[REVIEW] JON & VANGELIS - PAGE OF LIFE (1991)

feat. Anderson
incl. Vangelis
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SOON
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[REVIEW] JON & VANGELIS - PAGE OF LIFE (1991)

Beitrag von SOON »

1. Wisdom Chain 05:21
2. Page of Life 03:16
3. Money 06:07
4. Jazzy Box 03:14
5. Garden of Senses 06:23
6. Is it Love 04:27
7. Anyone Can Light a Candle 03:46
8. Be a Good Friend of Mine 04:13
9. Shine for Me 04:10
10. Genevieve 03:48
11. Journey to Ixtlan 05:50
12. Little Guitar 01:45

Personnel:

Jon Anderson: Lyrics, Vocals
Vangelis: Keyboards / Synthesizers / Programming

Rory Kaplin: Keyboards
Sean Murray: Keyboards
Brad Ellis: Keyboards
Jimmy Hahn: Guitar
Eduardo Singore: Bass
Derek Wilson: addition Percussion on "Wisdom Chain" and "Money"


Page Of Life
, das vierte und bisher letzte Jon & Vangelis-Album, wurde im October 1991 ohne großartige Vorankündigung veröffentlicht.
Als ich damals die CD im Laden meines vertrauens zufällig fand, meinte der Verkäufer es wäre das einzige Exemplar, dass er bekommen hätte und er würde auch nicht nachbestellen. „Vangelis läuft nicht mehr“.
Auch Arista Records -die Plattenfirma- schien nicht mehr viel in das Duo zu investieren, so hatte das CD Cover nicht mal eine bedruckte Innenseite.
Infos waren also rar.
Schon 1986 gab es erste gemeinsame Versuche, neue Songs zu schreiben.
Viel kam davon allerdings nicht an die Öffentlichkeit, einige Fragmente wurden wohl für ABWH (Let’s Pretend) verwendet.
Als B-side erschien 1991 der Song Sing With Your Eyes auf der Wisdom Chain (edit) / Page of Life-Single, welcher ebenfalls aus den 86er
Sessions stammen soll.
Liest man die Credits wird einem klar, dass das Songmaterial wohl aus unterschiedlichen Quellen kommt und man offensichtlich gerungen hat eine CD zu füllen.
12 Stücke sind dennoch zusammengekommen, allerdings hat man nicht immer das Gefühl, dass diese gemeinsam erarbeitet wurden.

Mit Wisdom Chain gelang den beiden ein Opener, der alle Qualitäten von Jon Anderson und Vangelis vereint.
Markante Melodien, treibende Percussion, kluge Lyrics und der typische Vangelis-Bombast, der ein enormes technisches und musikalisches Know-how voraussetzt.
Page of Life ist eine von Andersons schönsten Balladen, die mit ihrer positiv-humanistischen Botschaft stark an die Kitsch-Grenze geht, meines Erachtens jedoch die ehrlichen Bestrebungen des Sängers wiedergeben.
Nahtlos geht dieser Track in den nächsten –Money- über.
Mit stampfenden Beats, deftigen Hooklines und diversen Soundscapes ist es das dramatischste Stück des Albums, das einiges an Schwung zwischen die vielen Balladen bringt.
Besonders das Stück Jazzy Box streicht den doch ziemlich sterilen Albumsound heraus.
Auch wenn Vangelis hier eine beeindruckende Performance präsentiert, passt das Stück nicht zum Album, da es überhaupt nichts mit Jon Anderson zu tun hat.
Genauso ist es mit dem Track Is it Love das überhaupt nicht nach Vangelis klingt und Gerüchten zufolge ein Überbleibsel aus den ABWH Sessions sein soll.
Garden of Senses ist eine epische Ballade, die jedoch unter dem schläfrigen Gesang von Jon leidet.
Auch ein melancholisch-ausladendes Saxophon-Solo kann den Titel nicht mehr retten.
Anyone Can Light a Candle, Shine for Me und Genevieve sind wunderschöne Jon-Balladen.
Eine schöner als die andere aber auch genauso langweilig.
Ausser YES, gibt es wohl niemand, der Andersons Klangwelten besser in Szene setzt als Vangelis mit seiner Synth-Orchestrierung.
Der Tiefpunkt wird mit Be a Good Friend of Mine erreicht, der mir immer wieder diese insgesamt gute CD vermiest. (ähnlich wie Teakbois bei ABWH)
Wohl ein verzweifelter Versuch, ein Radio-Hit zu landen, wobei einiges nein alles, schief ging.
Mit Journey to Ixtlan erreicht das Album doch noch einen epischen Höhepunkt, zumindest einen kleinen.
Einfach genial, diese geschichteten Vocals von Jon und diese prunkvollen Arrangements.
Zum Schluss gibt es noch ein verzichtbares kleines Gitarrensolo namens Little Guitar, welches, wie vieles auf dieser CD, wahrscheinlich programmiert wurde.

