Amon Düül II

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SOON
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Amon Düül II

Beitrag von SOON »

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Die Ur-Formation von Amon Düül traf schon ca. 1968 als Musik/Polit-Kommune zusammen, schnell lebten sich die Interessen der Mitglieder auseinander und so wurden 1969 zwei Debutalben veröffentlicht, Psychedelic Underground von Amon Düül und Phallus Dei von Amon Düül II.
Mit Paradieswärts Düül kam 1971 noch eine gute Psych-Folk Scheibe von Amon Düül, die großen Klassiker schufen allerdings AM II mit Phallus Die, Yeti und TdL.

Mit der Zeit wurden AM II versierter und professioneller was sich auf den Alben Carnival in Babylon und Wolf City niederschlug wo sie ihre innovativen, ungewöhnlichen Ideen in kompakte Rocksongs destillierten, die ich immer noch für überragend halte.
Spätestens mit Vive La Trance haben die Düüls ihren so legendären mystischen, hemmungslosen Improvisationsstil und Pioniergeist vollends eingebüßt.

Nichtsdestotrotz sind Hi Jack, Made in Germany und Almost Alive sehr gute Rockproduktionen mit internationalem Niveau die allerdings mit dem Frühwerk höchstens ein paar entfernte Echos gemein haben.

Die Alben Pyragony X und Only Human sind zielgruppenorientierter Mainstreamrock, quasi der Todesstoß jedes revolutionären Gedankens und die Musiker Marionetten einer Plattenfirma –das vorläufige Ende.

Inzwischen gab es zwei Comebackversuche, 1981 mit Vortex und 1995 mit Nada Moonshine #, beide Scheiben halte ich für sehr gelungen wobei sie eher an die 72er Sachen anschließen und durchaus auch zeittypische Stilmerkmale einfließen lassen.
Immer wieder hörte man seit 1997 von Studiosessions und Live Gigs die AD II in der Besetzung Karrer, Knaup, Weinzierl, Meid, Fichelscher, Rogner, Kahlert spielten, konkretes kam aber nicht zustande.
Es spricht aber einiges dafür, dass Aktivitäten unmittelbar bevorstehen, so werden z.B. auf der AD II Homepage Gigs angekündigt die allerdings auch schon wieder gecancelt wurden.
Die Düüls werden wohl immer ein verrückter, unzuverlässiger Haufen bleiben auch werden sie den AD II-Mythos meiner Meinung nach nicht wieder beleben können, trotzdem kann ich mir gute neue Musik und Liveaktivitäten von ihnen vorstellen.

Eigentlich ein Wunder, dass fasst alle Ur-Düüls noch am Leben sind nur Peter Leopold, der einzigste der in beiden Formationen spielte, hat es zu früh erwischt (2007). RIP!


Amon Düül II Movie
http://www.soundofcities.com/amonduulfi ... music.html
Hompage: http://www.amonduul.de

Albums

1969 - Phallus Dei
1970 - Yeti
1971 - Tanz Der Lemminge (Dance Of The Lemmings)
1972 - Carnival In Babylon
1972 - Wolf City
1973 - Live In London
1973 - Utopia
1973 - Vive La Trance
1974 - Ηijack
1975 - Made In Germany
1976 - Pyragony X
1977 - Almost Alive
1978 - Only Human
1981 - Vortex
1995 - Nada Moonshine
1996 - Live in Tokyo
1997 - Flawless
2010 - Bee As Such [Download]
2014 - Düülirium
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nixe
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Re: Amon Düül II

Beitrag von nixe »

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Amon Düül I - 1971 Disaster
BildBild
Besetzung:
Ullrich Leopold Bass
Peter Leopold Drums
Wolfgang Krischke Percussion, Keyboards
Helge Filanda Vocals, Percussion
Angelika Filanda Vocals, Percussion
Rainer Bauer Guitars, Vocals
Ella Bauer Vocals, Percussion
Uschi Obermeier Percussion
Tracklist:
1. Drum Things (Erschlagzeugtes) 9:12
2. Asynchron (Verjault Und Zugeredet) 7:37
3. Yea Yea Yea (Zerbeatelt) 1:00
4. Broken (Ofensivitaaten) 7:26
5. Somnium (Trauma) 9:30
6. Frequency (Entzwei) 9:53
7. Autonomes (Entdrei) 5:37
8. Chaoticolour (Entsext) 7:43
9. Expressionidiom (Kapuntterbunt) 1:48
10. Alititude (Quaar Feld Aus) 1:01
11. Impropulsion (Noch'n Lied) 6:13
Gesamtlaufzeit 67:00
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
Achim Breiling:
1971 befanden sich Amon Düül II auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Mit "Yeti" und "Tanz der Lemminge" hatten sie - nach Meinung des Rezensenten - ihre beiden besten Alben veröffentlicht, die auch im Ausland positiv aufgenommen wurden. Da dachte sich wohl ein findiger Plattenproduzent (vermutlich Peter Meisel, Produzent von "Psychedelic Underground"), dass man mit den anderen Düül (die es zu dem Zeitpunkt eigentlich gar nicht mehr gab) auf diesen erfolgreich dahineilenden Zug aufspringen könnte. Eine Ladung Tonbänder, die von den Sessions zu "Psychedelic Underground" übrig geblieben oder wenig später zusammengejammt worden waren (wie auch dass Material, welches zum Album "Collapsing" verwurstet worden war), wurde kurzerhand an die BASF verhökert, die daraus ein Doppelalbum zusammenstellten, welches 1971 unter dem Titel "Disaster" veröffentlicht wurde.
Aufgenommen irgendwann 1968, jammt die vom LSD benebelte Band in der schon von "Psychedelic Underground" und "Collapsing" bekannten dilettantisch-verwahrlosten Spielweise vor sich hin. Wie gehabt schrammeln Bass und Gitarre monoton dahin, fuhrwerken diverse Perkussionisten holprig auf allerlei Trommeln und sonstigen klappernden und scheppernden Tonerzeugern herum und werden ab und zu irgendwelche Sinnlosigkeiten ins Mikrophon gestammelt, geheult oder genölt. Im Gegensatz zu den beiden Vorgängeralben gibt es das Ganze ziemlich unbearbeitet zu hören, vermutlich mehr oder weniger so, wie die Gruppe ihre "Improvisationen" damals live im Studio dargeboten hat.
Die Klangqualität ist, wie auch die von "Psychedelic Underground" und "Collapsing", nicht so toll. Übersteuert knarrend und mit gelegentlichen Tonschwankungen klingt das Ganze wie Demoaufnahmen aus dem Probenraum einer planlos auf ihren Instrumenten herumschrubbenden und -kloppenden Schülerband. Aufgrund der längeren Stücke ist das Album eine Spur verständlicher, es gibt so etwas wie einen nachvollziehbaren Verlauf der Nummern (wobei sich in diesen jeweils nicht allzu viel tut), so dass die LP nicht so wirr und fragmentarisch wirkt, wie noch "Collapsing". Trotzdem kann ich niemandem empfehlen sich dieses Klang-Desaster anzutun, insbesondere nicht 67 Minuten lang!
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Re: Amon Düül II

Beitrag von nixe »

So, für die nichtFans ist das schlimmste überstanden; für die Fans, wie wir, ist es aber schade, denn ab jetzt wurde es schleichend kommerzieller!!!

