Konzertbericht 30.Oktober 2010 St Albans

feat. Anderson, Wakeman
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JJG
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Konzertbericht 30.Oktober 2010 St Albans

Beitrag von JJG »

Anderson & Wakeman St Albans 30.Oktober 2010

Nach einem anstrengenden Nachmittag in Londons „Underground“ fuhren Topo und ich wieder nach St Albans.
Wir gönnten uns einen Kaffee und später ein Abendessen, davon später mehr. Gegen 18:45 gingen wir zum Konzertsaal,
der nur wenige Gehminuten von unserem Hotel entfernt war. Wir waren schon gespannt wie das Konzert mit unseren
beiden Heroen wohl werden würde. In Vorfeld gab es ja schon um die CDs, Ricks Keyboard-Sound und Jons Stimme
ein paar Berichte, Eindrücke und Spekulationen im Netz.

Im Foyer des Konzertsaales gab es einen schönen Stand an dem man etliche CDs, Tour-Programme und Kunstdrucke
von Rick und Jon erstehen konnte. Der Verkäufer kündigte auch an, dass Rick nach dem Konzert eine Autogrammstunde gibt.
Auf Topos Geheiß hin habe ich mir neben den CDs auch noch ein Programm gekauft. Das war eine gute Wahl,
denn noch vor dem Konzert waren diese bald ausverkauft. Ja Thema ausverkauft, das traf auch auf den Konzertsaal zu.
Im Parkett wurde sogar noch eine zusätzliche Reihe von Stühlen aufgebaut. Es dürften ca. 1300 Besucher gewesen sein
vielleicht sogar noch ein paar mehr. Dem Publikum kann man nur dankbar sein, die ganze Audienz war sehr aufmerksam,
keine blöden Zwischenrufe oder nervige Gespräche während der Songs.

Pünktlich gegen 19:30 Uhr betraten Rick und Jon die Bühne, die recht sparsam mit Kerzenlicht dekoriert und nur durch
ein paar Scheinwerfer beleuchtet war. Leider war das weiße Licht sehr grell und die Gesichter der beiden Musiker erschienen
ein wenig bleich. Das wirkte sich leider auch auf die Fotos aus.

Bild

Es ist sehr angenehm wenn ein Konzert in einer dezenten Lautstärke stattfindet. Meine Erwartungen wurden in jeder Hinsicht übertroffen.
Jons Stimme ist wieder kräftiger geworden. Natürlich singt er viele Yes-Songs ein wenig tiefer und sie werden auch anders arrangiert,
das ist wohl klar, aber er singt sie immer noch mit voller Inbrunst und hat auch keine Angst mehr bei den hohen und lang anhaltenden
Tönen zu versagen. Hier und da ist er auch nicht mehr ganz textsicher, aber das kann man ihm nun mit nunmehr 66 Lebensjahren zugestehen.
Aus dem Yes-Fundus gab es „Your Move“, „Yours is no disgrace”, “Life Seeker/Würm”, “Time and a Word”, “Long distance runaraound”,
“South Side of the Sky”, “Roundabout”, “And You and I”, “Wonderous Stories”, “Owner of a lonely Heart”, “Turn of the Century”
und natürlich “Soon”. Von ABWH gab es natürlich “The Meeting” (genial).

Das Publikum wurde bei “Your Move” aufgefordert den Rhythmus zu singen. Ganz sanft und fast wie einstudiert wurde Jons Gesang
unterlegt, was vom Sänger mit einem breiten Grinsen honoriert wurde. Apropos grinsen. Natürlich waren die kleinen Stories
zwischen den Songs was zum Lachen. Jon begann eine ernste Geschichte über den Hintergrund oder die Entstehung der Songs zu
erzählen und Rick gab seinen Senf dazu.

Demnach hatte Rick seine erste sexuelle Erfahrung ganz in der Nähe von St Albans, Jon besuchte hier die Mädchenschule,
die Konzertpause findet wegen der Prostata statt und in Schottland gibt es eigentlich gar kein Karussell …

Konzertvirtuose Wakeman beschränkte sich auf ein kleines Arsenal an Tasteninstrumenten, seine Spielweise richtete er auf die Stimme
seines langjährigen Freundes aus, Hauptaugenmerk lag auf den Piano- und Streicher-Sounds. Jon erklärte im Konzert das Zustandekommen
der Songs via Internet.

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Schön und ergreifend vom neuen Album war „23/24/11“. Ein Stück über Soldaten, die aus dem Afghanistan-Krieg heimkehren
und die ganze Wirklichkeit erkennen müssen, in sich gekehrt sind und Hilfe brauchen und die Sinnlosigkeit dieses Krieges.
Jon betont im Refrain auch besonders Eleven, was wohl auch eine Affinität zu 9/11 (Nine/Eleven) darstellt. Für mich der Höhepunkt
des Abends. Die neuen Songs fügen sich sehr gut mit den alten Yes-Stücken in die Setlist ein. Es gab ein ausgewogenes Verhältnis
und es wurden auch alle Stück vom neuen Album gespielt.

