Miles Davis

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Fragile
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Miles Davis

Beitrag von Fragile »

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Nachdem ich in der letzten Zeit wieder vermehrt vom Jazz-Fieber gepackt wurde und ich neben Keith Jarrett vor allem Dave Brubeck und die Phil Collins Big Band gehört hatte, würde ich mich ganz gern mit einer weiteren Jazz-Legende beschäftigen, nicht zuletzt, da auf der neuen "Phil Collins live at Montreux"-DVD auch sein 1996er Bigband-Konzert veröffentlicht wurde und man dort eine spritzige Version von "Milestones" darbietet.

Vielleicht kann mir ja jemand für den Einstieg weiterhelfen: Bislang weiß ich nur, dass wohl "Kind Of Blue" (analog zu z.B. "Dark Side Of The Moon", "Tubular Bells", "Close To The Edge", etc.) das Meilenstein-Album für Herrn Davis sein müsste und spätere Werke wie "In A Silent Way", "Tutu" und "Bitches Brew" eher schwerere Kost sind. Würde mich jedenfalls sehr über Anregungen freuen.

PS: Eigentlich war ich ja nach dem leider ziemlich entgleisten Zappa-Thread, in dem es ja auch um das Kennenlernen dessen Schaffens geht, nicht gerade sehr erpicht darauf, auch so einen Thread zu starten, habe es aber jetzt dennoch gewagt.
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Aprilfrost
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Re: Miles Davis

Beitrag von Aprilfrost »

Hallo Fragile,
erarbeite Dir den Davis "time after time". ;)
Mir ist er immer noch etwas fremd, aber ich bin sicher, dass wir uns annähern.

[youtube]0OvPcItS6WE[/youtube]

MX 2
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Re: Miles Davis

Beitrag von MX 2 »

Am berühmtesten ist natürlich "Kind Of Blue", das er zusammen
mit anderen Legenden wie John Coltrane und Bill Evans
eingespielt hat. Jazz der ruhigeren Gangart.

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Eher freejazzig und für viele besonders gewöhnungsbedürftig
ist "Bitches Brew", ich liebe es ;).

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Mit einigen elektronischen Spielereien versehen, rundet das knackige "Tutu"
die Liste meiner Empfehlungen ab.

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Alle drei Alben gibt es in Deluxe-Editions, die jeweils u.a. ein
Live-Konzert enthalten.
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Bruford65
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Re: Miles Davis

Beitrag von Bruford65 »

Eclipse hat geschrieben:Am berühmtesten ist natürlich "Kind Of Blue", das er zusammen
mit anderen Legenden wie John Coltrane und Bill Evans
eingespielt hat. Jazz der ruhigeren Gangart.

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Eher freejazzig und für viele besonders gewöhnungsbedürftig
ist "Bitches Brew", ich liebe es ;).

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Mit einigen elektronischen Spielereien versehen, rundet das knackige "Tutu"
die Liste meiner Empfehlungen ab.

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Alle drei Alben gibt es in Deluxe-Editions, die jeweils u.a. ein
Live-Konzert enthalten.
Dem kann ich mich nur anschliessen (auch in dieser Reihenfolge). Allerdings gefällt mir das "Bitches Brew-Album" in der Live-Version besser.
Erst-genanntes: Wunderbar "elegischer" Jazz, die beiden anderen eher "atonal" und je nach Stimmung deshalb teilw. "schwer-verdauliche-Kost"...
Übrigens hat sich Rick Wright (von Pink Floyd), damals bei dem Stück "Breathe" ("Dark-Side"-Album), an der Tonfolge (des Titelstücks?) von "Kind Of Blue" orientiert/ inspirieren lassen.
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SOON
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Re: Miles Davis

Beitrag von SOON »

sich in das Werk von Miles Davis einzuarbeiten heißt, sich durch ca. 50 Studioalben, noch mehr Livealben und einer unübersichtlichen Zahl von Kompilationen zu wühlen.
Nicht nur das, gibt es auch noch Soundtracks und zahlreiche Werke die er als Sideman bestritten hatte.

Es bietet sich daher an, sich die einzelnen Schaffensperioden, dieses unermüdlichen Musikers, anzuschauen und die Vielzahl an unterschiedlichen Werken etwas einzugrenzen.

Noch als Bandmitglied von Charlie Parker, spielte er die ersten BEBOP-Alben mit ein.