1972 Carnival in Babylon
Bild
Besetzung:
John Weinzierl electric guitar, acoustic 12-string, vocal
Chris Karrer electric guitar, acoustic guitar, violin, soprano sax, vocal
Lothar Meid bass, vocal
Renate Knaup-Krötenschwanz vocal
Danny Fischelscher drums, congas
Peter Leopold drums, tambourine
Karl-Heinz Hausmann keyboards, electronics, Farfisa organ
Gastmusiker:
F.U. Rogner organ
Olaf Kübler sax
Tracklist:
1. CID in Uruk 5:36
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
2. All the Years Round 7:23
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
3. Shimmering Sand 6:36
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
4. Kronwinkl 12 3:54
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
5. Tables are Turned 3:36
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
6. Hawknose Harlequin 9:49
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
Gesamtlaufzeit 36:54
Andreas Pläschke:
Wenn man Ingeborg Schobers Buch "Tanz der Lemminge" glauben darf, war die Aufnahme dieser LP ein einziger Machtkampf und das Ergebnis die schlechteste Platte der Düüls zwischen 1969 - 1975. Nun habe ich die Nachfolgenden nicht im Kopf, aber so übel finde ich "CARNIVAL IN BABYLON" nicht.
Es ist eine Platte im Umbruch. Vergangen sind die langen Improvisationen von "YETI", die einzelnen Lieder sind kürzer, die Rhythmen eingängiger, das Tempo gedrosselter, aber irgendwie strahlt auch dies CD für mich eine Magie aus, wie sie nur wenige andere Bands haben. Ich finde nicht, dass sie lustlos klingt, sie kommt mir ziemlich melancholisch-depressiv vor, die Texte schwanken zwischen völligem Nonsens (im deutsch gesungenem "C.I.D. in Uruk" ) und Abrechnung mit der eigenen Geschichte/Befindlichkeit ("All the years 'round" oder "Kronwinkl 12"). Musikalisch ist alles nicht mehr so eindeutig abgedreht, aber im Sound gibt es immer noch genug verstecke Merkwürdigkeiten, wie sie im Krautrock üblich waren: zirpende Synthis, kosmisch klingende Gitarren, arabische Flötenpassagen (in "Hawknose Harlequin") oder spacige, mellotronähnliche Passagen. Dazu kommt wieder der unnachahmliche, akzentbehaftete Gesang. Besondern Renate Knaup spielt damit und singt im erwähnten "All the years.." manchmal wie eine Marlene Dietrich nach dem Genuss eines Joints. Auch Freunde der alten DÜÜL kommen nicht zu kurz. Instrumentalpassagen gibt es auch noch genug, die beiden Gitarristen liefern sich gelungene Ausflüge, zu denen Lothar Meid einen einfachen und druckvollen Bass spielt.
Das Ganze ist was Typisches aus deutschen Landen, klingt wie eine abgedrehte Mischung aus frühen PINK FLYOD und HAWKWIND. Mir gefällt die Platte einfach. Und wer Glück hat, erwischt die CD-Version mit den drei Bonustracks (seltene Singles), die ähnlich gestrickt sind.
Achim Breiling:
"Sie werden sich umgucken da drüben. Die englische Popmusik erschöpft sich bald in sterilen Wiederholungen. Sie haben Angst vor uns, weil wir noch frisch und unverbraucht unsere eigenen Sachen spielen."
So werden Amon Düül II in Günter Ehnerts und Detlev Kinslers Deutschrocklexikon zitiert. Die Aussage stammt wohl aus der Zeit kurz nach Veröffentlichung von "Tanz der Lemminge", als sich die Gruppe auf ihrem künstlerischen Zenit befand. Fast sah es so aus, als ständen Amon Düül II tatsächlich vor dem großen, vielleicht sogar internationalen Durchbruch. Zumindest war dies die Einschätzung der Band selbst. So ganz aus der Luft gegriffen war das auch gar nicht. Mit "Yeti" und "Tanz der Lemminge" hatten die Münchner durchaus Aufsehen erregt (im westlichen Europa). Nun galt es mit einem gleichwertigen Nachfolgealbum den Status als eigensinnige und erfindungsreiche Kultcombo aus Deutschland zu festigen.
Gelungen ist dies den zweiten Düül mit "Carnival in Babylon" allerdings nicht. Offenbar - Andreas hat es weiter oben schon erwähnt - waren sich die Bandmitglieder auch nicht einig darüber, wie es in musikalischer Hinsicht weitergehen soll. Dazu kamen persönliche Spannungen innerhalb der Band. Dementsprechend unentschlossen und lau ist das Album ausgefallen. Frische, Spontaneität und Experimentierfreude sind der Gruppe abhanden gekommen. Sehr ordentlich und auch leidlich abwechslungsreich, aber doch alles in allem ziemlich unspannend und eingänglich wird hier gerockt. Deutlich songorientierter sind die Stücke auf "Carnival in Babylon" ausgefallen, was mir doch ab und zu die Zehennägel kräuselt. Singen kann nämlich keine(r) der Beteiligten. Solche wackeligen, teutonisch holzigen, unmelodischen und schwachbrüstigen Gesangsdarbietungen haben zur Musik der ersten drei Alben ganz gut gepasst (und dort wurde deutlich weniger Gesungen), hier erzeugen sie beim Hörer aurikulare Magenverstimmungen.
In musikalischer Hinsicht schwankt "Carnival in Babylon" zwischen anpsychedelisiertem Folkrock und spacig-krautigen, gelegentlich bluesigen Rocknummern. Über weite Strecken wirkt das Ganze wie ein verschollenes Album einer seltsamen kalifornischen Hippieband (vermutlich bestehend aus Kindern deutscher Auswanderer) aus den späten 60ern. Trotz der angeblich Vorhandenen gespannten Atmosphäre im Studio strahlt die Musik eine gewisse lockere Gelöstheit aus. Die Stücke sind auch durchaus vielschichtig aufgebaut. Insbesondere gibt es einige schöne E-Gitarrenzwiegespräche zwischen Weinzierl und Karrer (z.B. in "All The Years Round" oder im langen "Hawknose Harlequin"). Karrers Violine und Hausmanns Tasten und Elektronikeffekte sorgen zudem für das eine oder andere interessante Moment. Trotzdem fehlt es dem Endergebnis aber an Biss, Schwung und ein paar wirklich guten Einfällen.
Von "frisch und unverbraucht" (siehe das Zitat vom Beginn dieser Rezension) kann auf "Carnival in Babylon" sicher nicht die Rede sein. Der britische Melodie Maker fand trotzdem noch gefallen an der Scheibe, und lobte (oder stellte fest), dass das Album einfacher und vokalhafter ausgefallen war. Im Pop-Poll desselben Magazins des Jahres 1972 kamen Amon Düül II in der Kategorie "größte internationale Hoffnung" immerhin auf Platz 7. Über den Status des Hoffnungsträgers kamen die Münchner allerdings nie mehr hinaus.
Bonus tracks on 2002 Repertoire CD reissue (REP 4966):
1. "Light" Meid 03:47
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
2. "Lemmingmania" Weinzierl 02:57
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
3. "Between the Eyes" Karrer/Weinzierl 02:24
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
4. "All the Years Round" (single version) Weinzierl/Knaup/Rogner 04:10
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
Bonus tracks on 2007 Revisited CD reissue (SPV 305352 CD):
No. Title Writer(s) Length
1. "Skylight" Weinzierl 09:50
2. "Tatzelwurmloch" Karrel/Weinzierl/Meid/Knaup 17:45
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
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Re: Amon Düül II

