Area

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nixe
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Area

Beitrag von nixe »

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Bemerkungen:

Die "International POPular Group Area" (Selbstbezeichnung) hatte ihre Glanzzeit zwischen 1973 und 1979, bevor mit dem Tod des Sängers Demetrio Stratos die charakteristische Stimme der Band verstummte. Stratos´ eigenartiger, oft mit einem leichten Jodeleffekt versehener Vokalstil, brachte ihm die Aufmerksamkeit des Komponisten John Cage ein, der mit Stratos sogar Konzerte durchführte.

Area spielt einen zum Teil durch Experimentalklänge angereicherten Jazzrock, der bisweilen auch orientalische Elemente aufgreift. Die textlichen Botschaften künden von radikalen linken Positionen. Die Gruppe blieb auch nach dem Tod von Stratos zunächst weiter aktiv, löste sich dann zwischenzeitlich auf, spielte jedoch in den 90er Jahren erneut zusammen. Im Jahr 2000 verstarb auch der langjährige Drummer Giulio Capiozzo. Aus Area wurde seitdem das "Fariselli-Project".
(Ralf J. Günther)
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!!!Ich werde vom ersten Album, welches einen deutschen Namen besitz, diesen nie nennen, das man, wenn man in der SuchMachiene diesen Begriff eingibt, nicht hier landet!!!
1973 Il Lavoro Rende Liberi
1974 Caution Radiation Area
1974 Crac!
1975 Are(A)zione
1976 Maledetti
1978 1978 gli dei se ne vanno, gli arrabbiati restano
1979 event '76
1980 tic & tac
1996 Parigi-Lisbona
1996 Concerto Teatro Uomo
1997 Chernobyl 7991
2003 Revolution -
2012 Live 2012
Tschüß
nixe

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Re: Area

Beitrag von nixe »

1973 Il Lavoro Rende Liberi
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Besetzung:
Victor Edouard Busnello Ance
Giulio Capiozzo Percussioni
Yan Patrick Ehrard Djivas Basso/Contrabbasso
Patrizio Fariselli Piano/Piano elettrico
Demetrio Statos Organo/Voce/Steel drums
Paolo Tofani Chitarra/VCS3
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
Tracklist:
1. Luglio, agosto, settembre (nero) 4:00
2. Il Lavoro Rende Liberi 7:56
3. Consapevolezza 6:06
4. Le labbra del tempo 6:00
5. 240 chilometri da Smirne 5:15
6. L'abbattimento dello Zeppelin 6:52
Gesamtlaufzeit 36:09

von: Ralf J. Günther

Das Debüt von Area stammt aus einer politisch aufgeregten Zeit. Sowohl Texte wie optische Aufmachung der Platte reflektieren dies in herausfordernder Weise. Die Hülle zeigt außen mehrere Holzfiguren mit Helmen, die nur die Münder freilassen, während Augen, Ohren und Nasen verdeckt sind. An genitalartig hervorstehenden Hebeln befinden sich Vorhängeschlösser. Doch gleichzeitig recken diese in sich selbst eingesperrten Figuren in der erhobenen Rechten die Schlüssel zu den Schlössern in die Luft.

Auf dem Innencover sieht man die Bandmitglieder inmitten von Gegenständen voll politisch-religiösem Symbolgehalt: Hammer und Sichel liegen - als reale Werkzeuge - auf dem Boden, ein Revolver findet sich direkt neben einer Engeldarstellung. Um einen der Musiker-Köpfe ist eine Kefije geschlungen, das arabische Kopftuch, in den 70ern oft abschätzig als "Al-Fatah-Tuch" bezeichnet. Ein Foto zeigt den Zugang zum nationalsozialistischen Vernichtungslager Auschwitz, das (ebenso wie z.B. Dachau) zu den KZs gehörte, an deren Toren die zynischen Worte „?rbeit macht frei“ zu lesen waren. Dieser Slogan ist zugleich der Titel des Albums. Er wird hier aus einer revolutionär-linken Haltung heraus von einer Gruppe gebraucht, die in einer solchen Provokation offenbar eine wirkungsvolle Kritik an politischer Unterdrückung und kapitalistischer Ausbeutung sah. Nicht weniger brisant ist der Titel des Eröffnungstracks „Luglio, agosto, settembre (nero)“, denn bei diesem „schwarzen September“ handelt es sich selbstverständlich um eine Anspielung auf die palästinensische Terrororganisation, die 1972 - ein Jahr vor der Veröffentlichung des Area-Albums - in München das Attentat gegen die israelische Olympiamannschaft verübte.