Als Gegenbewegung zum BEBOP leitete er -nun als Bandleader- Ende der 40er, verschiedene Neuerungen ein, die unter dem Begriff COOL JAZZ bekannt wurden.
Die Palette an gespielten Instrumenten (Waldhorn, Posaune, Tuba, Alt- Baritonsaxophon usw.) wurde dafür erweitert, Soli verhaltener, der Sound orchestraler, die Arrangements ausgefeilter, die Intonation seines Trompetenspiels wurde weniger frenetisch, mit langgezogenen Tönen.
Zeugnis davon, legte der erste Paukenschlag von Miles Davis -Birth of the Cool- ab.

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Nachdem es Anfang der 50er, etwas ruhiger um ihn wurde, legte er in Quintettbesetzung eine Reihe großartiger HARD BOP-Alben vor - Relaxin´, Workin´, Cookin´, Steamin´ - womit er wiederum eine weitere Spielvariante maßgeblich mitprägte.
HARD BOP wird rhythmusbetonter gespielt, besticht durch besonders melodiöse Soli und ist deshalb, denke ich, für Einsteiger sehr empfehlenswert.

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Bahnbrechend waren dann seine orchestralen Werke, unter Mitwirkung vom Gil Evans Orchestra, -Miles Ahead (1957), Porgy and Bess (1958) und Sketches of Spain (1960)-.
Daneben entstand noch der ungewöhnliche Soundtrack -Ascenseur pour l’échafaud (1958)- der komplett improvisiert wurde und ein weiteren Meilenstein im Schaffen von Davis darstellt.

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Als eines der herausragenden Pflichtwerke der Jazzgeschichte gilt -Kind of Blue-, welches 1959 veröffentlicht wurde.
Hier war Davis wiederum Wegbereiter für eine neue Spielweise.
Indem Improvisationen nicht mehr harmoniegebunden waren, konnten sich Melodien großzügig entfalten.
Schon ein Jahr zuvor kündigte sich damit, auf -Milestones-, der MODAL JAZZ an.

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In den 60ern wurde die Musik von Davis immer komplexer/abstrakter -ESP ; Miles Smiles-.
Stilistische Grenzen wurden aufgehoben, Rockrhythmen eingebaut, akustische durch elektrisch verstärkte Instrumente ersetzt.
Alle Schlüsselfiguren, auf dem Weg, vom akustischen zum elektrischen Jazz, sind auf dem Album -Filles de Kilimanjaro- vereint.
Wayne Shorter, Herbie Hancock, Chick Corea, Ron Carter, Dave Holland, Tony Williams und auch der Produzent Teo Macero spielte eine wichtige Rolle.

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Miles Davis stand, immer mehr, unter dem Einfluß von James Brown, Sly & the Family Stone sowie Jimi Hendrix und bläst seine Trompete inzwischen oft mit einem Wah Wah-Pedal über einen elektrischen Verstärker.
Diese Entwicklung gipfelte dann in -In a Silent Way (1969) und Bitches Brew (1969)- welche die neue Stilrichtung: FUSION, begründeten.

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Dem FUSION JAZZ blieb er dann auch in den 70ern treu, -A Tribute to Jack Johnson (1970) , Black Beauty: Miles Davis at Fillmore West (1970) ; Live-Evil (1970)- gehören in jede Jazzrocksammlung.
Auf On the Corner besann er sich, 1972, wieder auf seine afro-amerikanischen Wurzeln mit einem perkusiven, funkigen Musikfeuerwerk. JAZZ FUNK!
Dark Magus (1974) und Agharta (1975) bilden den gloriosen Abschluss dieser Periode, wonach er sich für eine lange Zeit zurückzog.

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Als er in den 80ern wieder in die Musikwelt zurückkam, war der schöpferische Experimentiergeist früherer Jahre nicht mehr gefragt.
Davis ließ sich nun von populären Musikelementen und neuen Aufnahmetechniken inspirieren.
Marcus Miller stellte zu jener Zeit wohl seinen wichtigsten Partner dar, JAZZPOP war nun das neue Schlagwort.
Mit -Tutu (1986) und Amandla (1989) -vielleicht die schönsten Alben seines Spätwerks- kam er in die Charts und wurde in der letzten Phase seines Lebens auch noch ein Popstar.
In seinem finalen Album -Doo Bop (1991)- verarbeite er auch noch Hiphop-Elemente und erreichte damit ein jugendliches Publikum wie noch kein anderer Jazzmusiker zuvor.