Beitrag von SOON »

Mit "C.I.D. in Uruk" "Shimmering Sand" und "Hawknose Harlequin" gibt es immerhin noch 3 ausgewöhnlich Stücke.
"All the Years 'Round" ist auch stark geht aber schon etwas richtung Jefferson Airplane.
Auch wenn "Kronwinkl 12" und "Tables Are Turned" sehr eingängig daherkommen mag ich die Stimmung der Songs.
Insgesamt eine großartige Krautscheibe, für mich!
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Re: Amon Düül II

Beitrag von nixe »

...so abwertend war es auch nicht gemeint. Es war nur Schluß mit LP-seitigen longtracks & das hielt sich bis zum Delürium! Wolf City hielt ich für überbewetet, als ich feststellte, das sie auf der Box DREI JAHRZEHNTE - Best Of 1969-1999 4-CD-Box Bild komplett vertreten war, während die longtracks bis auf Unkenntlichkeit zusammen gekürzt worden sind!

Boxset/Compilation, released in 1997

Songs / Tracks Listing

CD 1:

1. Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten ("When the sun of culture hangs low, only dwarves cast long shadows")
2. Kanaan
3. Luzifers Ghilom
4. Henriette Krötenschwanz
5. Phallus Dei
6. Yeti Talks To Yogi
7. Gulp A Sonata
8. Eye-Shaking King
9. Archangels Thunderbird
10. Cerberus
11. Return Of Rübezahl
12. Pale Gallery

CD 2:
1. Wolf City
2. Wie der Wind am Ende einer Strasse
3. Green Bubble Raincoated Man
4. Jail-House Frog
5. Deutsch Nepal
6. Sleepwalker's Timeless Bridge
7. Surrounded By The Stars
8. Gala Gnome
9. A Morning Excuse
10. Jalousie
11. Ladies Mimikry
12. The King's Chocolate Waltz
13. Blue Ghetto
14. Dr. Jeckyll
15. Mr. Kraut's Jinx
16. La Krautoma

CD 3:
1. Transistor Child - Das Leben der Hühner
2. Transistor Child - Race From Here To Your Eye
3. Deheypnotized Toothpaste
4. The Marilyn Monroe Memorial Church
5. Chewing Gum Telegram
6. Syntleman's March Of The Roaring Seventies:
- In The Glassgarden
- Pull Down Your Mask
7. Paralized Paradise
8. All The Years Round
9. Tables Are Turned
10. Hawknose Harlequin
11. Between The Eyes
12. Lemmingmania
13. Vortex

CD 4:
1. You Are Not Alone
2. Vortex
3. Holy West
4. Vibes In The Air
5. Traveller
6. Mona
7. Mirror
8. Speed Inside My Shoes
9. Dancing On Fire
10. Nada Moonshine Cairo
11. Sirens In Germanistan
12. Wings Of The Wind
13. Jam Hai - Tokyo

...ok, leider keine ZeitAngabe!

Bei der Milestones [thumbnail]http://ecx.images-amazon.com/images/I/6 ... SX300_.jpg[/thumbnail] DCD ist immerhin nur Tanz der Lemminge & Yeti durchgefallen, nur warum???
Tracklist Hide Credits:
1-1 Surrounded By The Stars Written-By – Karrer*, Rogner* 7:49
1-2 Jailhouse Frog Written-By – Weinzierl* 4:53
1-3 Deutsch Nepal Written-By – Meid*, Kubler* 2:59
1-4 Wolf City Written-By – Karrer*, Fichelscher*, Rogner*, Weinzierl*, Meid* 3:19
1-5 Archangels Thunderbird Written-By – Amon Düül II 3:34
Soap Shock Rock (13:44)
1-6a Burning Sister Written-By – Amon Düül II
1-6b Halluzination Guillotine Written-By – Amon Düül II
1-6c Gulp A Sonata Written-By – Amon Düül II
1-6d Flesh Coloured Anti Aircraft Alarm Written-By – Amon Düül II
1-7 Mozambique Written-By – Karrer*, Rogner*, Weinzierl*, Leopold*, Knaup*, Heibl* 7:39
1-8 Apocalyptic Bore Written-By – Karrer*, Rogner*, Weinzierl*, Leopold*, Knaup*, Heibl* 6:37
1-9 Luzifars Ghilom Written-By – Amon Düül II 8:13
2-1 C.I.D. In Uruk Written-By – Weinzierl* 5:34
2-2 All The Years Round Written-By – Weinzierl* 7:21
2-3 Hawknose Harlequin Written-By – Karrer*, Fichelscher*, Rogner*, Weinzierl*, Halismann*, Meid*, Leopold* 9:48
2-4 Phallus Dei Written-By – Amon Düül II 20:47
2-5 Kanaan Written-By – Amon Düül II 4:02
2-6 Dr. Jeckyll Written-By – Karrer*, Rogner*, Weinzierl*, Leopold*, Knaup*, Heibl* 3:02
2-7 Fly United Written-By – Karrer*, Rogner*, Weinzierl*, Leopold*, Knaup*, Heibl* 3:33
2-8 Pig Man Written-By – Karrer*, Rogner*, Weinzierl*, Leopold*, Knaup*, Heibl* 2:39
2-9 Cerberus Written-By – Amon Düül II 4:25
2-10 She Came Through The Chimney Written-By – Amon Düül II 3:01
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Re: Amon Düül II