Die Area-Texte sind – soweit mein schwaches Italienisch die Beurteilung zuläßt – nicht so parolenhaft, wie man angesichts des Gesagten vielleicht befürchten könnte. Die zeitgleichen Lyrics einer deutschen Gruppe wie „Ton, Steine, Scherben“ jedenfalls waren dem Klassenkampf in nicht geringerem Maße verbunden und erscheinen mir in der Rückschau sogar sehr viel stärker auf agitatorische Wirkung hin berechnet als bei Area. „Luglio, agosto, settembre (nero)“ beispielsweise läßt sich als Anklage gegen eine Welt lesen, die Menschen in die Gewalt zwingt. Doch wird der Krieg, den diese Menschen führen, als „Krieg gegen die Humanität“ bezeichnet, was man sicher nicht als unbekümmerte Rechtfertigung bezeichnen kann. Für textliche Detailanalysen fehlt mir allerdings die sprachliche Kompetenz. Es wäre schön, wenn sich vielleicht ein babyblauer Rezensent mit ausreichenden Italienisch-Fähigkeiten finden würde, der hier einspringen könnte.

Musikalisch gesehen ist „?rbeit macht frei“ ein strahlendes Highlight nicht nur der 70er-Jahre-Musik. Die Mischung aus orientalischer Ornamentik, Jazz, Rock und freier Improvisation funktioniert in restlos überzeugender Weise. Zudem erreicht die Stimme von Demetrio Stratos bereits auf diesem Debüt höchste Ausdrucksfähigkeit. Wie auf einer Reihe weiterer Area-Alben ist der Eröffnungstrack – hier das schon mehrfach angesprochene „Luglio, agosto, settembre (nero)“ – sehr stark arabisch angehaucht. Das folgende „?rbeit macht frei“ bietet eine bewegende Mischung aus Jazz und Rock, wobei der Jazz zu Beginn stark überwiegt, die Sache dann aber doch auch einen soliden Rockanteil erhält. Der virtuose, kraftvolle Gesang wirkt mitreißend, nichts klingt akademisch oder bemüht künstlerisch, alles ist überschäumend, unbändig und energiegeladen. Dies setzt sich auf „Consapevolezza“ und auf dem gesamten restlichen Album ohne Einbußen fort. Jeder, der das Mahavishnu Orchestra, aber auch Soft Machine zu schätzen weiß, wird hier eine Perle finden, die diesen Vorbildern in nichts nachsteht. Als Mehrwert erhält er obendrein die einzigartige Simme von Demetrio Stratos.
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Re: Area

Beitrag von nixe »

Members:
Patrizio Fariselli (keyboards), Giulio Capiozzo (drums, percussion, 1972-76, 1977-99), Victor Edouard Busnello (saxophone, 1972-74), Patrick Djivas (bass, 1972-74), Gaetano Leandro (keyboards, 1972), Johnny Lambizi (guitar, 1972-73), Demetrio Stratos (vocals, organ, percussion, 1972-79), Paolo Tofani (guitar, synthesizer, 1973-78, 2010-present), Ares Tavolazzi (bass, 1974-76, 1977-83, 2010-present), Larry Nocella (saxophone, 1980-83), Pietro Condorelli (guitar, 1994-97), Paolino Dalla Porta (bass, 1994-98), Marco Micheli (bass, 1998-99), Angela Baggi (vocals, 1998-99), Walter Paoli (drums, 2010-present)
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Re: Area

Beitrag von nixe »

1974 Caution Radiation Area
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Besetzung
Giulio Capiozzo Percussioni
Patrizio Fariselli Piano elettrico/pianoforte/Clarinetto basso/Percussioni/Sintetizzatore ARP
Ares Tavolazzi Basso elettrico, contrabbasso, trombone

Giampaolo Tofani Chitarra elettrica/Sintetizzatori EMS/Flauto
Demetrio Stratos Voce/Organo/Clavicembalo/Steel drums/Percussioni

