[REVIEW] The Moody Blues - Seventh Sojourn (1972)

feat. Moraz
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Max
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[REVIEW] The Moody Blues - Seventh Sojourn (1972)

Beitrag von Max »

The Moody Blues - Seventh Sojourn (1972)



1. "Lost in a Lost World" (Mike Pinder) – 4:42
2. "New Horizons" (Justin Hayward) – 5:11
3. "For My Lady" (Ray Thomas) – 3:58
4. "Isn't Life Strange" (John Lodge) – 6:09
5. "You and Me" (Hayward/Graeme Edge) – 4:21
6. "The Land of Make-Believe" (Hayward) – 4:52
7. "When You're a Free Man" (Pinder) – 6:06
8. "I'm Just a Singer (In a Rock & Roll Band)" (Lodge) – 4:18
BONUS:
9. Isn't Life Strange (Original Version) (John Lodge) - 8:10
10. You And Me (Beckthorns Backing Track) (Hayward/Edge) - 6:33
11. Lost In A Lost World (Instrumental Demo) (Pinder) - 4:41
12. Island (Previously Unreleased) (Hayward) - 4:30

Los geht es mit aufgeregten Celloklängen des Chamberlins, zu denen nach 10 Sekunden die restlichen Instrumente dazukommen: erst der monotone, klopfende Rhythmus des Schlagzeugs, dann das Chamberlin mit seinen gesamten Streichern, das Klavier, die bluesige Gitarre, die Oboe, der Bass und Mike Pinders theatralischer Gesang: Lost in a lost world, Mike Pinders eine von zwei Komposition auf dem Album, ist der erste Song auf dem Album „Seventh Sojourn“, der – wie der Name schon sagt – eine pessimistische, melancholische Weltbetrachtung („I woke up today – I was crying – Lost in a Lost World“) ist, in dem sich jedoch auch einige Hoffnungsfunken verstecken („With all of us so we can be an ever loving family. Oh, have you forgotten we're all children? Children from a family tree that's longer than a centipede, and started long ago when you and I were only love...). Die bombastischen Streicher, der "wunderbar depressive" ;) Text, die weinende Oboe und der spektakuläre Gesang (und Chorgesang von den anderen Mitgliedern) machen dieses Lied zu einem spannenden Opener. Diese Stimmung soll bis zum Ende des Albums erhalten bleiben und macht dieses Album zu einem der besondersten Alben der 5 Briten, zu deren Herbstalbum.

Weiter geht es mit einer wehmütigen Ballade von Justin Hayward, New Horizons. Nach 2,5 Minuten erschallt ein tolles Gitarrensolo von Hayward, das 1,5 Minuten später nocheinmal aufgegriffen wird. Der Text ist hier eher romantisch und hoffnungsvoll; die sehnsuchtsvollen Streicher unterstreichen das noch zusätzlich.

Fast jedes Album hat jedoch auch einen Schwachpunkt: und der ist das ziemlich schwermütige und langweilige For My Lady von Ray Thomas: das Akkordeon, das die ganze Zeit die gleiche Melodie spielt, nervt irgendwann; genau wie die 4 oder 5 Akkorde, die in 4 Minuten immer wieder wiederholt werden: ein zu schmalziges und simples Liebeslied. Nur der Mittelteil mit geschickt in Bombast verhüllten außereuropäischen Tonfolgen, weiß zu überzeugen.

Mit dem Beinahe-Longtrack Isn't Life Strange von John Lodge wird es allerdings wieder spannend: die ursprüngliche Version, die neulich auf der SACD-Ausgabe des Albums veröffentlicht wurde, ist über 8 Minuten lang, wurde allerdings für die LP gekürzt. Auch wenn die 2 Minuten längere Version deutlich "barocker" ist (mit schwebendem Solo für Mellotron und Flöte), ist die Albumversion trotzdem ein toller Song. Der stotternde Gesang, die bluesige Gitarrenarpeggios, die wabernden Paukenschläge, die gesampleten Streicher und der herrliche Refrain machen dieses Lied zum (zweit)besten des Albums.

You And Me ist eine treibende, rockige Kooperation von Schlagzeuger Edge und Frontman Hayward, wobei ich vermute, dass Edge für den Text und Hayward für die Musik zuständig war. Der Text ist auf jeden Fall wunderbar zeitkritisch (Kritik am Vietnamkrieg, wie mir Wikipedia beibrachte), die Musik ohnehin genial. Einige Menschen stört das ewige Fadeout, mich jedoch nicht nicht wirklich. Bei jeder Wiederholung dieser simplen Akkordfolge kommt etwas neues dazu: ein neuer Rhythmus oder eine neue Gitarrennote.

The Land of Make-Believe ist für mich das beste Lied auf dem Album und eines der besten Songs, die Moody Blues je aufgenommen haben. Der bombastische Mittelteil ist trotz seiner Einfachheit überragend. Nach einer recht einfachen Prelude und einer sehr leisen Strophe wissen die Moodies ihre Bombastkenntnisse geschickt auszunutzen.

Das schwerfällige When You're A Free Man von Mike Pinder erinnert sehr an “Melancholy Man”, ist nur mit deutlich mehr Streichern versehen. Immer weiter trottet das Lied daher, ohne jedoch langweilig zu werden: zahlreiche melancholische Gitarrensoli und interessante Chamberlintöne machen auch dieses Lied zu einem Meisterwerk, das nach 6 Minuten in einem leisen, experimentell-orientalisch anmutenden Teil abklingt.

Ein harter, schneller Schlagzeugrhythmus wird eingeblendet, dann erklingt eine straighte Basslinie, eine eher unscheinbare Gitarre und tiefer Chorgesang treten hinzu. Schließlich setzen die Chamberlin-Bläser und -Pianos, ein von Ray Thomas gespieltes Saxophon und später jaulende Gitarrensoli. Und dann ist das Album nach diesem letzten Stück, das übrigens I'm just a Singer in A Rocknroll Band heißt, zu Ende.

Nach ein paar Konzerten und einigen Aufnahmesessions in 1973 war dann endgültig mit Moody Blues Schluss, bevor “Octave” leider Gottes herauskam und die Moodys mit den darauffolgenden Alben mit Ex-Yes-Keyboarder Patrick Moraz ganz passable bis sehr gute Musik machten, um dann in Richtung Gegenwart in ewige Kitschsümpfe abzutauchen.

Insgesamt ist “Seventh Sojourn” das wohl melancholischste aller Moody-Blues-Alben, aber auch eines der besten.
Auch befindet sich die Band besonders hier im Bereich des Progs, auch wenn Klassischer Prog eher anders zu definieren ist. Gerade Seite 2 ist recht komplex; und "anspruchsvoll" ist das ganze Album: philosophisch und "nachdenklich".
Punkteabzug gibt es aber wegen “For My Lady”, dem Ausfall dieses Albums.
Seit etwa 2005 kann man das Album auch teuer als DVD Audio kaufen;
seit Anfang 2007 gibt es “Seventh Sojourn” auch als SACD; ich selber besitze diese noch nicht, sondern nur die 80er Jahre CD, kann jedoch die SACD alleine wegen einer knappen halben Stunde Bonustracks (in die ich jeweils hereingehört habe) empfehlen: die 8minütige Originalversion von “Isn't Life Strange” mit barockem Mittelteil, Instrumentalversionen von “You&Me” und “Lost in A Lost World” und der Outtake “Island”, der auf das nächste Album gekommen wäre. Der Klang soll angeblich klarer geworden sein, während die 80er Jahre Ausgabe eher "vermatscht" klingt.
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