Beitrag von nixe »

1972 Wolf City
Bild
Produktinfo:
Das fünfte Studioalbum Wolf City erschien im September 1972. Beim Vorgänger Carnival In Babylon wurde laut Karrer noch „mit kreisenden Revolvern im Studio“ produziert. Dagegen verliefen die Aufnahmen zu Wolf City vergleichsweise friedfertig. Entsprechend auch die musikalische Ausrichtung der Scheibe, die liedhafter, nicht so vielschichtig klang und stärker auf Renate Knaups außergewöhnlichen Gesangstil gemünzt war. Auch die ausladenden Improvisationsstücke früherer Tage waren lange bereits ad acta gelegt, nur der Opener ´Surrounded By The Stars` erreichte mit über sieben Minuten Spielzeit ein früher übliches Zeitmaß. Dagegen waren atmosphärische Nummern wie ´Wie der Wind am Ende einer Straße` oder das kurze, avantgardistische ´Deutsch Nepal` absolute Höhepunkte der Düül`schen Schaffenskraft.

Besetzung:
John Weinzierl
Lothar Meid
Chris Karrer
D Secundus Fischelscher
Falk-U Rogner
Renate Knaup-Krötenschwanz

Tracklist:
1. Surrounded by the Stars 7:46
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
2. Jail-House Frog 5:04
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
3. Green-Bubble-Raincoated-Man 4:54
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
4. Wolf City 3:20
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
5. Wie der Wind am Ende einer Strasse 5:42
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
6. Deutsch Nepal 3:00
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
7. Sleepwalker's Timeless Bridge 4:55
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
Gesamtlaufzeit 34:41
Udo Gerhards:

Wolf City ist das vielleicht konsistenteste Amon Düül II-Album. Und das, obwohl das Vorgänger Album "Carnival In Babylon" ziemlich lieb- und lustlos zusammengebastelt klang und auch die Umstände von "Wolf Citys" Entstehung nicht wirklich glücklich waren: gleichzeitig mit den Aufnahmen zu "Wolf City" waren Lothar Meid und Olaf Kübler mit ihrem Konkurrenz-Projekt "Utopia" im Studio. Es kam zu einem Hin- und Her, damalige Amon Düül II Mitglieder spielten auf Utopia, Utopia-Stücke wurden für "Wolf City" requiriert. Im Nachhinein wurde "Utopia" schliesslich zu einem Amon Düül II-Album umgedeutet.

Als erstes fällt auf, dass sich die Klangqualität der Aufnahmen im Vergleich zu den vorhergehenden Amon Düül II Alben deutlich verbessert hat: alles klingt präsenter und professioneller. Auf Kosten dieser Perfektion geht natürlich etwas der rohe Charme und die Ungestümheit etwa von "Phallus Dei" oder "Yeti" flöten. Auch musikalisch geht's reifer ans Werk. Die Stücke sind zwar immer noch verspielt, kombinieren rockige Rhythmen mit schrammelnden Akustik-Gitarren, lassen Renate Knaups teutonische Vocals auf harmlose Songteile los, legen spacig-schwebende Streicher-Sounds unter beissende Gitarrensoli. Dazu gibt es seltsame Quietsche-Passagen und humoriges Klavier-Geklimper: Krautrock pur. Aber strukturell geben sich Amon Düül II hier disziplinierter, alle Stücke entwickeln sich sorgfältig und ohne überflüssige Längen.

Besonders gelungen ist die zweite Hälfte der Platte, beginnend mit dem schweren Spacerock von Wolf City, danach dem asiatisch angehauchten "Wie der Wind am Ende einer Straße" mit indischer Percussion, Sitar-Klängen und Blubber-Synthies, oder dem witzigen Deutsch-Nepal mit bizarrem Text ("Ein General stand an meiner Wiege, / Sprach: 'Es ist ein schönes Kind / Es wird mein Mann, / Wie ich ihn liebe, / Gouverneur vielleicht, in Deutsch Nepal!'") und den unnachahmlich vom Schauspieler Rolf Zacher deklamierten Vocals (räusper, hust, rotz, räusper hust) sowie dem wunderschön melancholisch melodisch beginnenden "Sleepwalkers Timeless Bridge", das immer spaciger (inklusive sägendem Psychedelic-Gitarrensolo) wird.

Insgesamt gehört Wolf City zusammen mit "Phallus Dei" und "Yeti" für mich zur Amon Düül II Grundausstattung (die ebenfalls sehr empfehlenswerte "Made In Germany" stellt musikalisch und konzeptionell einen Sonderfall dar und ist nicht unbedingt repräsentativ für die frühen Krautrock-Amon Düül II).
Achim Breiling:

1972, nach dem Erscheinen von "Carnival in Babylon", gingen Amon Düül II im Frühsommer auf ihre erste Englandtournee. Die Band stieg damit im Inselkönigreich neben (nach) Can zur bekanntesten deutschen Formation auf. Auch ihr im Herbst desselben Jahres erschienenes fünftes Album - "Wolf City" - kam bei den britischen Kritikern gut an.

"Wolf City" ist auch durchaus ein ordentliches Album. Udo hat weiter oben schon das Wesentliche zu der Scheibe festgestellt. Die Musik ist professioneller und reifer geworden, in zweifacher Hinsicht, sowohl was die Produktion als auch die Komposition anbelangt. Dabei bewahren die Münchner einigermaßen ihren krautigen Charme, der sich vor allem in der teutonische Wucht, den unkonventionellen Klangmischungen und dem gelegentlichen, holprigen Humor äußert ("Deutsch Nepal"). Neben "Tanz der Lemminge" ist "Wolf City" auch das symphonisch-progressivste Album von Amon Düül II, kommt doch ein Mellotron und allerlei quietschende, fiepende und klangwabernde Tasteninstrumente ausgiebig zum Einsatz. Aufgrund der Professionalität und Reife ging natürlich - Udo hat es oben schon klargestellt - die wüste Experimentierfreude, die ungebremste Expressivität und die kantige Direktheit, die die ersten drei Alben der Düüls ausgezeichnet hat, etwas verloren. Die etwas intellektuelle Attitüde die sich die Gruppe hier gibt (im Promotionsmaterial der Scheibe war damals zu lesen, dass sich die Münchner nun "im Bereich der Kunstmusik innerhalb des Rock" angesiedelt hätten) passt nicht so recht zu der Band. Das wirkt falsch und nicht ganz stimmig, als ob eine durchgeknallte Psychedeliktruppe plötzlich auf gehobenen Artrock macht. Vielleicht habe ich auch nur einen Imprint auf die frühen Werke der Düüls, so dass sich "Wolf City" nicht so recht mit meiner vorgefassten Meinung verträgt, wie die Gruppe zu klingen hat.