Tracklist:
1. Cometa Rossa 4:00
2. ZYG (Crescita Zero) 5:27
3. Brujo 8:02
4. MIRage? Mirage! 10:27
5. Lobotomia 4:23
Gesamtlaufzeit 32:19
von: Ralf J. Günther

Musikalisch ist „Caution Radiation Area“ ein würdiger Nachfolger des Debüt-Albums. Mit einer Einschränkung allerdings: Die Gesamtspielzeit von rund 32 Minuten erscheint für eine selbständige Veröffentlichung auch im Zeitalter des Vinyls bedenklich kurz, zumal nicht weniger als viereinhalb Minuten dieser knapp bemessenen Zeit für eine Pfeif- und Quietsch-Collage unter dem bezeichnenden Titel „Lobotomia“ verwendet werden, die zwar keineswegs uninteressant ist, sich aber gegen Ende hin bis zur gehörganggefährdenden Unerträglichkeit steigert. Wehe dem, der hier den Fehler macht, die Lautsprecherboxen oder gar den Kopfhörer zu weit aufzudrehen. Der Dämon des Tinnitus wird ihn so bald nicht wieder aus seinen Klauen lassen.

Verbleiben die übrigen 28 Minuten. Sie bieten ein weniger kraftstrotzendes musikalisches Statement als „?rbeit macht frei“. Zwar ist „Caution Radiation Area“ wie der Vorgänger (und ganz im Gegensatz zum vorwiegend akustischen Album „1978 gli dei se ne vanno, gli arrabbiati restano“) sehr stark durch elektrische Instrumente geprägt. Dennoch wirkt es weit weniger (jazz)rockig als „?rbeit macht frei“. Stattdessen gibt es mehr Zeit für Klangexperimente. Auch den vokalen Spielereien, die für die weitere künstlerische Karriere von Demetrio Stratos so wichtig werden sollten, ist insbesondere auf „MIRage? Mirage!“ - hier u.a. in Kombination mit Streicherklängen - breiter Platz eingeräumt. Wer nur die ersten beiden Area-Alben besitzt hat daher bereits einen tiefen Einblick in das musikalische Spektrum der Gruppe. Das sollte aber kein Grund sein, sich mit den späteren Produktionen nicht zu befassen!
von: Jochen Rindfrey

Diese CD gibt es seit einiger Zeit in einer Remaster-Ausgabe, die zwar keine Bonustitel, dafür aber ein umfangreiches Beiheft mit Hintergrundinformationen zum Album (Italienisch/Englisch/Französisch) enthält. Der Klang ist sehr gut, wobei ich die alte CD-Ausgabe nicht zum Vergleich heranziehen kann.

Wer sich von der kargen Spielzeit nicht abhalten lässt und avantgardistische Klänge nicht scheut, den erwartet hier eine beeindruckende Mixtur aus kraftvollem Jazzrock mit einigen schönen Bläsersätzen, freien elektronischen Klangcollagen und der unnachahmlichen Stimmakrobatik von Demetrio Stratos (die bisweilen auch den Charakter einer freien Klangcollage annimmt), die in den nervenaufreibend schrillen Klängen von Lobotomia kulminiert. Man darf nur nicht den Fehler machen, die CD am Rechner hören zu wollen (was ich normalerweise nicht tue, manchmal aber ganz praktisch ist, z.B. um sie beim Schreiben der Rezension noch mal zu hören). Der Aufdruck "copy protected - not playable on PC" ist nämlich praktischerweise so winzig, dass er allenfalls mit der Lupe auffindbar ist, und der in diesem Fall benutzte Mechanismus ist so wirkungsvoll, dass er nicht nur das Abspielen, sondern - zumindest bei meinem PC - auch das Auswerfen der CD verhindert.

