YES - "Live in Concert 1971" LP - Kurz-Review

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JJG
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YES - "Live in Concert 1971" LP - Kurz-Review

Beitrag von JJG »

Yes – In Concert 1971

Das Ton-Dokument als Einzel-LP enthält Aufnahmen, die 50 Jahre alt sind. Mit einer Laufzeit von fast 57 Minuten hat die Doppelrille eine sehr lange Spieldauer. Der Qualität macht das keinen Abbruch.

Fünf Stücke sind zu hören, zwei aus der Feder der Band und 3 Cover-Versionen. Stephen Stills‘ „Everydays“ war eines der ersten Stücke, das die Combo gemeinsam spielte und dieses wurde gleich auf über 10 Minuten ausgedehnt und bietet Platz für umfangreiche Improvisationen der Band und Solo-Ausflüge. Die LP fängt aber mit dem „Astral Traveller“ an, ein Konzert-Intro ist nicht zu hören, demnach war das Stück wohl auch nicht am Konzertanfang zu hören. Beide Stücke stammen aus dem Konzert vom 24. Januar 1971 in Göteburg (Schweden). Yes eröffneten damals für Iron Butterfly.
Zu diesem Konzert gibt es unterschiedliche Angaben. Manche Quellen geben an, dass neben diesen beiden Songs nur noch „I‘ve seen all good People“ gespielt wurde, mache führen noch drei weitere Songs und eine gemeinsame Jam-Session mit Iron Butterfly an. Steve Howe hinterließ den meisten Eindruck, wenn man den Stimmen der Journalisten glauben darf.

Jam: Iron Butterfly with Yes 25. Januar 1971:



In der Tat ist Steve mit schweren Akkorden und luftigen Läufen zu hören, Bill Bruford traktiert die Felle, besonders die Snare Drum und das Hi-Hat. Andersons Stimme ist auch im Mix gut zu hören und Chris abgesetztes Bass-Spiel ist auffällig. Tony hämmert seine Hammond-Orgel und stemmt sich gegen die Gitarren-Übermacht. Der Band ist eine auffallende Spielfreude anzumerken und ein roher unverbrauchter Sound klingt erfrischend. Hier und da merkt man Ansätze von Strukturen und Melodien, die dann zu späteren Songs ausgebaut wurden.

Der dritte Song des Vinyls enthält dann den Song „It’s Love“, der im Original von The Young Rascals stammt und von deren Mitgliedern, Felix Cavaliere (Keyboards) und Eddie Brigali (Gesang, Gitarre) komponiert wurde. Yes haben die ursprünglichen drei Minuten auf fast elf ausgedehnt. Hier ist Chris Squire federführend, nicht nur am Bass, sondern auch im Gesang dominiert er den Song. Der Yes-Gründer probt hier schon fleißig für sein „The Fish“ und die Solos, für die er dann berühmt wurde und über Jahre die Spitzenposition in den Polls der englischen Musikpresse belegte. Das Stück bildete den Abschluss des Sets in dem das komplette Yes-Album (außer Starship Trooper) + diese drei Cover gespielt wurden.
Diese und die beiden weiteren Aufnahmen stammen nunmehr vom Konzert am 31. Juli in London, den Garden Parties im Crystal Palace, die von 1971-1980 erfolgreich waren.

Die zweite LP-Seite beginnt mit „Yours is no Disgrace“, welches auf dem Konzert auf das Intro „Also Sprach Zarathustra“ (Richard Strauss) folgte. Clive Baylay (Mabel Greer’s Toyshop) meinte in einem Interview: „Jeder in London wusste, dass Steve Howe damals der beste Gitarrist in der Stadt [London]war“. Sein brachiales Solo macht mir immer wieder Spaß. Dabei bedient er eine ganze Bandbreite von Spieltechniken: „Hammer On“ , „Licks“ bis zum „Bending“, ganz großes Kino. Dabei feuert er Chris an und heraus, dieser vervollständigt den Frequenzumfang bis in tiefste Töne.
Als Abschluss ist dann das Paul Simon Cover „America“ zu hören. Dieses wurde auf 16 Minuten ausgedehnt. Später wurde es dann auf 10 Minuten und um Textzeilen gekürzt. Die Studio-Aufnahme ist ja schon mit Rick Wakeman gelistet. Hier greift Tony in die Tasten. Laut Steve Howe war Rick damals nicht an der Aufnahme interessiert und Bill Bruford soll angeblich das Mellotron spielen. Die Aufnahme erschien auf einem Atlantic Sampler und ist auf „Yesterdays“ verewigt.

Nach Aussage von Steve Howe kam es ein paar Jahre später zu einem kleinen Treffen mit Paul Simon. Demnach stellte Paul seinem Sohn Harper Steve Howe mit folgenden Worten vor: „Das ist Steve Howe, der dieses Solo auf der Coverversion von Yes spielt“. Harper ist übrigens selbst Gitarrist. Paul Simon soll Steve gefragt haben, warum er bei den Yes-Aufnahmen keine eigenen Credits für die Solos beansprucht. Steve tat dies später erst auf der Live-Scheibe „The Royal Affair Tour“ (VÖ 2020) als „America (Paul Simon) including Southern Solo (Steve Howe)“.

Das Konzert vom 31. Juli 1971 war auch das letzte mit Tony Kaye in den Siebzigern, somit sind die Aufnahmen also historischer Abschluss eines Kapitels für Yes zu sehen . Offiziell verließ er am 01. August 1971 die Band. Rick Wakemans offizieller Eintritt war der 23. September 1971. Bereits ab der Tour ab 24. September 1971 wurden die meisten Stücke von „Fragile“ im Set gespielt, welches dann 2 Monate später erschien (UK 12.11.1971). In der Setlist sind dann keine Cover-Versionen mehr zu finden.