Was mir aber wirklich Bauchschmerzen verursacht ist der Gesang der Knaup. Insbesondere die ersten beiden Nummern sind für mich aufgrund ihres teutonischen, schrägen, quietschigen "Gesangs" ziemlich unerträglich. Geschmackssache! Wer z.B. Dagmar Krauses Organ schätzt (siehe Art Bears, Henry Cow, News From Babel und Slapp Happy), dem werden die Lautäußerungen von Henriette Krötenschwanz vielleicht sogar Spaß machen. Und ja, Udo hat recht, die zweite Seite des Albums (Tracks 4-7) ist besser, das singt die Knaup nämlich nicht.

"Wolf City" ist sicher das beste Album welches Amon Düül nach "Tanz der Lemminge" veröffentlicht haben. Es ist daher durchaus empfehlenswert sich die Scheibe zusammen mit den ersten drei Düül-II-Alben zuzulegen. Vielleicht ist "Wolf City" auch ein ganz gutes Einstiegsalbum in die Musik der zweiten Düül. Wenn das hier Gebotene gefällt, kann man sich dann an die frühen Scheiben der Band wagen.
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Re: Amon Düül II

Beitrag von SOON »

Wolf City ist ein Meisterwerk und unverzichtbar eigentlich braucht man die ersten 5 alle.
Dann kann man auch getrost die DREI JAHRZEHNTE - Box in die Tonne klopfen.
Keine Ahnung für was die gut sein soll.
Interessant wären frühe Liveaufnahmen in annehmbarer Tonqualität.
Da wird es wohl nichts mehr geben.
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Re: Amon Düül II

Beitrag von nixe »

Das ich die DREI JAHRZEHNTE - Box nicht habe, ist eine Verstrickung von Zufällen, denn normalerweise hätte ich sie auch. Ich bitte Euch, eine Amon Düül - Box, & nixe hat sie nicht! Wie kam*s dazu?
Sie wurde damals von 2001 angeboten & ich unterhielt mich darüber mit einem der beiden WessieKumpels, die ich '95 auf Burg Herzberg kennenlernte & er wollte dieses Teil haben! Ich denke mal, ich konnte aus finanztechnichen Gründen nicht, deshalb bestellte ich nur einmal: Nur als ich die Box dann sah & hörte, war ich bedient!!!
Auch die Milestones habe & brauche ich nicht, denn zu Zeiten, als der WoodstockLaden in Erfurt auch ein CD-Verleih war, lernte ich dieses Teil kennen! Beide nahm ich auf TonBand auf, nur leider ist dieses: Out of Order!!!
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Re: Amon Düül II

Beitrag von nixe »

1973 Live in London
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Produktinfo:
Schon 1972 starteten Amon Düül II auf ihre erste Englandtournee und zeichneten dabei am 16. Dezember 1972 ein Konzert im Club ´The Greyhound` im Londoner Stadtteil Croydon auf, das 1973 in England und ein Jahr später auch in Deutschland veröffentlicht wurde. Geprägt war diese Konzertreise durch die bereits im Vorfeld chaotisch verlaufende Organisation und eine unmittelbar vor Reisebeginn vorgenommene Umbesetzung: Produzent Olaf Kübler überzeugte seine Kollegen davon, neben Schlagzeuger Danny Fichelscher zusätzlich den früheren Düül-Trommler Peter Leopold zurück die Band zu holen und als zusätzliche Verstärkung mit auf die Englandtournee zu nehmen. „Peter kam wieder zurück, weil Danny Fichelscher sich zwar als sehr begabt herausstellte, aber in keiner Weise über den notwendigen Stechschritt verfügte, den ´Leo` einfach beherrscht hat“, begründete Kübler seinen Vorschlag und verschaffte damit der Band tatsächlich ein solides und überzeugendes Rhythmusfundament. Andererseits mussten die Musiker nach zahlreichen Autopannen und finanziellen Ungereimtheiten während der Tour erkennen, dass im Mutterland der Rockmusik ein noch eisigerer Wind weht als im vergleichsweise beschaulichen Deutschland, wo das Konzertalbum anschließend sehr positiv bewertet wurde. „Auf Live In London, das schon Ende 1972 aufgenommen wurde, bieten Amon Düül II einen schönen Überblick über das, was damals die Gruppe ausmachte – damals, als mit ´Archangel´s Thunderbird` ein erster Höhepunkt erreicht war“, resümierte der Journalist Manfred Gillig im Musikmagazin ´Sounds` und ergänzte: „Obwohl es eigentlich schade ist, dass Live In London eine relativ alte Aufnahme ist und die zwischenzeitliche Entwicklung der Gruppe unter den Tisch fällt, vermittelt die Platte doch einen guten Eindruck von einem der gelungeneren Amon Düül-Konzerte.“ Britische Journalisten attestierten Amon Düül II anschließend sogar, neben Can die bedeutendste aller deutschen Formationen zu sein.
Besetzung:
John Weinzierl Guitar, Vocals
Lothar Meid Bass, Vocals
Chris Karrer Guitar, Violin, Sax
Falk-U. Rogner Organ, Synthesizer
Renate Knaup Vocals
Daniel Fichelscher Drums
Peter Leopold Drums

Tracklist:
1. Archangels Thunderbird 3:14
2. Eye shaking king 6:17
3. Soap shop rock 7:32
4. Improvisation 3:42
5. Syntelman´s march of the roaring seventies 8:06
01. Pull down your mask
02. Prayer to the silence
03. Telephonecomplex
6. Restless skylight transistor child 8:10
01. Landing in a ditch
02. Dehypnotized toothpaste
03. A short stop at the transylvanian brain surgery
7. Race from here to your ears 4:49
01. Little tornados
02. Ridning on a cloud
03. Paralized paradise
Gesamtlaufzeit 41:50
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
von: Achim Breiling
Im Dezember 1972 begaben sich Amon Düül II auf ihre zweite England Tour (zum ersten Mal haben sie im Juni desselben Jahres über den Kanal gesetzt). Ein Konzert (oder ein Teil desselben), welches am 16. Dezember im Londoner Grayhound-Club stattfand, wurde von ihrer Plattenfirma mitgeschnitten. "Live in London" wurde 1973 veröffentlicht, allerdings nur in England. In Deutschland erschien das Album erst 1974.