Leider wird bei den einschlägigen CD-Versendern nicht auf den Kopierschutz hingewiesen. Aber da will ich keine Vorwürfe machen, hätte ich nämlich nicht versucht, die CD am Rechner abzuspielen, ich hätte den Hinweis auf dem Cover vielleicht nie bemerkt. Ansonsten ist das wirklich ein fantastisches Album.
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Re: Area

Beitrag von nixe »

Jazz-Rock Italiano (1976) / (c) Music Publishing Rights Collecting Society :))
Area - Cometa Rossa (live in Siena)
[BBvideo 360,250][/BBvideo]

areasismica ZYG (Crescita Zero)
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
ZYG (Crescita Zero)- Area (CAUTION RADIATION AREA- 1974)
areasismica:
• Davide Merlino: vibrafono, vibrafono preparato, steel drums, percussioni, ice bells e piatti, archetti;
• Giulio Tosatti: xilosynth (interfaccia digitale collegata ad un sintetizzatore Access Virus TI), percussioni, piatti;
• Andrea Cocco: batteria, percussioni, gong, archetti, microfono a contatto collegato ad un modulatore di frequenze, dronogeno ( macchina atta a creare sequenze di suoni completamente casuali)
registrato a novara nel febbraio del 2015
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Re: Area

Beitrag von nixe »

1974 Crac!
Bild
Besetzung:
Giulio Capiozzo drums, percussion
Patrizio Fariselli piano, bass clarinet, percussion, synthesizer
Demetrio Stratos vocals, organ, percussion
Ares Tavolazzi bass, trombone
Paolo Tofani guitar, synthesizer, flute

Tracklist:
1. L'elefante bianco 4:33
2. La mela di Odessa (1920) 6:26
3. Megalopoli 7:53
4. Nervi scoperti 6:35
5. Gioia e rivoluzione 4:40
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
6. Implosion 5:00
7. Area 5 2:09
Gesamtlaufzeit 37:16
von: Ralf J. Günther

„Crac!“ umfaßt das ganze Spektrum der Area-Musik, angefangen bei virtuosen Vocals, über temporeichen Jazzrock bis hin zu freien, experimentellen Klängen, wie sie vor allem der letzte Track bietet. Dennoch gehört dieses dritte Album der Band m.E. zu ihren weniger gelungenen oder sagen wir: weniger spannenden Produktionen. Wieder beginnt die Platte mit einem Stück voller Anklänge an die orientalische Musik. Eine Überraschung ist das für den Hörer nun nicht mehr, und auch im weiteren Verlauf der insgesamt rund 37 Minuten, wird sich derjenige, der die Gruppe kennt, nicht allzu oft verblüfft die Ohren reiben. Doch ist es im Grunde nicht so sehr der fehlende Überraschungseffekt, der mir die Platte schwächer erscheinen läßt als die beiden Vorgänger, sondern mehr der Umstand, daß es mir etwas an der Inspiration, der Belebtheit, der genialischen Überspitzung zu mangeln scheint, die den eigentlichen Reiz der Area-Musik ausmachen. Zum Glück schwang sich die Band später wieder zu diesen Tugenden auf. Zu den essentiellen Area-Alben würde ich „Crac!“ nicht zählen, eine Fehlinvestition wäre die Anschaffung deshalb aber noch lange nicht. Weniger als elf Punkte zu vergeben, läßt die grundsätzliche Qualität der Musik nicht zu, würde das Album auch im Vergleich zu vielen anderen auf diesen Seiten besprochenen Platten allzu stark herabsetzen.
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Re: Area

Beitrag von SOON »

Crac! läuft bei mir am meisten.
Bis einschließlich Maledetti sind aber alle sehr gut.
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Re: Area

Beitrag von nixe »

Ich kann dem Kommentar auch nicht so ganz folgen. Was wollen die eigentlich?
Klingt eine Band typisch wollen sie mehr & wenn sich eine Band verändert, können sie nicht folgen!
Area bleibt Area, solange bis Demetrio Stratos ging & dann waren sie eine andere Band!!!
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Re: Area

Beitrag von nixe »

1975 Are(A)zione
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Besetzung:
Giulio Capiozzo drums, percussion
Patrizio Fariselli piano, e-piano, bass clarinet, percussion, synthesizer
Demetrio Stratos vocals, organ, percussion
Ares Tavolazzi bass, trombone, pocket trumpet
Paolo Tofani guitar, synthesizer

Tracklist:
1. Luglio, agosto, settembre 5:41
2. La mela di Odessa 11:05
3. Cometa rossa 6:00
4. Are(A)zione 15:00
5. L'Internazionale 4:00
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
Gesamtlaufzeit 41:46
von: Ralf J. Günther