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Fragile
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Re: Miles Davis

Beitrag von Fragile »

Erstmal herzlichen Dank für eure Empfehlungen! [smilie=sign1_merci.gif]

Hatte mir auch schon gedacht, dass Davis' Werk (ähnlich wie das von Zappa) extrem umfangreich ist. Aber ich denke, es ist auch nicht schlimm, wenn ich nicht das gesamte Davis-Werk kennen und schätzen lerne. Ich besitze auch nicht alles von Zappa oder (um beim Jazz zu bleiben) Brubeck und Jarrett, deren Werke sind ja ähnlich umfangreich und nicht für alle greifbar sind.

Naja, ich glaube, fang ich mal mit "Kind Of Blue" an, oder doch lieber "Milestones" oder "Birth of The Cool"? Die scheinen ja, laut bisherigen Postings hier, zumindest am zugänglichsten zu sein.
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SOON
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Re: Miles Davis

Beitrag von SOON »

Fragile hat geschrieben:
Aber ich denke, es ist auch nicht schlimm, wenn ich nicht das gesamte Davis-Werk kennen und schätzen lerne. Ich besitze auch nicht alles von Zappa oder (um beim Jazz zu bleiben) Brubeck und Jarrett, deren Werke sind ja ähnlich umfangreich und nicht für alle greifbar sind.
Ich denke, das ergibt sich von alleine.
Wenn bei einem die Musik eines Interpreten einschlägt, kann man auch süchtig werden.
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Re: Miles Davis

Beitrag von Fragile »

Hier übrigens ein alter Spiegelartikel von Juli 1984, als Miles quasi vor meiner Tür (in der alterwürdigen Kalkberg-Arena von Bad Segeberg) nach einer längeren Flaute ein großes Comeback mit einem Konzert feierte. Leider hatte man ab da nur noch die nächsten sieben Jahre was von ihm. :(

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13509340.html
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Re: Miles Davis

Beitrag von Fragile »

Hätte dann jetzt auch "Birth Of The Cool" durch. Ich denke, dieses Album eignet sich sogar noch besser für den Einstieg als "Kind Of Blue", weil es vielleicht doch ein wenig eingängiger und nicht ganz so ruhig ist. Eigentlich auch erstaunlich, wie gut ein Album anno 1957 schon klingen konnte (teilweise sind die Aufnahmen ja sogar noch älter). Miles hat mit "Birth..." wahrscheinlich nicht nur sich selbst, sondern auch die Jazzszene generell neu erfunden. Klar, dass das zunächst nicht allen Kritikern gefiel, aber das sollte später nicht anders sein. "Bitches Brew" (ich habs bisher noch nicht gehört) ist ja auch heute noch umstritten.

Bin neulich auch über zwei sehr eigenwillige Covers von Miles gestoßen (im Original von Cindy Lauper und Michael Jackson). Was man aus scheinbar banalen Popsongs nicht alles rausholen kann:

[youtube]LGBPSx1Zxlo[/youtube]

[youtube]1GwBoUarMhA[/youtube]
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Re: Miles Davis

Beitrag von Fragile »

Statuen und Skulpturen von Herrn Davis gibt es wahrscheinlich mehrere auf dieser Welt. Die bekannteste steht jedoch in der polnischen Stadt Kielce. Entworfen wurde sie 2001 von Grzegorz Łagowski zu Davis' 10. Todestag.

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Bis heute wird er nämlich in Polen sehr verehrt. 1983 war er nämlich einer der ersten, vielleicht sogar der allererste US-Künstler, der in der damals noch Volksrepublik Polen auftrat. Von diesen Konzerten existiert übrigens auch eine Liveaufnahme:

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Ihm zu Ehren werden dort auch heute noch viele Festivals veranstaltet. U.a. die "Miles Davis Memorial Night" beim jährlichen "Festival der Jazztrompeter" in Krakau im September.

Über seine Polen-Visite schreibt übrigens auch in seiner Autobiographie:
"Wir mussten nicht mal durch den Zoll gehen, sie winkten uns einfach durch. Alle trugen 'We Want Miles'-Buttons. (...) Ich wohnte im besten Hotel in Warschau und wurde wie ein König behandelt. Als das Konzert zu Ende war, standen die Leute, jubelten und wünschten mir im Chor, dass ich hundert Jahre alt werde. Mann, war das irre!"
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