Man liest ja immer mal wieder, dass es gerade Auftritte und Plattenproduktionen deutscher Bands aus der ersten Hälfte der 70er Jahre waren, die großen Einfluss auf die in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts aufblühende britische Punk- und New-Wave-Szene gehabt hätten. Insbesondere Konzerte von Can und Amon Düül II seien sehr prägend gewesen. Wenn man da "Archangels Thunderbird" von "Live In London" hört, kommt man nicht umhin zu vermuten, dass an dieser Einschätzung wohl etwas dran ist. So viel anders als das, was z.B. Siouxie & the Banchees ein paar Jahre später veranstalten sollten, klingt diese Nummer wirklich nicht. Sehr kantig, aggressiv, schräg, ein wenig primitiv (psychedelisch-krautig-punkig) rocken hier die sieben Deutschen voran, begleitet vom scheppen Gesang der Knaup. Wenn Amon Düül II jemals einen Hit hatten, dann ist es diese Nummer. Und diese Live-Version ist wirklich ausgesprochen mitreißend ausgefallen.

Auch der Rest des Albums macht ziemlich viel Spaß. Die Nummern stammen alle (bis auf die "Improvisation") von den Alben "Yeti" und "Tanz der Lemminge", den beiden besten Düül-Scheiben, so dass für musikalische Qualität gesorgt ist. Kompakter und druckvoller, sehr erdig und wüst werden die Stücke hier dargeboten, dominiert von Gitarren, Bass und Schlagzeug. Nur ab und zu arbeiten sich Rogners Tasten in den Vordergrund, oder sorgt Karrer mit Violine bzw. Sax für ein paar klangliche Farbtupfer. Der Sound des Ganzen ist exzellent, transparent und klar, gleichzeitig sehr rau und kraftvoll.

Leider gibt es auf dem CD-Reissue kein Bonusmaterial. Ich vermute einmal, dass damals mehr als diese knapp 42 Minuten an Musik mitgeschnitten wurden. Offenbar sind die Originalbänder davon aber verloren gegangen und nur das Master der fertigen LP hat "überlebt" (immerhin). Mich hätte ja schon interessiert, wie die "Improvisation", welche ärgerlicherweise mittendrin ausgeblendet wird, weitergegangen ist. Schade!

Trotzdem ist "Live in London" ein sehr erfrischendes Album, welches die Live-Tätigkeit von Amon Düül II in ihrer besten Phase eindrucksvoll dokumentiert. Aus welchem Grund auch immer hat das CD-Reissue von Revistited Records ein neues Cover (das obere der beiden oben gezeigten). Wer die Musik von Amon Düül II schätzt, insbesondere die der beiden Doppel-LPs der Münchner, der sollte sich "Live in London" als Sammlungsergänzung zulegen. Wer mit der Musik der Düüls erstmals Bekanntschaft schließen möchte, der ist mit diesem Album aber auch nicht schlecht bedient!
Auf Herzberg hatte ich eine mit bonus gesehe, danach nie wieder!!! Immer der Ärger mit der Kohle!!!
Tschüß
nixe

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Re: Amon Düül II

Beitrag von nixe »

1973 Vive la Trance
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Besetzung:
Chris Karrer guitar
Renate Knaup vocals
Peter Leopold drums
Robby Heibl bass
Falk Rogner keyboards
John Weinzierl guitar
Gastmusiker:
Keith Forsey
Peter Kramper

Tracklist:
1. A Morning Excuse 3:19
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
2. Fly United 3:33
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
3. Jalousie 3:27
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
4. Im Krater blühn wieder die Bäume 3:08
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
5. Mozambique 7:40
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
6. Apocalyptic Bore 6:38
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
7. Dr. Jeckyll 3:00
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
8. Trap 3:35
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
9. Pig Man 2:38
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
10. Manana 3:20
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
11. Ladies Mimikry 3:18
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
12. Lilac Lillies (Bonustrack) 4:55
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
13. Dancing on Fire (Bonustrack) 5:21
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
14. Cerberus (Bonustrack) 4:20
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
Gesamtlaufzeit 58:12
von: Andreas Pläschke

Mit dieser CD gehen Amon Düül den Weg, den sie mit "Carnival in Babylon" und "Wolf City" einleiteten konsequent weiter. Die Band hatte sich wieder einmal verändert, Lothar Meid und Danny Fichelscher waren ausgestiegen, dafür kam Robby Heibl als Neuer dazu.

Geboten werden auch hier meist kürzere Songs (nur "Mozambique" & "Apocalyptic bore" sind länger als 5 Minuten), die eingängig daherkommen, aber immer noch genügend Zutaten des Krautrocks bieten. Immer wieder werden elektronische Spielereien eingeflochten oder gibt es die gut anzuhörenden Jams zwischen den Gitarren, wie am Ende von "Fly united".

In "Jalousie" singt Renate Knaup eine eher ruhige Ballade mit Jungmädchenstimme, bei "Im Krater blühen wieder die Bäume" kommen mir unweigerlich ELOY in den Kopf, pathetische Orgelsounds im Zusammenspiel mit Gitarre. "Mozambique" fängt leicht afrikanisch angehaucht an, entwickelt sich aber zum typisch düülschen Longtrack, der noch am Ehesten dem alten Stil entspricht. Ähnliches gilt auch für das nachfolgende "Apocalyptic bore", in beiden Titeln kommen diverse elektronische Spielereien zum Einsatz, werden die Gitarren laufen gelassen.

Danach geht es konventioneller weiter - "Dr" besteht nur aus einem einzigen rockigen Riff, der mit vielen Spielereien unterlegt ist, "Trap" klingt wie eine flotte Westcoastnummer (besonders in den Gitarren) mit Orgel von ELOY unterlegt. Hier übernimmt auch Frau Knaup mal wieder den Leadgesang und hübsche Reggaeeinwürfe auf der Gitarre nehmen POLICE um einige Jahre vorweg. "Auch Pig man" hat den Reggae im Blut, ohne die elektronischen Mätzchen und spartanischerer Instrumentierung wäre das ein prima New Wave Song. Auch die Saxophoneinlage ist ganz nett anzuhören.

"Manana" kommt südamerikanisch daher, nett aber fällt gegenüber den anderen Songs ab (kann aber auch daran liegen, dass ich mit südamerikanischen Rhythmen nichts anfangen kann). "Lady Mimikry" beginnt als Rezitation mit Schlagzeug und Gitarre, bis sich daraus ein Rocksong entwickelt, der hauptsächlich vom Geigenspiel lebt.

Über die drei Bonustracks gibt es außer den Titeln keinerlei Informationen. Die ersten beiden stammen von Lothar Meid, beim letzten wird die Band als Komponist angegeben.

