beschriebenen Mittelteil bei EDream überhaupt nicht. Interessant ist's natürlich trotzdem.

1971 Kraftwerk 1
1972 Kraftwerk 2
1973 Ralf & Florian
1974 Autobahn
1975 Radio-Aktivität

Das sind meine Kraftwerk - Einheiten, das sind sie & mehr werden es auch nicht, weil es für meine Begriffe langweilig wird! Das Kraftwerk nicht daran interessiert sind, ihre ersten drei Alben wieder zu veröffentlichen & sie somit das Geschäft mit illegalen Pressungen fördern, spricht für sich!!!

Da höre ich dann doch lieber Tangerine Dream oder Klaus Schulze etc.

26. Mär 2014, 09:17 » anixek hat geschrieben:Das Kraftwerk nicht daran interessiert sind, ihre ersten drei Alben wieder zu veröffentlichen & sie somit das Geschäft mit illegalen Pressungen fördern, spricht für sich!!!

Also, 2009 nach der Veröffentlichung des Box-Sets "Der Katalog" (mit allen remasterten Alben von "Autobahn" bis "Tour de France") war schon von offizieller Seite zu hören, dass wohl ein zweites Box-Set geplant ist, mit dem nicht nur die ersten drei Kraftwerk-Alben, sondern auch das Album "Tone Float" der Kraftwerk-Vorgängerband Organisation seine Erstveröffentlichung auf CD erfahren würde. Dies lässt allerdings, ebenso wie das damals ebenfalls (für 2010) angekündigte neue Kraftwerk-Album weiter auf sich warten.

Vielleicht hat man weniger Probleme mit den elektronischen Kraftwerk, wenn man wie ich elektronischer Tanzmusik auch sonst nicht abgeneigt ist. Viele meiner nachfolgenden Lieblingskünstler aus jenem Bereich sind jedenfalls ohne die Düsseldorfer nicht denkbar (schon aufgrund deswegen kann der Kraftwerk-Einfluss gar nicht hoch genug eingeschätzt werden).

Depeche Mode
Moby
Daft Punk
Chemical Brothers
The Prodigy
Justice
Fatboy Slim
New Order
Human League
Gary Numan
David Bowie
Ultravox
Orchestral Manoeuvres In The Dark (O.M.D.)

Klaus Schulze/Tangerine Dream sind musikalisch eine ganz andere Baustelle und sollten nicht unbedingt mit Kraftwerk verglichen werden, ein Kraftwerk/Neu!-Vergleich wäre da schon deutlich sinnvoller.

Ich hatte irgendwo die Frage gelesen, ob es progressive Electronic gibt? Wenn ja, dann vieleicht bei Radio-Aktivität (1975), wenn es auch mehr Collagen sind, dann eben Kraut!

30. Mär 2014, 22:33 » anixek hat geschrieben:Ich hatte irgendwo die Frage gelesen, ob es progressive Electronic gibt? Wenn ja, dann vieleicht bei Radio-Aktivität (1975), wenn es auch mehr Collagen sind, dann eben Kraut!

Um 1970 herum war ja alles "progressiv" was irgendwie anders war, auch elektronische Experimente, würde ich sagen.

Hier was für Historiker:

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Hier mal wieder ein etwas aktuellerer Bericht über die Düsseldorfer von Anfang 2014, als sie (als erste deutsche Band überhaupt) bei der diesjährigen Grammy-Verleihung für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurden (Ralf Hütter nahm den Preis sogar persönlich entgegen und schickte mal nicht sein robotnisches Alter Ego vor!)
Auch Karl Bartos kommt kurz zu Wort.

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Es sei ihnen und Ihren Fans gegönnt. Hier, z. B. auf WDR5, wurde darüber viel berichtet.
Meine Welt ist's nicht. Ich finde, wie für so vieles in Kunstszene, Kraftwerk ziemlich überbewertet.

Wie gesagt, man kann von ihnen halten, was man will, und gerne auch nicht mögen, aber ihre Verdienste für die späteren elektronischen Varianten in der Rockgeschichte (Synthie-Pop, Electro-Pop, New Wave, Hip Hop, House, Techno, etc) kann und sollte man durchaus anerkennen.
Bei diesen "Überschätzte Bands/Musiker/Sänger"-Diskussionen ist es doch meist viel mehr so, dass man eben Bands aufführt, die man selber subjektiv nicht mag, aber das hat nichts mit Einfluss zu tun. Im Gegenteil: Meistens ist es doch eher so, dass man die Band oder den Künstler eben als "wichtigen Markennamen" kennt, sich aber dann in Wirklichkeit doch doch nur wenig bis überhaupt nicht mit der Band/dem Künstler beschäftigt hat. Ähnliches findet man auch bei den Beatles, den Stones, Pink Floyd, Led Zeppelin, The Who, Michael Jackson (die Liste lässt sich sicherlich noch fortsetzen).

Als Stockhausen-Schüler zählten Kraftwerk jedenfalls von Anfang an zur Avantgarde-Form der neuen Rockmusik made in Germany. Wenn man "Tone Float" (1970) der Kraftwerk-Vorläuferband Organisation miteinbezieht, haben Hütter, Schneider und ihre Mitstreiter fast gleichzeitig mit den erklärten Innovatoren Amon Düül und Can erstmals veröffentlicht. Vor allem aber haben sie die frühen Soundexperimente in Zusammenarbeit mit Produzent Conny Plank schnell zu einem absolut einmaligen und auch einzigartigen Stil zusammengeführt. Auch wenn man Alben wie "Autobahn" oder "Radioactivity" nicht mag: Kein anderes Album klang anno 1974/75 so - Welten anders als Cluster oder Tangerine Dream; wie auch 1977/78 kein Album auch nur im Entferntesten so klang wie "Trans Europa Express" und "Die Mensch Maschine". Danach klangen dann sehr viele so (siehe meine oben aufgeführten Musikacts).

Mal wieder ein aktuelleres Interview mit Ralf Hütter über Kraftwerk's Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Auch hier bestätigt er einmal mehr Kraftwerk's Ruf als sehr langsame Musikarbeiter (man erinnere sich nur, wieviele Jahre, nämlich 17 an der Zahl, zwischen den beiden Alben "Electric Café" und "Tour de France" vergingen, dagegen ist unser Peter G. ja ein richtig fleißiges Bienchen!!! )

http://kurier.at/thema/wiener-festwoche ... 65.841.765