Die Aufnahme-Qualität der LP kann man als gut bezeichnen, laut Cover handelt es sich um eine Soundboard-Aufnahme. Alle Stücke sind in diesen Fassungen auch auf dem Live Yes-Sampler „In a Word Live“ veröffentlicht. Somit sind wohl auch nicht die Original-Master-Bänder als Grundlage für diese Veröffentlichung verwendet worden. Auch listet die Band diese LP auch nicht als Offizielle Yes-Veröffentlichung.
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"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

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Caravan
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Re: YES - "Live in Concert 1971" LP - Kurz-Review

Beitrag von Caravan »

Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung.
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JJG
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Re: YES - "Live in Concert 1971" LP - Kurz-Review

Beitrag von JJG »

Ich schreibe zu schnell und vergesse einige Infos. Wenn man es glauben kann, dann ist die Scheibe auf 500 Stück limitiert.
Bei solchen Angaben sollte man immer vorsichtig sein. Erwerben konnte man sie über einen großen Anbieter und das Vinyl
war tatsächlich neu, wenn auch nicht eingeschweißt. ich habe 37€ dafür hin geblättert. Das ist mir die Scheibe wert und
die Qualität stimmt, somit war ich mit dem Erwerb zufrieden.
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Soundchasing
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Re: YES - "Live in Concert 1971" LP - Kurz-Review

Beitrag von Soundchasing »

JJG hat geschrieben: Mo 8. Nov 2021, 14:18 Yes – In Concert 1971

Der dritte Song des Vinyls enthält dann den Song „It’s Love“, der im Original von The Young Rascals stammt und von deren Mitgliedern, Felix Cavaliere (Keyboards) und Eddie Brigali (Gesang, Gitarre) komponiert wurde. Yes haben die ursprünglichen drei Minuten auf fast elf ausgedehnt. Hier ist Chris Squire federführend, nicht nur am Bass, sondern auch im Gesang dominiert er den Song. Der Yes-Gründer probt hier schon fleißig für sein „The Fish“ und die Solos, für die er dann berühmt wurde und über Jahre die Spitzenposition in den Polls der englischen Musikpresse belegte. Das Stück bildete den Abschluss des Sets in dem das komplette Yes-Album (außer Starship Trooper) + diese drei Cover gespielt wurden.
Diese und die beiden weiteren Aufnahmen stammen nunmehr vom Konzert am 31. Juli in London, den Garden Parties im Crystal Palace, die von 1971-1980 erfolgreich waren.
Lieber JJG,

vielen Dank für die ganz tolle Rezi. Die habe ich zum Anlass genommen, gestern Abend nach fünf Stunden Autofahrt (aus Aachen) It´s Love anzuhören. Der absolute Wachmacher. Ich glaube die anderen Autofahrer haben ordentlich Abstand genommen, nachdem sie mich bei sehr lauter Musik hinterm Steuer toben sahen.

Gruß Soundchsing
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Re: YES - "Live in Concert 1971" LP - Kurz-Review

Beitrag von JJG »

Soundchasing hat geschrieben: Do 11. Nov 2021, 15:55
JJG hat geschrieben: Mo 8. Nov 2021, 14:18 Yes – In Concert 1971

Der dritte Song des Vinyls enthält dann den Song „It’s Love“, der im Original von The Young Rascals stammt und von deren Mitgliedern, Felix Cavaliere (Keyboards) und Eddie Brigali (Gesang, Gitarre) komponiert wurde. Yes haben die ursprünglichen drei Minuten auf fast elf ausgedehnt. Hier ist Chris Squire federführend, nicht nur am Bass, sondern auch im Gesang dominiert er den Song. Der Yes-Gründer probt hier schon fleißig für sein „The Fish“ und die Solos, für die er dann berühmt wurde und über Jahre die Spitzenposition in den Polls der englischen Musikpresse belegte. Das Stück bildete den Abschluss des Sets in dem das komplette Yes-Album (außer Starship Trooper) + diese drei Cover gespielt wurden.
Diese und die beiden weiteren Aufnahmen stammen nunmehr vom Konzert am 31. Juli in London, den Garden Parties im Crystal Palace, die von 1971-1980 erfolgreich waren.
Lieber JJG,

vielen Dank für die ganz tolle Rezi. Die habe ich zum Anlass genommen, gestern Abend nach fünf Stunden Autofahrt (aus Aachen) It´s Love anzuhören. Der absolute Wachmacher. Ich glaube die anderen Autofahrer haben ordentlich Abstand genommen, nachdem sie mich bei sehr lauter Musik hinterm Steuer toben sahen.

Gruß Soundchsing
Yes sind so herrlich ungestüm, da muss auch nicht jede Note genau passen, nicht jeder Takt stimmen und der Gesang nicht immer abgestimmt sein.
Mir fehlt noch die Bass-Odysee, also Mitschnitte, bei denen sich Chris und Steve mit dem Vier-Saiter duelliert haben. Vielleicht stoße ich irgendwann noch drauf.

Off-Topic- heute höre ich das Debüt von Kansas, macht mächtig Spaß das Vinyl.
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SOON
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Re: YES - "Live in Concert 1971" LP - Kurz-Review

Beitrag von SOON »

danke für dieses Review, schön Bund mit vielen Infos!
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