"Lilac lilies" beginnt mit synthetischen Chören, Sprechgesang und bluesiger Gitarre a la David Gilmour. Dann wird der Refrain angestimmt und mit der Strophe endlos wiederholt, während ein Schlagzeuger (besser eine Drummachine) den Technosound vorwegnimmt- der Beat wird immer schneller, darüber gibt es harte Gitarrenriffs. Zumindest der zweite Teil hätte heute in einem Club gute Chancen. "Dancing on fire" startet sanft und mutiert ruck zuck zum Stadionrocker, harte Riffs "ah - we do it again" als Refrain knallen einem um die Ohren, und dann singt Renate in bester Opernarienmanier irgendwas von Marmelade und trockenem Brot, einsamen Brötchen und anderen Skurilitäten, beantwortet von einer männlichen Stimme, die böse klingt und englisch singt. Es gibt ein Zwischenspiel mit elektronischem Glockenspiel und "Dancing on fire" als Chorgesang, danach wird ein kleines Gitarrensolo eingeläutet und weiter geht's mit diesem skurilen Gesang von Knaup. Der Song ist eigentlich einfach gestrickt, hat aber total viel Charme, besonders der Gesang von Frau Knaup (der auch mal ins Russische wechseln kann). Der letzte Titel beginnt mit Schlürfen aus einer Tasse, dann wird angezählt und akustische Gitarren spielen spanisch auf, unterlegt von Tamburinen oder Tablas. Gegen Ende wird es immer arabischer und dann klingt sich eine wüste elektrische Gitarre in den Song ein, um ihn als Hardrocker zu beenden.

Auch diese Platte hat immer noch Charme, ist insgesamt rockiger als "Carnival in Babylon" und dem direkten Vorgänger ebenbürtig. Mir gefällt es, wie üblich bei der Band, auch wenn ich den alten langen Songs hinterher trauere.
von: Christian Rode

Amon Düül II mutierten im Laufe der 70-er Jahre immer mehr zu einer technisch versierten Mainstream-Rockband. Die ersten beiden Alben mit dem kuriosen Sänger Christian Thiele (Shrat) lebten noch stark von dem in Live-Auftritten geformten Flair der experimentellen, wilden Endsechziger. Den ausufernden Egotrips auf TANZ DER LEMMINGE wurde mit besser strukturierten Songs seit CARNIVAL IN BABYLON ein Ende bereitet, ohne dass zunächst das typische Krautrock-Flair der Band verloren ging. Im Gegenteil erzielten sie mit WOLF CITY ein Highlight in dem so modifizierten Stil. VIVE LA TRANCE kann als das spacerockigste, floydigste, hawkwindigste Album der sich mühsam strukturierenden Musikanarchos begriffen werden. Danach erst setzte der eigentliche Abstieg in den Mainstream mit HI JACK und dem operettenhaften MADE IN GERMANY ein.

Auf VIVE LA TRANCE reichern die Düüls ihren Krautrock noch mal ordentlich mit spacerockigen und psychedelischen Ingredienzien an. Zum Ende hin schwächelt das Album leider etwas. "Pig Man" ist eine gradlinige R'n'B-Nummer, die einfach nur fetzt und Manana ein mittelprächtiger World-Folkrock. Das Gros der Songs besteht aber aus unglaublich relaxten bis energiegeladenen Spacerockern (A Morning Excuse, Fly united, Im Krater blühen wieder die Bäume, Apocalyptic Bore und Mozambique mit Ethno-Intro) und verspielten psychedelischen Rockern (Dr., Trap und Ladies Mimikry). Besonders hervorheben möchte ich "Jalousi", das, von dem unnachahmlichen Gesang Renate Knaups beherrscht, den Hörer in andere Sphären davonträgt.

Mit VIVE LA TRANCE endet eine weitere Phase in der chaotischen Bandgeschichte von Amon Düül II. Danach verliert sich das typisch düülsche Flair immer deutlicher. Ein Mehr an technischer Brillianz auf den folgenden Alben kann für den fortschreitenden musikalischen Identitätsverlust nicht entschädigen.
Tschüß
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Re: Amon Düül II

Beitrag von nixe »

Kurzzeitprojekt von Lothar Meid und Olaf Kübler. Ursprünglich als Soloplatte von Ex-Amon Düül-Basser Lothar Meid gedacht, mußte diese LP unter dem Namen Utopia erscheinen. Sie wird heute unter dem Namen Amon Düül II verkauft, da viele Mitgleider der damaligen Band mitmachten (gut nachzulesen in "Amon Düül - Tanz der Lemminge"). (Andreas Pläschke)
1973 Utopia
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Besetzung
Lothar Meid Bass, vocals
Olaf Kübler saxophon
Kristian Schultze keyboards

Jimmy Jackson organ
Joe Nay guitar

Gastmusiker
Chris Karrer guitar
John Weinzierl guitar

Renate Knaup vocals

Tracklist:
1. What you gonna do 6:37
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
2. The Wolfman Jack Show 5:05
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
3. Alice 3:07
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
4. Las Vegas 4:22
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
5. Deutsch Nepal 3:09
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
6. Utopia No. 1 3:57
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
7. Nasi Goreng 5:33
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
8. Jazz Kiste 3:54
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
9. Wolf City (fälschlich "Surrounded by the stars" betitelt) 3:38
10. Surrounded by the Stars (fälschlich "Lets feel alive" betitelt) 7:45
11. Landing In A Ditch (from "Live in London") (fälschlich "Deutsch Nepal/Rolf Zacher" betitelt) 5:37
Gesamtlaufzeit 52:44
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
von: Andreas Pläschke

Diese LP/CD hat eine bewegte Geschichte. Im "Sounds" wurde sie unter dem Gruppennamen UTOPIA als Münchener All-Star-Projekt besprochen, in "Rock in Deutschland" (2.Auflage) taucht sie unter Lothar MEID auf (inklusive Besetzungsliste, die nicht auf dem Cover steht), und heute prangt auf der CD-Ausgabe der Name Amon Düül II. Gut nachzulesen ist die verworrene Entstehungsgeschichte in I. Schobers Buch "Amon Düül - Tanz der Lemminge".

Ich selbst neige dazu, die CD in die Nähe von meinen AMON DÜÜL II-CDs einzuordnen, wenn auch nicht direkt als solche. Zeitgleich mit "Wolf City" entstanden, finden sich hier nur Meid/Kübler-Kompositionen. Und trotz einiger düülscher Elemente (Knaup als Sängerin, merkwürdige Synthiesounds) sind die Stücke nicht so verdreht wie bei den Düüls, es gibt ausgiebige Saxophoneinlagen von Olaf Kübler, manches erinnert dabei an Passport, manches an britischen Rock.

