YesForum

Den Anfang machten die Beatles mit Eleanor Rigby (Doppel-Sreichquartett).
Mit großen Schritten ging es dann Richtung Rock -Suiten, -Opern und Konzeptalben.
Adaptionen, Zitate, Polyphonie, Kontrapunkt, Taktwechsel und alle denkbaren Ausdrucksformen gehörten plötzlich zum guten Ton.
Ebenso Elektronische Musik, Jazz und Avantgarde, bevorzugt jedoch traditionelle Kunstmusik.
Auch Textinhalte wurden durch das zunehmende Kunstverständnis, der Rockmusiker, bedeutsamer und anspruchsvoller.
Kompositionen von Johann Sebastian Bach, Richard Strauß und Edward Grieg wurden bearbeitet und verrockt.
Junge Rotzlöffel, mit ein paar Tagen Klassikstudium, hielten sich für große Komponisten.
Seit Anfang der 70er wird diese rockmusikalische Strömung unter dem Sammelbegriff, Progressive Rock, zusammengefasst.

1. Welche Stücke, Bearbeitungen, Zitate findet ihr, unter oben genannten Kriterien, gelungen oder missraten?
2. Kennt ihr Zitate die nicht als solche gekennzeichnet sind?
3. Welche Elemente wurden der Kunstmusik entlehnt? (Beispiele)
4. Warum hat Symphonic Prog einen schlechten Ruf und gilt als prätentiös?
5. Was spricht gegen Virtuosität?
6. Ganz wichtig sind natürlich entsprechende Rockwerke unter Angabe des Ursprungwerkes.
7....

An erster Stelle steht natürlich A Whiter Shade Of Pale von Procol Harum.
Inspiration lieferten Werke von Johann Sebastian Bach, die jedoch nicht direkt übernommen wurden.

[youtube]Mb3iPP-tHdA[/youtube]

Der Song ist richtungsweisend aufgrund der getragenen Stimmung und wegen des Hammond-Orgel-Klangs.
Man muß sich in die Beat-Ära mit ihrer simplen Tanzmusik hineinversetzten um zu erkennen, wie ungewöhnlich das Stück für damalige Verhältnisse war.
Fortan hatten alle progressiven Bands einen Organisten, meistens hatten diese auch eine zentrale Rolle, als Komponist, in der Band.

Den nächsten Schritt machten The Moody Blues mit Days of Future Passed die ein ganzes Album mit philharmonischen Elementen füllten.
Dabei setzten sie auch aufnahmetechnische Maßstäbe.

Mir ist noch nicht ganz klar, wo dieser Thread hin will, aber Wege entstehen ja bekanntlich, indem man sie geht.

Ein weiteres Frühwerk:



Natürlich gab es auch Verirrungen:

[youtube]Gr2bqBdv_Jo[/youtube][youtube]mjUr3REkzfA[/youtube]usw.

Aprilfrost hat geschrieben:Mir ist noch nicht ganz klar, wo dieser Thread hin will, aber Wege entstehen ja bekanntlich, indem man sie geht.

ich habe das Spektrum sehr weit gesteckt.
Grob gesagt soll es um die Verquickung von Kunstmusik (früher sprach man auch von Bildungsmusik) und Rock gehen.
Einige Fragen hab ich schon formuliert, es gibt aber noch viel worüber man reflektieren könnte.

Welchen Sinn haben beispielsweise Zitate klassischer Werke wenn sie dem Hörer nicht bekannt sind?
Auf der ersten ELP wurde Béla Bartók, Leoš Janáček und J. S. Bach (The Barbarian, Knife-Edge) zitiert ohne, dass dies auf der Erstveröffentlichung vermerkt wurde.

Apollo 100 war mir bis dato, zurecht, unbekannt.
Das ist wirklich zu dudelig, dann lieber Ekseption.

SOON hat geschrieben:4. Warum hat Symphonic Prog einen schlechten Ruf und gilt als prätentiös?
5. Was spricht gegen Virtuosität?

ad 4) Ich glaube, das ist eine rhetorische Frage - Symphonic Prog war und ist prätentiös. Die ersten Versuche in diese Richtung (Procul Harum?) waren vielleicht noch originell, der x. Aufguss ist nur noch öde und eben pretentiös.

ad 5) Gegen Virtuosität spricht natürlich nichts, aber die Komposition sollte im Vordergrund stehen. Es gibt viel zu viele Beispiele großartiger Virtuosen, die mich jedenfalls unendlich langweilen - z.B. Yngwie Malmsteen oder vergleichbare Gitarrenheroen. Oder diese Unsitte von minutenlangen Gitarrensoli, wie sie live von Brian May oder Angus Young praktiziert werden / wurden (kann man natürlich auch über Schlagzeugsoli sagen). Kurz - der Song sollte von der Virtuosität profitieren. Tut er das nicht, kann ich darauf verzichten.

Wilson hat geschrieben:

SOON hat geschrieben:4. Warum hat Symphonic Prog einen schlechten Ruf und gilt als prätentiös?
5. Was spricht gegen Virtuosität?

ad 4) Ich glaube, das ist eine rhetorische Frage - Symphonic Prog war und ist prätentiös.