Im Gegensatz zu einer Reihe von Area-Live-Mitschnitten, die unter erheblichen Klangmängeln leiden, handelt es sich bei „Are(A)zione“ um ein ausgezeichnetes Album, das allerdings kein einzelnes Konzert dokumentiert, sondern aus verschiedenen Auftritten zusammengestellt wurde. Neben drei bekannten sind auch zwei neue Stücke enthalten. Eröffnet wird das Ganze mit „Luglio, agosto, settembre (nero)“, dem Opener von Areas Debüt-LP, es folgt „La mela di Odessa“ von „Crac!“. (Dem „Apfel“ - „mela“ - geht es dabei vor dem Mikrophon übrigens mit deutlichem Schmatzen ans Gehäuse...) Danach erklingt „Cometa rossa“ von der zweiten Platte „Caution Radiation Area“. Es scheint mir müßig darüber zu philosophieren, ob die Studio- oder die Live-Versionen „besser“ sind. Alle drei Tracks haben in der Bühnenversion genügend Qualität, um sie für denjenigen interessant zu machen, der die Vorlagen nicht kennt – und genug Reiz für denjenigen, der sie kennt.

Richtig spannend wird es mit dem 15minütigen Titeltrack. „Are(A)zione“ ist ein Instrumental (denn die Stimme wird hier nur als weiteres Instrument eingesetzt), das zwischen zügigem Jazzrock und frei improvisierten Klängen abwechselt. Die Gitarre ergeht sich dabei zwischendurch in unbegleiteten Solopassagen, die auch von Fred Frith stammen könnten. Etwas Verständnis für Jazz ist wohl prinzipielle Voraussetzung, um an der Area-Musik Spaß zu haben. Dies gilt hier um so mehr, da „Rock“ in diesem Jazzrock nur sehr bedingt aufzuspüren ist. Hat man damit jedoch keine Probleme, so erwartet einen ein sehr schönes Stück Live-Musik.

Eine gewisse Bekanntheit hat die Area-Version der „Internationalen“ erlangt, die das Album abschließt. Manche fühlen sich dabei an Jimi Hendrix´ Zermetzelung der amerikanischen Nationalhymne erinnert. Allerdings bezweifle ich, daß hinter den beiden Stücken vergleichbare Absichten stecken. Area machen aus ihrer Vorlage eine Jazznummer, wie es ihrem Stil entspricht. Wer Hymnen am liebsten von wohlbeleibten Herren in unförmige Blasinstrumente gepustet hört, wird das kaum mögen, aber wirklich entstellt wird das Stück hier eigentlich nicht, es bleibt sogar für kurze Momente der hymnische Charakter erhalten.

Der Titel des Albums ist, wie sich unschwer erkennen läßt, ein Wortspiel mit dem Gruppennamen und dem Begriff „Azione“ (Handlung, vulgo: Action). Für ein Live-Album ist dieser Bedeutungsgehalt ja auch nicht schwer erklärlich. Zumindest erscheint er mir etwas nachvollziehbarer als der Hinweis auf das Wort „Aerazione“ (Lüftung), den man manchmal findet und der in der Typographie des Albumtitels nur etwas gezwungen identifizierbar ist.
Tschüß
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Re: Area

Beitrag von nixe »

1976 Maledetti
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Allgemeine Angaben:
Erscheinungsjahr: 1976
Besonderheiten/Stil: Jazzrock / Fusion
Label: Cramps
Durchschnittswertung: 12.5/15 (2 Rezensionen)

Besetzung:
Patrizio Fariselli Piano elettrico/pianoforte/sintetizzatore ARP Odissey
Giampaolo Tofani Chitarra elettrica/Sintetizzatore Tcherepnin
Demetrio Stratos Voce/Organo Hammond
Giulio Capiozzo Batteria
Ares Tavolazzi Basso elettrico

Gastmusiker:
Steve Lacy sassofono soprano
Hugh Bullen basso elettrico
Walter Calloni batteria
Umberto Benedetti Michelangeli violino
Armando Burattin viola
Paolo Salvi violoncello
Giorgio Garulli contrabbasso
Paul Lytton percussioni