Bild

Rick und Jon haben sich als passionierte, aber wenig erfolgreiche „Pflanzer“ geoutet. Chris bekam eine kleine „Spitze“ ab und so
hatten beide Yes-Man ihren Spaß. Jane konnte man in der ersten Reihe sehen und Jon philosophierte über den Einfluss einzelner
Menschen auf ganze Generationen im Song „Just one Man“. Ein paar kleine Zitate seiner Solo-Alben fügte Rick hier und da in die
Songs ein. Das machte natürlich Lust auf seine Großwerke. Topo ließ es sich auch in der anschließenden Autogrammstunde nicht
nehmen, danach zu fragen.

Wir gingen nach dem Konzert noch in die Hotelbar und haben vom Auftritt von Rick und Jon geschwärmt...

Wenn Rick und Jon nach Deutschland kommen, werde ich meine ganze Familie mit zum Konzert nehmen, wenn die Termine günstig fallen.
"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

Saaldorf
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Aprilfrost
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Re: Konzertbericht 30.Oktober 2010 St Albans

Beitrag von Aprilfrost »

Vielen Dank für die atmosphärische Darstellung des Konzerts. Ich hab's Euch von Herzen gegönnt und hoffe, selbst einmal dabei sein zu dürfen, wenn die beiden Herren in Deutschland auftreten.
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SOON
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Re: Konzertbericht 30.Oktober 2010 St Albans

Beitrag von SOON »

danke für die tollen Eindrücke!
Die Konzerte scheinen für die beiden wesentlich entspannter und lockerer abzugehen als mit YES.
Wer hätte gedacht, dass diese ehemaligen Bombastrocker mal solche spartanischen Konzerte geben.
Hier zeigt sich auch wie gut die Yessongs wirklich sind.
Ich hoffe, dass ihr mir eine JA CD mitgenommen habt !
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Re: Konzertbericht 30.Oktober 2010 St Albans

Beitrag von BBQ.Master »

Danke für den Bericht! Das klingt alles sehr interessant. :)
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MelloKey
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Re: Konzertbericht 30.Oktober 2010 St Albans

Beitrag von MelloKey »

Sehr schöner und stimmungsvoller Bericht, JJG [smilie=thumbsup.gif]! Ich freue mich für Topo und dich, dass ihr ein so wundervolles Konzert dieser beiden Yes-Legenden erlebt habt!

...furchtbar gerne dabei gewesen wäre... und furchtbar gerne Rick mal live sehen möchte *sniff*...
JJG hat geschrieben:Wenn Rick und Jon nach Deutschland kommen, werde ich meine ganze Familie mit zum Konzert nehmen, wenn die Termine günstig fallen.
"Kommen" oder "kämen"? Tatsache oder Wunschdenken :P? Das wäre ja zu schön, um wahr zu sein.
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Topographic
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Re: Konzertbericht 30.Oktober 2010 St Albans

Beitrag von Topographic »

Ich hatte im Vorfeld ein wenig Bedenken, da ich die YESSongs eigentlich in ihrer ganzen Wucht und Größe mag, bei diesen halbakustischen, verkürzten und umarrangierten Stücken fehlt mir oft die Wirkung, die mich zur YESMusik geführt hat.
Aber hey, da standen Jon Anderson und Rick Wakeman auf der Bühne, für mich die zwei wichtigsten Musiker bei YES - zwar nicht mehr - der Vergleich sei erlaubt - Superman und Batman, eher Clark Kent und Bruce Wayne - aber umgeben von über hundert elektrischen Teelichtern in einem schönen Ambiente spürte man mit jedem Ton, jedem Wort, wie sehr die beiden YESMen sich sowohl musikalisch wie auch als Mensch nahe stehen.
Musikalisch war es richtig gut - Ricks manchmal käsig klingenden Keyboards hätte ein anderer Sound mitunter gut getan - entscheidend aber war, dass dieses Gesamtkonzept zwischen den von Jon und Rick so genannten "recital" und den "recycle" (den neuen und den YESSongs) absolut stimmig, gefühlvoll und ehrlich rüberkam. Jon und Rick machten genau die Musik, die ihnen gerade zusagte, die sie fühlten - Rick und Jon hatten die Augen oft geschlossen - ein Gefühl, das sofort auf das großartige Publikum übersprang. So waren auch die Yessongs (von Owner einmal abgesehen) eine wunderbare emotionale Erfahrung. Soon, The Meeting, selbst And You And I waren traumhaft. Diese Frische und Begeisterung, dieses Einfühlen in die Songs - kein Vergleich zu den oft etwas müden Darbietungen von YES im letzten Jahr. Die neuen Songs sind richtig gut, aus manchen könnte man tolle YESSongs machen.
Was mir auch gut gefallen hat, war die trotz aller Emotionen spürbare Bodenhaftung. Jons esoterische Love and Divine -Anwandlungen nutzte Rick oft, um sich, wenig Verständnis dafür bekundend, darüber ein wenig lustig zu machen. Manches gespielt und geprobt, einiges spontan, Jon, Rick und das Publikum lachten jedenfalls viel.
Ein wirklich sehr schönes Konzert, das die Reise nach London wert war. Melanie und Nina werden das sicher bestätigen. Dass die Tour auch nach Europa / Deutschland kommt: "It`s pretty possible" meinte Rick bei der kurzen aber intensiven Begegnung nach dem Konzert (evt. angehängt an die kurze UK-Tour, die Mitte 2011 geplant ist). Mit der "Journey"-Aufführung sieht es nicht ganz so gut aus, da wird Rick wohl hoffnungsvoll noch einige Kerzen in die Kapelle stellen müssen...
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