Na gut; nehmen wir mal an, Du hast Recht. Wenn ich Herrn Duden frage, was er unter prätentiös versteht, antwortet er:

Bedeutung:
sich durch Äußerungen, bestimmte Mittel der Darstellung den Anschein von Wichtigkeit, Bedeutung gebend; durch betont gewichtiges Auftreten o. Ä. Eindruck machen wollend

Synonyme zu prätentiös:
aufschneiderisch, bedeutungsschwanger, prahlerisch, unbescheiden; (gehoben) bedeutungsschwer; (umgangssprachlich) angeberisch; (abwertend) großsprecherisch, großspurig, großtuerisch, selbstherrlich; (umgangssprachlich, oft abwertend) wichtigtuerisch; (umgangssprachlich abwertend) aufgeblasen, aufgeplustert

Habe ich also mein Geld einer Bande von Scharlatanen hingeschmissen, die nur den Anschein erwecken, etwas von Musik zu verstehen? Oder muss ich den Kritikern Borniertheit vorwerfen, weil sie unsachlich und mit Vorurteilen behaftet sind?
Ach egal, ich höre den Kram weiter und überlasse die unprätentiöse Musik den Experten.

Aprilfrost hat geschrieben:Habe ich also mein Geld einer Bande von Scharlatanen hingeschmissen, die nur den Anschein erwecken, etwas von Musik zu verstehen?

Zweifellos richtig

Aprilfrost hat geschrieben:Oder muss ich den Kritikern Borniertheit vorwerfen, weil sie unsachlich und mit Vorurteilen behaftet sind? Ach egal, ich höre den Kram weiter und überlasse die unprätentiöse Musik den Experten.

Das ist Deine Entscheidung

Wilson hat geschrieben:

Aprilfrost hat geschrieben:Habe ich also mein Geld einer Bande von Scharlatanen hingeschmissen, die nur den Anschein erwecken, etwas von Musik zu verstehen?

Zweifellos richtig

Schön, dass wir mal einer Meinung sind.

Wilson hat geschrieben:

SOON hat geschrieben:4. Warum hat Symphonic Prog einen schlechten Ruf und gilt als prätentiös?
5. Was spricht gegen Virtuosität?

ad 4) Ich glaube, das ist eine rhetorische Frage - Symphonic Prog war und ist prätentiös. Die ersten Versuche in diese Richtung (Procul Harum?) waren vielleicht noch originell, der x. Aufguss ist nur noch öde und eben pretentiös.

das sollte keine rhetorische Frage sein!
Meiner Meinung nach ist es, in Bezug auf Symphonic Prog, Klischeedenken und zu pauschal denn man könnte, den Begriff, genauso auf Jimi Hendrix, The Beatles oder Frank Zappa verwenden.
Ich sehe keinen Grund warum man Rockmusik nicht auch unter Einbeziehung von Kunstmusik verfeinern soll.
x-fache Aufgüsse gibt es ja in jedem Genre.
Darüber hinaus ist unklar, in wie weit sich das mit Showmanierismen einzelner und hochgeistigen Textinhalten vermischt, was man ja von der Musik trennen sollte.

Da fällt mir ein, es gab ja tatsächlich auch Oratorien also Rockmessen.
Zum Beispiel:
The Electric Prunes - Mass in F Minor

Kyrie Eleison – 3:21
Gloria– 5:45
Credo – 5:02
Sanctus – 2:57
Benedictus – 4:52
Agnus Dei – 4:29



Eela Craig - Missa Universalis

1. Kyrie (11:50)
2. Gloria (5:57)
3. Credo Part 1 (4:14)
4. Credo Part 2 (3:33)
5. Sanctus (8:27)
6. Agnus Dei (5:20)
7. Amen (2:00)



Os Mundi - Latin Mass

1. Overtüre
2. Kyrie
3. Gloria
4. Credo I
5. Credo II
6. Sanctus
7. Agnus Dei



Ich glaube, die meinten das ziemlich ernst.
Prätentiös? Aber warum sollte man sowas nicht aus reiner Überzeugung heraus machen.

Dies hier auch:



Pedal Pont - Dona Nobis Pacem

1. Kyrie: Kyrie Eleiseon I 3:31
2. Kyrie: Christe Eleison 2:47
3. Kyrie: Kyrie Eleison II 3:06
4. Gloria 8:05
5. Credo: Introduction 3:24
6. Credo: Credo (I And II) 7:03
7. Credo: Et In Unum Et Incarnatus Est 4:19
8. Credo: Crucifixus 2:05
9. Credo: Et Resurrexit 4:33
10. Credo: Et Resurrexit (Two) 2:10
11. Credo: Et In Spiritum Sactum 2:58
12. Credo: Confiteor 4:51
13. Sanctus: Sanctus 5:54
14. Sanctus: Osanna 2:08
15. Agnus Dei (Dona Nobis Pacem) 3:42
16. Pater Noster

Auch Jon Lords klassische Ausflüge halte ich nicht so sehr für prätentiös. Ist eher was für eine überschaubare Hörerschar.