[REVIEW] The Moody Blues - A Question of Balance (1970)

feat. Moraz
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Max
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[REVIEW] The Moody Blues - A Question of Balance (1970)

Beitrag von Max »

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1970 brachten die Moodys ihr fünftes Album, A Question of Balance heraus, dessen Opener, Question, mit hektischem 12-String-Akustikgitarrenspiel beginnt. Dazu singt Hayward einen anklagenden Text, der sich gegen den Vietnamkrieg wendet. Dann wird es aufeinmal ruhig, ein melancholischer Zwischenteil mit ruhigem Bass und hymnisch-bombastischem Arrangement mit sehnsüchtigem Gesang. Dann folgt die Reprise des hektischen Anfangsteils, diesmal mit aggressiven Mellotron/Paukenschlägen am Anfang, bis das ganze im Fade-out endet. Ein sehr gelungener Opener, der als Single auf Platz 2 der Hitparade kam.
How is it (We Are Here) ist ein mellotrondominierter Zweiminüter aus der Feder von Mike Pinder mit etwas klumpigem Rhythmus, der ein schön körniges Gitarrensolo und fadendes Mellotron beinhaltet.
Mit And the tide Rushes in gibt es eine sehr schöne Ballade von Ray Thomas, bei der der tolle Bariton von Thomas, die sehr stilvolle Spinettbegleitung und die spannende Akustikgitarrenarbeit zu loben sind.
Das nächste Stück heißt Don't you feel small, ist das zweite Lied, das Graeme Edge mit den Moody Blues aufgenommen hat und weist einen äußerst interessanten Shuffle-Rhythmus sowie neben Chorgesang eine geflüsterte Backing-Stimme auf.
Auch der nächste Track, die Lodge-Komposition Tortoise & The Hare ist rhythmisch wegen seines treibenden, slashenden 4/4-Takt sehr interessant, wobei das Mellotron und die heulende E-Gitarre eine angespannte Stimmung erzeugen.
In Haywards It's up to you spiegelt sich sein gesamtes Songwritertalent wider; das bluesige Hauptriff auf der E-Gitarre ist einfach wunderbar, genauso wie die eigenartige, weinende Akkordfolge in den ruhigen Zwischenteilen. Außerdem wird deutlich, wie gut die Moodys ohne Verzerrung und Lärm rocken können. :cool:
Die Liebeshymne Minstrel's Song, der Schwanengesang der Hippie-Phase, stammt wieder aus der Feder vom Bassisten Lodge und experimentiert wieder mit versetztem Kanon und Chorgesang. Stilistisch sehr vergleichbar mit "Time and A Word" von Yes, beginnt er ruhig mit Gitarre und Gesang und steigert sich dann zum bombastischen Overkill, der im ruhigen, aber holprigen Dawning is the Day endet. Dieses Hayward-Liedchen kommt mir persönlich wie eine Aneinanderreihung unselbstständiger Melodien und Akkorden vor, die leise mit einigen Pausen vor sich hin plätschern. Wunderschön ist lediglich der mellotrongeladene Zwischenteil mit kurzem Flötensolo am Ende. Die Variationen der einzelnen Themen zum Schluss zeigen aber, dass Hayward sich Gedanken gemacht hat... trotzdem der Schwachpunkt der CD. Doch direkt danach kommt der Höhepunkt der CD, Mike Pinders schwermütiger 5-Minüter Melancholy Man, der mit hymnischen Gitarrenakkordfolgen, Pinders Leadgesang und weinenden Chören der vier anderen beginnt. Wunderschön die akzentuierte, säuselnde Aussprache der auf "t" oder "d" endenden Worte. Nach einem ähnlichen Refrain experimentiert Pinder mit hallversehenen Synthesizerklängen, der die Melodie zu verhallten Windgeräuschen spielt. Jetzt kommt sein Gesang wieder dazu, aber nicht nur seiner, sondern auch der der anderen, die den Refrain dazu singen, die textlosen Chorgesänge (bei denen besonders John Lodges Falsett hervorsticht) bleiben weiterhin erhalten, sodass man das Gefühl bekommt, einen riesigen Chor aufgezeichnet zu haben. Flehend, schreiend, weinend brüllt Mike Pinder dazu, bis der Titeltrack, Balance (der zweite Höhepunkt) einsetzt, ein Gedicht von Graeme Edge (wieder von Mike Pinder vorgetragen), das mit ruhiger Musik von Ray Thomas, bestehend aus Mellotron, Akustikgitarre und Bass unterlegt wird. Lediglich der Refrain ist sehr bombastisch, sehr schön auch die heulenden Falsettgesänge von John Lodge und die gezielten Tom-Schläge und E-Gitarrenlinien vor dem Refrain.
Und dann ist die CD schon vorüber...
Von den ganzen Platten der Moodies - kann man sagen - ist die "Question of Balance" die un-proggigste. Dafür bekommt man hier sehr gute Pop/Rock-Songs im 70s-Style zu hören, die perfekt arrangiert und sehr gut gemacht sind.
Für die volle Punktzahl reicht das aber noch nicht, aber 6/10 Punkte ist mir zu wenig, also gebe ich 7/10 Punkte mit Tendenz nach oben.


1. "Question" 5:40
2. "How Is It (We Are Here)" 2:48
3. "And the Tide Rushes In" 2:57
4. "Don't You Feel Small" 2:40
5. "Tortoise and the Hare" 3:23
6. "It's Up to You" 3:11
7. "Minstrel's Song" 4:27
8. "Dawning Is the Day" 4:22
9. "Melancholy Man" 5:49
10. "The Balance" 3:33


Justin Hayward - vocals, acoustic & electric guitars, mandolin
John Lodge - vocals, bass
Ray Thomas - vocals, flute, tambourine
Graeme Edge - drums, percussion, whispered vocal on "Don't You Feel Small"
Mike Pinder - vocals, Mellotron, Moog synthesizer, piano, maracas, acoustic guitar
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SOON
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Re: [REVIEW] The Moody Blues - A Question of Balance (1970)

Beitrag von SOON »

Question ist ein absoluter Knaller, der alleine schon den Kauf rechtfertigt.
Auch sonst eine schöne Proto-Prog-Scheibe mit viel Mellotron- Teppichen und pathetischem Harmony-Gesang.

MAKE PROG NOT WAR ! ---> ---> My 2024 Album Faves

Member Z
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Re: [REVIEW] The Moody Blues - A Question of Balance (1970)

Beitrag von Member Z »

... und ich habe es noch als Original-Vinyl des Kaufes in den 70ern hier - 'rauf und runter' gehört damals.
Es ist eines der Alben, bei dem ich als Vinyl-Abstinensler alleine schon wegen der grafischen Gestaltung (generell der MB-Alben damals) ins träumen komme. In Verbindung mit der Musik waren es immer wieder tief gehende Momente des Genusses und der Gefühle.


tolles Album.
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Aprilfrost
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Re: [REVIEW] The Moody Blues - A Question of Balance (1970)

Beitrag von Aprilfrost »

Hab ich erst kennen gelernt, als ich „Days of Future Past“ und „On the Threshold of a Dream“ schon mit der Playernadel totgefräst hatte. Ging dann genauso ab wie die beiden oben erwähnten LPs.
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