Insgesamt bekommt man ein durchwachsenes Werk, dass sich einige Banalitäten nicht verkneifen konnte, jedoch auch einige gut organisierte Songs hervorbringt
Leider fehlt Page of Life die epischen Momente, ihrer Vorgänger und enthält zu viele Soft-Rock-Klischees.
Wahrscheinlich hat sich aber auch niemand für dieses Album richtig ins Zeug gelegt.
Angefangen beim Cover (das eher an einen Werbeflyer der Sciencetology Church erinnert) bis hin zu einigen Wegwerf-Arrangements aus dem vangelischen Soundlabor, kommt vieles recht lieblos daher.
Bei Veröffentlichung gab es keine Interviews, keine Konzerte, keine Promotion keine Kommentare von irgendjemand.

Da diese CD 1991 nicht in den USA veröffentlicht wurde, lizenzierte Jon Anderson 1998 eine Version bei der drei Titel gestrichen dafür aber den Track Change we must enthält.
Auch gab es ein anderes Cover.
Dieser Release wurde wohl nicht mit Vangelis abgestimmt, was zum endgültigen Bruch von Jon & Vangelis geführt haben soll.
Kein schöner Abschluss für eine doch sehr gute Kollaboration, zweier herausragender Musiker.

[thumbnail]http://www.vangelismovements.com/PageOf ... FrontB.jpg[/thumbnail]

Kürzlich (2013) erschien eine Remaster-Edition auf Esoteric Recordings die wiederum von Vangelis betreut wurde. (mit der 91er Tracklist)
Man hielt sich weitgehend an die ursprünglichen Klangparameter, von daher bringt diese Edition kaum einen Mehrwert.
Dafür erhält man endlich ein ordentliches Booklet, mit allen Texten, einem Vorwort und einem Bonus Track namens Sing with Your Eyes.

[thumbnail]http://ecx.images-amazon.com/images/I/4 ... SX450_.jpg[/thumbnail]

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Re: REZI: JON & VANGELIS - PAGE OF LIFE (1991)

Beitrag von JJG »

Klasse Rezi zu einem unterbewerteten Album - großen Dank an Dr. Soon.
"We are truth made in heaven, we are glorious" (Anderson/Stolt 2016)

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Aprilfrost
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Re: REZI: JON & VANGELIS - PAGE OF LIFE (1991)

Beitrag von Aprilfrost »

26. Dez 2013, 23:23 » JJG hat geschrieben:Klasse Rezi zu einem unterbewerteten Album - großen Dank an Dr. Soon.
Hmm ... ich finde es nicht unterbewertet. Soony hat den sterilen Sound ja schon erwähnt. Und die Kompositionen sind auch nicht unbedingt die definitiven Kracher, wenn auch einige ganz schön sind. Sicher ist Jons Stimme die tragende Säule dieser Scheibe, aber das würde ich nicht überbewerten wollen. Nevertheless: schöne Rezi!
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