Der Sound der Düüls kommt gleich im ersten Stück auf: er beginnt als eingängiger, eher akustischer Song mit Renate Knaups Gesang, mutiert er ab der Mitte zu einem Rocker typisch britischer Prägung – die Gitarrenlinie klingt nach einem Song aus "Who's next", das Piano nach "Let's spend the night together" von den Stones.

Auch "The Wolfman Jack Show" hat düülsche Elemente, eine rezitierende Gesangslinie, riffartige Gitarren, dazu kommen synthetische Chöre (ähnlich "Father of day, Father of night" von "Solar fire"), und ab der dritten Minute spielen sich Gitarre und Saxophon die Bälle zu – gefällt mir sehr gut. Danach folgt eine Ballade mit brüchiger Stimme vorgetragen und nur mit Piano und Flötensound begleitet.

In "Las Vegas" wird es instrumental & karibisch, das Saxophon bläst dazu immer die gleiche Phrase und flirrende Synthesizer erinnern an GONG. Mit "Deutsch Nepal" kommt der düülsche Sound aber voll zum Einsatz, pathetische Chöre, deutsche Marschrhythmik und völlig verschrobene Lyrik. "Auch Utopia No. 1" ist eine krautige Klangreise in bester Düülmanier. "Nasi Goreng" lebt von der Hammondorgel, mittendrin wird es kurz indisch, und klingt insgesamt wie eine krautige Version von Passport oder Brian Auger. Noch jazziger wird der letzte Titel der Original-LP "Jazz Kiste" - wildes Schlagzeug, perlendes E-Piano und irgendein Instrument (Saxophon?) durch ein Effektgerät (WAH WAH?) gejagt. Klingt sehr schön.

Die drei Bonustracks sind falsch betitelt und entsprechen den Songs auf "Wolf City" bzw. "Live in London".

Insgesamt eine sehr schöne Scheibe, in der Tradition der Düüls, aber eben nicht ganz. Manche Dinge sind neu, Olaf Kübler hat mehr Einfluss. Wer die drei songorientierten Düül-LPs "Carnival in Babylon, "Wolf City" und "Vive la trance" mag, sollte sich auch diese CD antun.
Tschüß
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Re: Amon Düül II

Beitrag von nixe »

1974 Hi-Jack
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Besetzung:
Renate Knaup Vocals
Chris Karrer Guitars, Violin, Vocals, Tenor Sax
John Weinzierl Guitars
Peter Leopold Drums, Percussion, Accoustic Guitar
Falk-U. Rogner Synthesizer

Guest musicians:
- Chris Balder / strings
- Thor Baldursson / keyboards
- Bob Chatwin / trumpet
- Lee Harper / trumpet
- Hermann Jalowitzki / snare drum
- Bobby Jones / sax
- Olaf Kübler / flute, Soprano sax
- Rudy Nagora / sax
- Ludwig Popp / Waldhorn
- Wild Willy / accordion, percussion, vocals

Tracklist:
1. I can't wait (Part 1 & 2)/Mirror 11:02
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
2. Traveller 4:23
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
3. You're not alone 6:53
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
4. Explode like a Star 4:00
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
5. Da Guadeloop/Lonely Woman 11:47
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
6. Liquid Whisper 3:30
7. Archy the Robot 3:00
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
Gesamtlaufzeit 44:35
von: Christian Rode

Nach einem halbwegs ansprechenden Anfang, leicht spacig-schleppend mit pulsierendem Bass und düsteren Streichern, der noch gut an VIVE LA TRANCE anschließt, wird mit dem zweiten Teil von "I can't wait/Mirror" die Problematik dieses durchwachsenen Albums deutlich. Der düülsche Song verwandelt sich unvermittelt in einen relaxten Bluesrocker, der auch von einer anglo-amerikanischen Band stammen könnte, wenn man von einem witzigen Solo und dem schrägen knaupschen Harmoniegesang einmal absieht. So stehen auf HI JACK Licht und Schatten eng beieinander. "Schatten" steht hierbei für die Übernahme von Mainstreamrockinhalten.

Dass das Album dennoch ganz passabel klingt, ist einerseits vorzüglichen Kompositionen wie "Traveller" und auch dem folkig-leichten "Liquid Whisper" zu verdanken, die beide von Renate Knaup gesungen werden. Der immer wieder irritierende Gesang der Düül-Sängerin, orientalisierte Arrangements und eine verträumte Flöte lassen "Traveller" zu einem der eindringlichsten Stücke der Band werden. Etwas deplatziert wirkt allein ein zu glattes Saxofon-Solo. "Liquid Whisper" ist eher ein Leichtgewicht, aber einfach von ätherischer Schönheit.

Die Platte ist mehr eine Ansammlung von Songs als dass sie einheitlichen Charakter hätte. "You're not alone" im Stil von Lou Reed mit einer Melodie, die "The Ballad of Lucy Jordan" vorwegnimmt, wirkt leider etwas langatmig. "Explode like a Star" kommt als kleiner Psychedelic-Rocker daher und weist einen musicalmäßigen Gesangsteil auf, der das folgende Album MADE IN GERMANY schon erahnen lässt. Interessant zumindest die Verquickung traditionellen Krautrocks mit (damals) modernen funkigen Disco-Rhythmen und fernöstlichen Anklängen ("Da Guadeloop"). Zwischendrin ein Stück typisch düülschen "Humors", d.h. des Spiels mit ihrer Identität als Krautrockband: Kommandobefehle, Marsch im Stechschritt und eine schräg verfremdete Nationalhymne. Die im Tanzschul-Latin-Rhythmus eingespielte Ornette-Coleman-Komposition "Lonely Woman" klingt wie braver Jazz, dito wiederum das Saxofon. Und die abschließende musikalische Farce "Archy the Robot" verbindet ein SF-Thema mit leichtem Velvet-Underground-Feeling, Marschmusikgehumpse und Easy Listening. Das ist zumindest recht eigenwillig. Den Düüls ist auch auf HI JACK immer noch ein gutes Maß an Widerborstigkeit erhalten geblieben!

Die alten Zeiten aber sind für Amon Düül II unwiderruflich vorbei. Dies Lamento allein reicht jedoch nicht aus, um den Zwiespalt zu beschreiben, in dem mich HI JACK zurücklässt, denn auch diese Band hat das Recht auf musikalische Veränderung. Was sich hier allerdings - noch widerstrebend - einschleicht, ist die Assimilation durch den Rock-Mainstream der 70-er Jahre, die zunächst noch als Spiel mit Stilen daherkommt. Die stärkere Songorientierung der Alben seit CARNIVAL IN BABYLON hatte gegenüber dieser Veränderung mehr strukturierenden Charakter, was bei einer Musik wie der der Düüls, die in Egotrips zu zerfallen drohte, ja vielleicht auch nicht ganz falsch war.
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
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