Tracklist:
1. Evaporazione 1:45
2. Diforisma urbano 6:18
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
3. Gerontocrazia 7:30
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
4. Scum 6:30
5. Il massacro di Brandeburgo numero 3 in sol maggiore 2:20
6. Giro, giro, tondo 5:55
[BBvideo 360,250][/BBvideo]
7. Caos (parte seconda) 9:00
Gesamtlaufzeit 39:18
von: Sal Pichireddu

Die italienische Formation Area ist eines der interessantesten, aber bestimmt auch eines der schwer zugänglichsten Kapitel der italienischen Szene der 70er Jahre. Derweil sich andere Bands in der zweiten Hälfte der 70er Jahre nach und nach dem Mainstream anglichen (PFM, Banco, Le Orme usw.), ging Area den umgekehrten Weg - mit jedem Album entfernten sie sich von den eigentlichen Hörgewohnheiten ihres Publikums, bewusst in Kauf nehmend, dass sie sie damit vor dem Kopf stießen. Unbeirrt ging die Band um den charismatischen Ausnahmevokalisten Demetrio Stratos ihren Weg, der sich an den künstlerischen Ambitionen, weniger an den Erwartungen des Publikums orientierte. Das fünfte Album "Maledetti" (Verdammte) ist ein Wendepunkt in der Discografie der Formation. Um das ambitionierte musikalische Konzept zu verwirklichen, erweitert sich das Quintett um den Saxophonisten Steve Lacy, den Percussionisten Paul Lytton, ein Streichquartett, diverse archaische Blas- und Perkussionsinstrumente, ja selbst ein batteriebetriebener Rasierer (!) kommt zum Einsatz. Das Ergebnis ist so radikal neu, dass es regelrechte Tumulte bei der Live- Präsentation des Material gab.

Das Album eröffnet mit dem fast surrealistisch vorgetragenem Gedicht "Evaporazione" (Verdampfung) und geht dann in das jazzrockige/ fusionmäßige "Diforisma urbana" (urbaner Diforsimus - was auch immer heißen mag) über. Ein Hauch von Mahavishnu Orchestra oder vielleicht auch Todd Rundgren's Utopia scheint durch diese Musik durchzuschimmern - die ausgedehnten Soloparts werden geradezu orgiastisch vorgetragen. Orientalisch eröffnet "Gerontocrazia" (wieder ein Wortspiel, etwa: die Herrschaft der Alten) mit dem irrsinnig arabesque verziertem Sprechgesang Stratos, die Band beantwortet den Text (erneut) mit ekstatisch vorgetragener Fusionmusik. "Scum" (Abschaum) greift einen radikal feministischen Text von Valerie Solanas auf, der die Vernichtung des männlichen Geschlechts als (einzig mögliche) Überwindung des patriarchalisch- kapitalistischen Systems propagiert. Starker Tobak. Starker Tobak auch die Musik - fast schon Freejazz was uns da geboten wird. Im krassen Gegensatz dazu "Il massacro di Brandenburgo numero tre", eine etwas schräge, bitterbös ironische Version des Eröffnungssatzes des 3. Brandenburger Konzerts von J.S. Bach (deshalb Das Branderburger Massaker Nr. 3). Der (Pseudo-) Ringelreim "Giro, giro tondo" dient als eine Art Ouvertüre (hauptsächlich in Fusion gehalten) für das extremste Stück des Albums, das Finale "Caos - parte seconda" (also Chaos, Teil 2). Dazu bedarf es einiger erklärender Worte zur Entstehungsgeschichte: Während der Area- Konzerte im Sommer 1976, experimentierte die Band mit einer Art radikaler Auseinandersetzung mit der (sich stets verändernden) Realität - durch entsprechende Sensoren wurde die vom Publikum ausgestrahlte Wärme in einer thermodynamischen Kopplung an zwei Oszillatoren des Synthesizers angeschlossen. Die so entstandenen Klänge wurden von der Band durch "Echtzeit- Improvisationen" aufgegriffen. Es entstand (auf jedem Konzert freilich anders) "Caos - prima parte".

Bei "Caos - parte seconda" versucht die Band nun ein Konzept der zufälligen Improvisation. Auf kleinen Zettel werden verschiedene Gemütszustände (von Sexualität über Freude, Gewalt, Hypnose bis hin zu Formen der Stille) notiert - insgesamt 31. Jeder Musiker zieht nun 6 zufällig aus dem Topf und versucht diesen innerhalb von 90 Sekunden improvisierend darzustellen, dann wird der nächste gewählt. Es entsteht ein "geordnetes Chaos", ein Konzept, dass die (thematische eingegrenzte) Zufälligkeit dem gängigen Konzept von Improvisation entgegensetzt. Der Musiker ist nun nicht mehr durch das Spiel der anderer Musiker gebunden, sondern durch die gestellte "Aufgabe", seine Improvisation ist nun in der Tat frei. Und genau diese Freiheit steht im Mittelpunkt des Stücks. Demetrio Stratos schreibt dazu in den Linernotes: "Es ist schwer frei zu sein. Die Funktion in "Caos - parte seconda" ist also eine befreiende, es geht nicht darum, etwas zu zeigen oder zu lehren, es wird versucht, die Unterschiede zwischen Musik und Leben aufzuheben (...)".

Das radikale Konzept Areas isolierte die Band von den Entwicklungen in der Musikszene, eine sicherlich gewollte Entwicklung. Insofern ist es kaum verwunderlich, dass Area kaum Mitstreiter oder Nachahmer fand, außer den brillianten Deus Ex Machina freilich.

Was bleibt ist der mutige, allerdings sehr schwer zu erschließende Versuch einer radikalen Neuinterpretation von Musik, Kunst und Interaktion. So gesehen waren Area ihrer Zeit weit voraus, ihrer Zeit und auch dem Prog, der sich nie auf solch ein dünnes Eis begeben hat. Areas "Maledetti" ist alles andere als eine heiße Empfehlung für den üblichen Proghead. Wer allerdings mit den freien Formen des Jazz gelernt hat umzugehen, der wird in Area eine faszinierende und wahrlich innovative Band entdecken können.
Vergleichbar mit: Deus Ex Machina
von: Ralf J. Günther

Nach Sals ausführlicher Erläuterung zum Hintergrund dieser Platte kann ich mich auf einige Aspekte von „Maledetti“ beschränken. Ohne Zweifel handelt es sich über größere Strecken um keine „einfache“ Musik, und Sal hat mit Recht auf den radikalen Ansatz hingewiesen, den die Band verfolgte. Trotzdem ist dies ein Album, das Spaß macht. Wer Fusion auf hohem Niveau liebt, das Mahavishnu-Orchestra mag, vielleicht auch diversen Zappa-Platten etwas abgewinnen kann, der ist hier richtig - goldrichtig.

Manchen Gruppen, die auf den babyblauen Seiten behandelt werden - etwa aus dem Zeuhlbereich - geht der Ruf voraus, bei aller Kunstfertigkeit mehr Streß als Vergnügen zu verursachen. Dabei kann Zeuhl sehr unterhaltsam sein. Ähnliches gilt auch für Area. Die Gruppe sitzt keineswegs im künstlerischen Elfenbeinturm, sondern spielt zahlreiche Stücke, die von Rhythmus, Tempo und Energie leben. Auch die orientalische Ornamentik steht der mitreißenden Wirkung nicht entgegen, wie - nach verhaltenem Beginn -insbesondere das eindrucksvolle „Gerontocrazia“ beweist. Zusammen mit der außergewöhnlichen Stimme von Demetrio Stratos ergibt sich so auf „Maledetti“ bunte Abwechslung – das genaue Gegenteil akademischer Bekümmernis. Die genialische Art und Weise, wie hier Bachs Brandenburgisches Konzert Nr. 3 „massakriert“ wird, ist die direkte Parodie auf sorgenvolle Ernsthaftigkeit. Das Ganze wirkt so, als sei sich ein Gruppe von Musikern nach allzu sorgfältiger Analyse der Komposition restlos unklar darüber, wie das alles wohl zusammenpassen könnte. Der Effekt ist urkomisch, aber kein fauler Witz, den man einmal hört und dann nie wieder. Im Gegenteil - auch das massakrierte Concerto klingt auf geheimnisvolle Weise interessant, vielleicht weil hier eigentlich gar nicht so sehr gemetzelt, sondern eher tranchiert wird.
Tschüß
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